Christina Schmid
Konzeption und Gestaltung

le cube
Raumdrehung als Serigrafie

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le cube 2

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Raumdrehung als Serigrafie

Ich liege auf dem Boden und schaue zur Decke, sie ist voller Spuren vergangener Ausstellungen – Löcher, Klebebandreste, dürftig überstrichene Zeichen. Acht Lampen werfen ihr Licht auf Dinge, die nicht mehr da sind, während mein Tisch im Schatten steht. Gedanklich drehe ich den Raum.

Wäre die Decke mein Boden, hätte ich ein Fenster zum Reinsitzen und eine unerreichbare Tür. Das Waschbecken wäre unnütz, der tropfende Wasserhahn würde zur Dusche ohne Abfluss.

Wäre das Fenster am Boden, könnte ich von oben in die Welt schauen, und ihr durch die Tür zu mir nach unten. Die Heizung läge am Boden, ein wärmendes Lagerfeuer. Arbeiten könnte ich auf einem Podest.

Wäre die Tür am Boden, hätte der Raum Oberlicht. Die Lampen hingen an der Wand, die Lichtschalter könnte ich mit dem Fuß betätigen. Die Tür ginge auf wie eine Truhe, ich fiele ins Treppenhaus und durch die bunten Fensterscheiben in die Bäume.

Wäre die Wand mit der kleinen Nische am Boden, läge zwischen mir und dem Fenster ein Graben. Die Tür könnte ich von oben nach unten aufklappen und durch den Gang fallen bis auf die Glastür neben dem Klo.

Wäre die weiße Wand mein Boden, wären Tür und Fenster weit weg. Ich säße im Kerker, käme nirgends ran, schon gar nicht an die Nische. Hätte ich eine Leiter, dann ginge mein Raum dort oben weiter.

Und gäbe es keine Schwerkraft, könnte ich meine Ausstellung hier auf alle sechs Böden verteilen. Wir gingen von einer Perspektive zur nächsten, säßen im Kreis um das Fenster oder um die Tür und tanzten zwischen den Lampen.

2017
Vierfarbiger Siebdruck
25 × 25 cm
6 Motive
16 Exemplare

Beitrag zur Edition ›boxenstopp‹
der GEDOK Stuttgart