Im Traum lädt mich meine ehemalige Klassenkameradin Judith überraschend zu ihrem dreißigsten Geburtstag ein. Ich bin etwas irritiert, dass sie erst jetzt dreißig wird, Jahre nach mir. Waren wir nicht alle ein Jahrgang, Dezemberkinder? Dich darf ich auch mitbringen. Als wir ankommen, ist noch kaum jemand da, nur die Familie, Freunde trudeln nach und nach ein. Judith begrüßt uns kurz und muss dann weiter, wir schauen uns um. Der Gasthof ist etwas altmodisch, doch schön vorbereitet. Plötzlich Gejohle und Applaus, ein Gast klärt uns auf: Heute feiern wir Judiths Hochzeit. Die Vorbereitungen sind ein Schauspiel für sich und gleichen einer mühsam einstudierten Choreografie: Der Bräutigam macht Soundcheck mit seiner Band, Stühle werden gerückt und Betten hereingetragen, die Trauung soll im Liegen stattfinden. Der Raum wird abgedunkelt und ich merke, dass ich meine Sonnenbrille trage und die normale Brille nicht mehr finde, also unscharf oder dunkel. Die Zeremonie zieht sich: Freundinnen und Tanten tragen theatralisch Texte vor, dazwischen zahlreiche Auftritte des Bräutigams mit seiner Band, Judith lacht die ganze Zeit, etwas verkrampft. Du gehst zwischendurch raus, die Band ist nicht so deins und Theater schon gar nicht. Dann sehe ich Matthias, der eben erst angekommen ist. Das Programm ist zwar noch in vollem Gange, wir fallen uns trotzdem in die Arme und ich weiß wieder, dass seine Umarmungen die besten sind. Wir lassen uns dann auch nicht mehr los und gehen Arm in Arm durch den Raum, um meine Brille zu suchen. Er erzählt, dass er auch kaum noch Kontakt zu Judith hat und sie sich nur meldet, um zu streiten. Da kommt sie angerannt und gibt Matthias im Vorbeigehen die Hand. Ihr Mann schmettert ein letztes Stück, dann ist es überstanden.
Die Brille finde ich erst nach dem Klingeln des Weckers wieder, da wo sie hingehört, auf dem Nachttisch.