Im Traum ein Bergdorf mit Kriegsbaracke, ich will nicht weitergehen. Von oben sehe ich dich am Boden unter Wäschebergen glitschige Perlen entdecken, sie bewegen sich. Bestimmt übertragen sie Malaria oder etwas anderes. In meinem Bein steckt auch so eine Perle fest, ich kratze sie auf und weg. Draußen auf dem Platz essen wir sehr touristisch, der Lautsprecher knackt permanent, doch ich muss schreiben. Du siehst mich durch dein Glas mit Papier und Stift, nur da bin ich ich. Die halbe Nacht warte ich darauf, dass du das Baby wieder zu dir nimmst. Halboffener Schlaf, ohne Stift aus dem Traumland gekickt. Dieser Traum ist filmreif und wieder weg nach dem x-ten Stillen vom Baby und wieder Zudecken vom Kind. Was mir bleibt, ist dein verachtender Blick. Ja, ich war nochmal oben im Hotelzimmer, das jetzt deines ist. Ich sah deine Taschen vor dem Spiegel stehen, unausgepackt. Auf der Treppe kommen wir uns entgegen, du siehst mich misstrauisch an. Meinen Schuh und den Stift hatte ich dort vergessen, beteure ich und wedle damit. So verabschieden wir uns, der Traum und ich.
Im Traum probiere ich Schnürsenkel mit Soße von meinem Nebensitzer, ein dünner Mann, dem das Essen nicht schmeckt. Gegenüber wird eine fade Schuhsohle mit Kimchi verfeinert, ich esse den Rest. Von zwei Seiten höre ich Klagen der Liebe, die spontan zu mir wandert. Ich will sie nicht, wie ich auch euer Essen nicht wollte, ich hatte absichtlich nichts bestellt.
Im Traum sitzen wir in einem Bus, er fährt nicht los und wird immer voller. Wir steigen aus und gehen zu Fuß zum Meer. Es ist zu heiß, kein Schatten weit und breit, nur gleißendes Sonnenlicht. Also wieder in die Stadt zu einem Brunnen mit Elefanten aus Stein, von dem du gelesen hast. Wir klettern barfuß auf ihren Köpfen herum, jeder Elefant spritzt anders. Humpelnd zeigst du mir einen Paravent, hinter dem sich ein kleiner Elefant versteckt, schon grün vor Moos. Auf deinen Wunsch steige ich auf seinen Kopf, da plustert er wummernd die Backen auf und taucht ab ins Dunkel mit mir und wieder auf. Er spritzt aus allen Poren dich und dein Buch nass, du lachst.
Im Traum sitze ich unter freiem Himmel im Theater, wo sich Schauspieler ihre Spielpartnerinnen im Publikum suchen, ich bin eine der Auserwählten mit zwei Schmetterlingen, die ich dann doch anderen überlasse. Ein eiförmiger Bus fährt herein und kriecht den Berg hinauf nach Haus. Zu Fuß bin ich schneller, ich laufe ihm voraus, bis er mich einholt, der Fahrer besteht darauf, dass ich einsteige, es ist der Schauspieler, der mich wollte. Er will Bruchschokolade mit mir machen, mit lustigen Toppings, das klingt gut und du beobachtest amüsiert, wie ich in seinen Arm hüpfe, Huckepack trägt er mich bergauf zu seinem Schokoladenhaus.
Im Traum landen wir in einem Theaterstück, die Bühne voller brauner Pappröhren und Verpackungsmaterial, darin wartet eine träge Truppe auf Bestellungen. Das Stück heißt: ›Die Verlegerin‹. Auf einer anderen Bühne steht ein Typ in einem Wald aus Mikrofonen, er will für sein Bühnenbild gelobt werden, was niemand tut. Frustriert trinkt er das Blumenwasser aus den Vasen und wirft die Blumen ins Publikum. Wir folgen einem Licht ins Dunkel, besteigen ein Raumschiff und legen ab, fliegen den Lichtwölkchen hinterher, die uns der Flugvirtuose vor uns als Orientierung ins dunkle Nichts auspufft. Zwischendurch biegt er ab in kleine Wolkenwelten, um Leute einzusammeln und ein verlorenes Kind zu retten. Wir folgen ihm, durchqueren Schlick und Algenfelder, reißen uns los und wieder hinauf. Auch meine Eltern fahren herum mit Oma, der sie Basel zeigen und kleine Hafenstädte. Auf dem Rückweg wollen Sie zu uns und mein Gepäck abholen, bei der Hitze reicht mir der neue Badeanzug: Eine Galaxie mit Neonbändern an den Seiten zum Zusammenziehen, so schrumpft der Sternenstoff zu einem Päckchen, klein und leicht wie ein Tischtennisball.
