Christina Schmid
Konzeption und Gestaltung

Spiralen

Im Traum eine Wanderung in schwerem Geschmeide, danach ein Empfang und Oper. Wer kam denn auf diese Kombination? Die Nachbarn. Und doch meldet sich ein Großteil der Belegschaft für diesen Ausflug an. Die Tafel, an der gespeist werden soll, besteht aus einem Holztisch und in den Boden eingelassenen Holzpflöcken als Hocker, alles steht schief auf der freien Wiese am Hang, unbrauchbar für Sekt in Gläsern. Im Wirtshaus nebenan ist noch ein schlauchiges Nebenzimmer frei, wir ordnen die Tische neu an und dann doch wieder zurück. Die Nachbarn tragen elegante Kleider mit zartem Halschmuck, der sich optisch von einem Hals zum nächsten fortsetzt, wie Spiralen, die sich um Häuser winden und in den Kleidern wiederfinden. Meine Schwester bestellt Kir Royal für alle, obwohl wir noch verkatert sind. Deine Kollegen stoßen dazu, Daniel und Ferdi in glitzernden Radlerhosen, für die Demo, die gleich beginnt. Eine Choreografie langsamer Schritte, alle stehen im gleichen Abstand zueinander und staksen so uniformiert den Berg hinab. Ich schaue zu und kenne den Zweck der Demo nicht. Ich frage eine der Veranstalterinnen, die mich fassungslos zurückfragt, ob ich das wirklich nicht gehört hätte – in den Medien sei seit Wochen nichts anderes. Ich gestehe, dass mich Nachrichten zu sehr mitnehmen und ich sie daher meide. Sie holt aus und gib mir eine Zusammenfassung der Geschehnisse, ich nicke betroffen. Dann müssen wir schnell los zur Oper. Eigentlich wissen wir schon jetzt, dass zehn Minuten für den Weg nicht reichen, wir werden den Anfang verpassen und bis zur Pause vor verschlossenen Türen warten müssen. Die Treppe ist so überfüllt, dass wir über die Geländer steigen und in unseren langen Kleidern außen weiterklettern. Noch fünf Minuten, einmal durch die ganze Stadt.