Christina Schmid
Anfänge und Enden

Kleid

Dein Buch ist ein Kleid, das deinen Körper einhüllt, es raschelt, wenn du dich darin drehst. Zu Kleidern kamst du über den Tanz, nun kleidest du dich als Buch für mich, willst gelesen werden, sortiert, die Seiten ohne Reihenfolge übereinandergeschichtet, ich kann dich nicht lesen, nicht in diesem Licht und schon gar nicht in diesem Kleid, das dich verdeckt. Zugedeckt mit seitenweisem Text ohne Ende und Anfang, wie lose Fäden hängen die Sätze von dir weg. Erst jetzt sehe ich den Raum, in dem wir uns drehen: Text über Text an Wänden, Boden und Decke, sie flüstern und rascheln im Wind, der durch das nächtliche Fenster in dich und dein Kleid weht, dein Buch, das du jetzt ausziehst. Darunter trägst du nur noch ein Wort auf deiner Haut, am Ellbogen, was steht da für immer für dich? Imagine.