Im Traum reisen wir im Zug von Stadt zu Stadt, wir sind auf Tournee mit unserem Wasserspaziergang. Sind wir hier richtig, wo müssen wir raus, kommen wir rechtzeitig an? Kein Ortsschild am Bahnsteig verrät uns, wo wir sind. Ich will mein Handy befragen, doch darin schwappt nur Spülwasser mit weißen Schaumblasen, nicht mehr zu gebrauchen als Karte, Kompass oder Uhr. Irgendwo steigen wir aus, machen Pause am Strand, haben solch eine Lust, dass uns die Zeit egal ist und auch die anderen Leute, wir rennen nackt ins Meer. Die Lust bleibt bei mir bis im Hotel die große Lea bei mir ist, mein Kopf reicht ihr bis zum Bauch. Sie hängt mich kopfüber mit den Beinen über ihre Schultern. Müssen wir nicht los? Im Handy noch immer nur Schaumwasser. Bestimmt ist noch Zeit.
Im Traum wohnt Pablo unter und Leana über uns, Lio ist begeistert über all die Kinder im Haus. Nur Marilena reichen die Zimmer nicht, sie braucht zwei Küchen, wovon wir ihr abraten, sie überlegt weiter. Dann mein erstes Date mit einem jungen Kerl, er küsst viel zu hastig und hat keine Zeit, seine Party geht gleich los. Dort mag mich ein kleines Mädchen, dem ich knallblaue Farbe verspreche und die 77 Holzquadrate aus der Kiste unter meinem Bett. Bis ich wiederkomme, ist sie weg. Stefanie leuchtet im grüngelben Schal, nur widerwillig lässt sie sich das Gartenhaus zeigen, ihre Assistentin schreibt mit und will sich melden, ich glaube ihr nicht.
Im Traum habe ich einen Termin direkt nach dem Urlaub fast vergessen, um 10 muss ich dort sein, es ist 9:53 Uhr, ich komme zu spät. Ich renne durch ein Bürogebäude und knalle Türen, versuche immer wieder Christoph anzurufen, mein Handy will nicht. Auf einem Trampelpfad durch eine hohe Wiese erzählt mir Frauke von ihrer Tochter: Als alle wegen Covid ausreisen mussten, zog sie sich kiffend aufs Land zurück. Jetzt hat sie alle Varianten durch, auch die englische und französische, es geht ihr gut. Eine Uhr zeigt noch immer 9:53 Uhr und später noch eine. Wenn die Zeit so stillsteht, könnte ich es noch pünktlich schaffen, nur habe ich gar keine Lust mehr auf Termine. Aufs Land ziehen und kiffen? Frauke schüttelt den Kopf.
Im Traum löffeln wir scharfe Erbsensuppe mit Zuckerschoten aus einem Topf, der stand schon gestern mitten im Weg auf einem Stuhl. Daneben kauft Sinje ihr Gemüse ein. Sie trägt eine Stola aus riesigen Erdbeeren, passend zu ihrer Ausstellung, die wir gleich besuchen. Ein Raum voller schwebender Neonröhren, an die wir uns hängen und schaukelnd Luftakrobatik versuchen.
Im Traum soll ich einen Vortrag vor einer Klasse halten, ständig kommt und geht jemand, meine Stimme bricht weg. Wir hüpfen uns wach und versuchen ganz still zu sein – wie schwer das ist! Ich will brüllen und kann nur krächzen, da wird es still. Beim Einschenken passiert mir eine sprudelnde Überschwemmung, wir lauschen, wie das Wasser vom Pult auf den Teppich tropft. Barfuß schleiche ich durch die Reihen und sammle alle Gesten der Klasse ein.
Als hättest du ihn bestellt in meiner Traumfabrik: Erst ein Kästchen mit Tuch, das sich beim genaueren Hinsehen als bewegte Geschichte entpuppt, Hologramm mit Eidechse, die ausbüxt. Später ein leeres Buch mit bläulich schimmernden Seiten, die sich in mehrere Bücher aufteilen und um die Wette rennen, wie Hase und Igel im raschelnden Papier.
Im Traum besuche ich eine vertikale Buchmesse, die Bücher lagern weit oben über den Ausstellungstischen, ein rostiges Fahrrad an Seilen dient als Aufzug, natürlich will ich das oberste Buch, dort wohnt der Mond. Ich pflücke einen Strauß hochgewachsener Stifte, die sich schon biegen, manche Farben gibt es nur in kurz.
Im Traum spaziere ich zu einem Vortrag, Demian hat das selbe Ziel. Er zeigt auf sein Atelier am Waldrand, ein gefaltetes Glashaus, sieht spannend aus, da möchte ich mal hin! Nicht jetzt, sagt er, aber später. Wann fährt der letzte Bus? Um sechs Uhr früh, sagt er und lacht, er lädt mich ein für diese Nacht, was er gleich wieder vergisst. Wir kommen an, er wird umringt, ich sitze am Rand, der Vortrag beginnt. Eine Puppenmacherin erzählt das Konzept ihrer blauhaarigen Wesen. Ihr Sohn quatscht dazwischen, vernebelt den Raum, fragt nach Geld. Sie verstummt unter Tränen und sieht mich am Rand, mein rotes Leuchten wirkt aufmunternd, sie verwirft alles und setzt neu an: Der Puppenkopf, das weiche Gesicht, die Haare jetzt grün, der Körper biegsam wie der einer Tänzerin, wird lebendig mit dem letzten Stich, anschmiegsam, wie keine vor ihr.
Im Traum warten wir im Gedränge auf den Bus, Lio will weg. Er rennt auf die vielspurige Straße, ich hinterher, rufe heiser Julia – wie tief das sitzt, Verantwortung ist mit dem Namen meiner Schwester verknüpft. Er verschwindet hinter einem Hügel, findet eine Dose mit Keksen, vergessenes Spielzeug, verlorene Mützen der Kinder, die wohl gerade jetzt in den letzten Bus überhaupt einsteigen. Ich versuche den Fahrplan zu entziffern, erkenne nichts, höre noch ein Gespräch mit und jemanden duschen im Haus, dann ist es dunkel und still. Wir zwei allein hier, allein auf der Welt.
Im Traum lasse ich mein Knie untersuchen, es ist blau und liegt im Hof auf einem fahrbaren Tisch. Alles in Ordnung, meint der Arzt, aber wie wärs mit einem Experiment mit KI? Er pikst blaue Dioden in meine Handfläche, es löst sich gleich eine von vier, ich halte sie fest. Der Arzt eilt voraus zur Kaserne, ich hinterher in zu großen Schuhen, stolpere und falle in eine Pfütze aufs Knie. Er dreht sich noch um und verschwindet hinter einer der vielen Türen. Wo muss ich hin? Im Opernsaal ganz hinten ein Büchertisch mit Lyrik und bunten Heften, ich helfe Andreas beim Aufbau, finde ihn viel zu versteckt. Ein Buffet soll helfen, es beginnt zwischen den Büchern und erstreckt sich über mehrere Höfe in Ballonbauten, wir schlagen uns die Schüsseln voll mit buntem Gemüse und Gebäck.
Im Traum treffe ich Thomas an der Bushaltestelle, wir erkennen uns gleich – ich ihn an seinen rot gefärbten Borsten, er mich an meinem Mund. Wir schauen hin und weg, lachen schüchtern und steigen ein. Da ist auch Ulrike und die halbe Klasse, ich zeige ihr Lio, der hinter Milchglas auf seiner Oma turnt, sie zeigt mir zwei ihrer drei Kinder. Wie mein Tun erklären? Ein Buch aufschlagen, Zitrone darauf träufeln, Geheimschrift sichtbar bügeln, Petersilie darüber streuen, fertig.
Das Wort weckt mich aus meinem Traum. Ich bin in Japan, wo ich gleich den Zug verpasse, weil sich mein Handy nicht mehr wischen lässt. Du bist schon weg mit Lio und den anderen, als ich morgens im Hotel ankomme. Ich hatte woanders übernachtet an einem Berg. Hat sich gelohnt, sage ich lächelnd und überzeugter als ich bin. Im Hotel stehen ultraschmale Bettgestelle aus Metall im Halbkreis auf Tribünenstufen, überall liegt Plastikspielzeug und verstreutes Gepäck, alle packen und müssen los. Auch ich suche meine zwei Rucksäcke und Taschen zusammen, habe bestimmt was verloren und vergessen, so leicht wie die sind. Ich kenne den Weg nicht. Wann fährt der Zug? Reicht es noch? Ich finde Demian in einem Zelt, er hilft mir wiederwillig, muss gleich zu einer Konferenz – na klar, wenn er schon mal in Japan ist. Sein Handy besteht nur aus weißen Tasten ohne Display, wie soll das funktionieren? Ich überlege, mir ein Taxi zum Bahnhof zu nehmen, doch wie weit reicht hier mein Geld? Im Zug, fünf Plätze weiter, sehe ich Rebecca sitzen, die auch nach Hause will, ich werde ihr folgen, hänge mich an sie dran. Wo müssen wir umsteigen? Die Uhrzeiten helfen, japanische Stationsnamen sagen uns nichts – nur der ÖBB-Bahnhof, Österreich, ja klar! Sind wir im Flugzeug oder auf einem Schiff? Ich gehe einen Korridor entlang, alles hängt voller grüner Federkostüme. Drei Japanerinnen helfen mir irgendwie weiter, zum Dank verbeuge ich mich tief, sie lachen mich aus. Zurück im Hauptdeck zwei aufgeregte Comedians kurz vor Auftritt, von Bordmusik übertönt, der Scheinwerfer ist kaputt. Mareike, verantwortlich für die Technik, regt sich schrecklich auf. Wir schnappen uns alle Lampen, die wir finden können und schaffen ein Leuchten für die Situation. Frau Olschowski in der ersten Reihe bekommt einen Cocktail und steht im Rampenlicht. Hübsch spaziert sind wir ja schon, sagt sie in die Kamera. Befragt zu Körpergröße und Politik spricht sie von 12 Talianova, ein anerkennendes Raunen geht durch den Raum. Ist das eine Einheit für den Talienumfang? Und was soll der in der Kulturpolitik?
Im Traum werde ich gestyled von einer schwatzenden Dame: Eine graue Brettfrisur klebt mir am Kopf vor lauter Haarspray. Bis zum Dreh vergehen Tage in einer Büroetage, komplett umgeräumt als provisorisches Hotel und für ein zu filmendes Handballspiel. Da soll ich mitspielen? Nur auf der Ersatzbank sitzen und krank in einem Bett, sagt Laura. Sie legt mir einen Mantel als Decke auf eine Pritsche und geht. Ich hole Lio ab. Mit ihm auf den Schultern erkunde ich das Gebäude, erklimme das gläserne Treppenhaus auf spiegelglatten Stufen. Meine Hand klammert sich ans Geländer, die andere hält ihn gerade so auf mir, dass er in den Kurven nicht runterkippt. Oben piepst und blinkt ein Elektronikgeschäft. An einer Theke nehmen wir uns einen halben roten Nachtisch, der wird in der Szene gebraucht. Im Aufzug fahren wir runter zur Büroetage, die wieder Büro ist, alle sind weg. Filmdreh verpasst?
Im Traum bin ich eingeladen in einen Pod oder Pond: ein futuristischer weißer Pavillon mit Glaskuppel. Die Einladung ist ein gleißendes Buch von Hanna, das ich ganz fest halten will. In einer riesigen Fabrikhalle sammeln wir Geld für einen richtig guten Zweck, alle spenden reichlich, ich verwahre die Scheine, die über Nacht zu Spielgeld werden. Feindselige Blicke im Kreis, ich fliehe in die Fußgängerzone. Unter einem Glasdach steht einer, der seine Töchter auf Rollschuhen im Blick haben soll, stattdessen repariert er mein Ladegerät und küsst mich, ich lasse es geschehen, schließe die Augen und bin weg.
Im Traum webst du dein Skript für Maggie aus Bandnudeln, Schnittlauch und Papier. Wir radeln so nah nebeneinander, dass unsere Räder zu einem werden, ein schönes Kissen gerät zwischen meine Füße, du strampelst weiter für uns zwei. Ein alter Mann macht Akrobatik auf seinem Skateboard und strauchelt, als wir ihn überholen. Wir halten an einem frisch geputzten Feriencontainer mit weißem Teppich, fälschen dem Makler die Papiere und krümeln alles voll mit Moos aus unseren Haaren.
Im Traum ein Stau, dem ich zu Fuß folge. An jeder Ecke halte ich an, betrete Häuser, suche was, stelle Fragen, finde Drogen, verliere sie wieder. Schließlich endet der Stau in einer Sackgasse mit Bunkerhotel. Der Rezeptionist schickt mich nach unten, ich soll mir jedes zehnte Zimmer kurz anschauen, um zu sehen, wie verschieden sie sind. Ein Labyrinth farbiger Türen in allen Winkeln, kleine Guckfenster darin.
Im Traum sammelst du ein Salatblatt pro Mahlzeit ohne mich. Soll ich später einzeln abzeichnen, wenn sie vergammelt sind. Wir brauchen was Gemeinsames, doch ich bin in Berlin. Sarah hat eine Dose mit Kuchen dabei, mein Stück fällt auf die Straße, ich hebe es auf, puste es ab und beiße hinein, Sand zwischen Zähnen macht mir nichts, ich habe ein Kind. Eine Frau beobachtet mich amüsiert. Bunte Menschen wabern nach Mitte, die Straße, auf der wir gehen, wird zum Tunnel, am Mittelstreifen wird kampiert, auf Matten gelegen und onaniert. Wir finden ein Etablissement in einem Bunker, da stehen Schraubgläser voller brauner Pillen und Pilze, die mich interessieren. Auf dem Bett ganz in weiß liegt ein Zettel, Sechshundert Euro kostet der Trip. Wollen wir das? Im Boden steckt eine Sortiermaschine für Broschüren, Dokumente und Instrumente, die ich versehentlich schließe, sie bäumt sich auf und versinkt hinter einer Klappe. Die Betreuerin lallt, setzt immer wieder neu an mit ihren verhakten Sätzen. Hängenbleiben geht nicht, ich habe ein Kind.
Im Traum sitze ich im Flugzeug neben Sarah Kuttner und lande in Berlin über dem Wasser, ich drücke mir die Nase an der Scheibe platt. Das Flugzeug wird zum Bus, der fast ein Haus rammt, kunstvoll geschnitzte Holztür, dann Rückwärtsgang. Ich versuche den Traum aufzuschreiben, der Stift entgleitet meiner Hand. Es kam Post von dir mit schwarzen Punkten statt Köpfen auf Gruppenbildern, zu viele Briefe, um sie hier zu lesen, der Salon ist zu schön. Ein pinker Baum mit rosa Blüten über einem polierten Holztisch, an dem ich komme, bevor ich ihn auch nur berühre. Durch ein Fenster zum Raum nebenan sieht mich ein kleiner Mann, er umarmt seine Frau am Frühstückstisch, schenkt Tee nach und schreitet mit offenen Armen um eine Ecke zu mir, um mich herumzuführen in seinem Schloss. Eilig raffe ich meine Notizen, Schal und Mütze zusammen, will gehen, er hält mir die Tür auf, da steht Kathi mit rundem Bauch. Im Flur versperren Kinderwägen den Weg zum großen Saal, sie rollen los, verkeilen sich, die Babies wachen auf.
Im Traum ein Tripple-Date, wir sind schon da, auch der schöne neue Freund meiner Schwester, es fehlen noch sie und unsere Eltern, die woanders diskutieren und uns warten lassen. Wir bestellen schon mal im Auto mit beschlagenen Scheiben und gehen dann doch rein ins feine Restaurant. Als die anderen kommen, wird es zur Mensa und die Speisekarte vervielfacht sich, mein Bauch bläht sich auf. Wir ziehen weiter zu einer Party oder ist es ein Festival? Ein ganzes Dorf bereit zur Umarmung. Gegründet von einem weißhaarigen Girl, das sich mich aussucht für diesen schillernden Abend in ihrem Türmchen, als die Spiele beginnen: Alle suchen sich, im Knäuel der Massen, aalen sich ineinander, ich reite einen zotteligen Wickinger zum Champagnerhaus, das neben dem Weinhaus steht. Märchennacht in Bonbonfarben. Mein Prinz, das weiß ich, hat für jede seiner Frauen Becher aufgestellt, meiner ist der größte, fantasievoll verziert. Was das bedeutet, wissen nur die anderen, sie schauen mich tadelnd an, wälzen sich vor Neid in ihren Schminksachen und erzählen woran sie im Lustrausch denken, dass ihnen das nie passiert: Leere Handtaschen.
Im Traum besuche ich Naomi in ihrem Zimmer, da ist nur eins der drei Kinder, ich sehe es nicht. Sie ist überall im Raum und telefoniert im warmen Licht. Wände mit Resten alter Malereien, Boden und Bett bedeckt mit Büchern. Ich finde ein Buch mit allen Notizen über die Kinder: Die Zwillinge möchten getrennt werden und wurden in verschiedene Kitas gebracht. Soll ich es lesen oder Naomi alles fragen, wenn sie mal aufhört zu telefonieren? Eine Frau kommt rein und sucht was, ich stehe im Weg und erschöpft in der Tür. Draußen im Park findet Naomi lange Vorhänge für die Treppen ihrer Eingangshalle, die sie an übergroße Pistazienschalen hängt und mit Draht in den perfekten Faltenwurf zwingt.
Im Traum will Christian gerade los, als ein Gewitter aufzieht, Wind zerrt an Sarahs Zelt und weht uns in eine Hütte, wo wir festsitzen, die Welt vor dem Fenster verschwindet im Sturm. Julia kauft alle Bilderbücher im Kiosk und zeigt sie Lio oben auf der Rutsche, wo sie jeden sieht. Ein Typ zeigt ihr seine Zahnspange mit Bändern, er hatte einen Unfall, sie nickt irritiert. Im Klassenfoto sitze ich eine Stuhlreihe vor dem kleinen Fabian, der nicht wissen kann, dass der Brief von mir war, er schmachtet eine andere an. Ich gehe zu ihm und lade ihn ein. Er schaut mich nicht an, sagt aber ja.
Im Traum besteigen wir ein Flugzeug aus Beton, mittig ist eine Sollbruchstelle eingebaut, ein leerer Raum aus Holz. Dahinter fehlen die Nummern von zig Sitzen. Wieder am Boden holen wir uns Tassen mit heißer Chili-Milch, die wir schlürfen. Frau Pavlik-Huber wird schon beim Anblick rot wie das Getränk, ihr Rock kratzt und ihre Jacke aus Filz. Wir erzählen vom Haus im Garten, du begeistert, ich resigniert. Man lässt es uns nicht lieben.
Im Traum sind wir in der Schweiz, wo das Einchecken in Züge so ganz anders funktioniert als hier. Überall laufen Schaffner herum und fragen uns, ob wir das schon einmal gemacht haben. Nein? Aha. Nur wie es geht, verraten sie uns nicht. Das erklärt uns eine Exilschweizerin mit hübschem Schal, die uns die Stadt zeigt und einen Zug nach dem anderen verpassen lässt.
Ankunft in einem Hotel aus braunen Kellerabteilen. Der Hotelier schiebt uns die Wände der Zimmer zurecht und lacht. Erinnert sich daran, wie absurd oft ich angerufen habe, um alles abzuklären für unseren Besuch aus China: Ein Fabrikant von Schuhen, die ich bewundere. Aber nur für Kinderfüße, behauptet er. Warum passen sie mir dann? Mein Schrank ist voll davon! Er ist verwirrt und stammelt, vielleicht werden sie für Europa auch in groß hergestellt?
Im Traum bewohnen wir ein Haus am schwarzen, dickflüssigen Meer. Wir falten uns ein Riesenplakat zum Boot, das schneller wegschwimmt, als ich den Strand aufräumen und loslassen kann.
Im Traum eine Party, das Leben in einer WG, von der ich schon 2011 gehört hatte. Nur gute Laune und Lust die ganze Zeit! Und Zwangsneurosen, man kennt sich. Sie zeigen mir das Bad, das ich kaum sehe vor lauter Büchern im Studierzimmer aus dunklem Holz, in dem alle ein eigenes Schreibtischchen haben. Im Bad steht eine Reihe englischer Waschmaschinen aus buntem Plastik (sehen aus wie Boxen zum Transport von Hunden oder anderen Haustieren), die am besten funktionieren, wenn die Wäsche drei Tage darin liegen bleibt und dann muffig ganz eng auf Stangen gewickelt wird. Versehentlich wird Glitzer durch den Raum auf die Kunst und alles geföhnt. Demian huscht durch die Räume und verschwindet wieder, so mache ich es auch. Am Telefon will ich Sarah alles erzählen, doch es klingelt und jemand kommt im Halbdunkel auf Knien herein, vielleicht Laurenz, er schmiegt sich an mich und ich mich an ihn, was ihn überrascht. Wir legen uns auf die Sofalandschaft im Wintergarten mit Blick auf ein schiefes Haus am Hang. Ich zeige ihm alles: Die Pools mit den schönen Frauen in absichtlich verrutschten Bikinis, das Buffet unter der Glaskuppel und die schummrige Bar, wo alle so tun, als würden sie mich kennen, als gehörten wir selbstverständlich dazu.
… während Jakob von schwebenden Steinen aus Kratern, abstürzenden Flugzeugen und Experimentiercamps von Aliens träumt. Medienunterhaltung zur Verdummung der Untersuchungsobjekte und Rebellion durch Vorspielen falscher Traditionen und Fälschung von Stuhlproben mit Zigarettenstummeln und frischem Obst.
Auf der Bühne im Literaturhaus steht Corinna, verkleidet als Geschäftsmann, sie lästert gekonnt, wie ihr lang und breit erzählt wurde, was mir alles passiert. Pointe: Interessiert keinen. Um sie herum installieren zerzauste Studentinnen eine Wand als analoge Dropbox: leere Flaschenkisten, die das Publikum im Laufe des Abends füllen soll.
4:13 Uhr, dem Traum verpflichtet, den mir Lios unaufhörliches Weinen freilegt. Im Traum wohnt Marion nur zwei Häuser von unserem entfernt im Paradies mit warmen Pools unter Palmen, Buffets und Obst überall. Lio wird uns dort schreiend abgeliefert, er hört nicht mehr auf. Marion hatte gerade angefangen, sich uns anzunähern, ich zögere noch, dann quengelt Maila und wir kochen doch, Meeresfrüchte oder so. Beim Spaziergang durchs Dorf höre ich zwei Passantinnen über die 4D-Oper sprechen, mir wird schon vom Teaser schlecht: Ungefragt werde ich in immer noch unfassbarere Höhen katapultiert und wieder fallengelassen, und schnell wieder hoch, ich sehe über die Berge die Alpen, und wieder freier Fall, mein Bauch rebelliert. Zurück im Paradies wate ich durch einen Teich, der immer tiefer wird, ich trage eine geborgte Hose aus Leder, die trocken bleibt und am Tisch von so Outdoortypen bewundert wird. Wäre sie meine, würde ich sie den ganzen Urlaub tragen. Auf dem Tisch stehen Heidelbeeren, mit denen wir uns bewerfen, zur spontanen Wiederaufführung unserer Baum-Installation. Lio weint noch immer, wir können nicht mehr. Jakob gibt auf und geht mit ihm raus.
Ich bringe mal eben ein Kind zur Welt und laufe anschließend allein durchs Krankenhaus, in dem keine anderen Türen, Menschen oder Personal zu finden sind, nur lange Gänge mit Fenstern und grüne Pflanzen überall. Ich will etwas zu essen für uns auftreiben, gehe über braune Felder Richtung Dorf, auf halber Strecke kehre ich um. Ich weiß, ich sollte liegen, das Blut tropft in Stücken aus mir heraus, ich stoppe es mit Tüchern in Petras Bad, das auch Schlafzimmer und Küche ist. Auf dem Tisch steht ein riesiger Topf mit festgewordenem Brei.
Eine Kutsche mit Bett, in dem ich mit Clara und Hanna liege, sie hält in eurer Wohnung, lachend hilfst du Iris hinauf auf unsere Deckenburg, um dich dann noch rasch stilvoll an die Bar zu setzen, an der du eingesammelt werden willst. Dann sitzen wir alle fröhlich in eurem Bad herum, das dunkel gefliest ist, vielleicht grün und orange, wie in Omas Haus aus den Siebzigern. Bis etwas bei mir nicht stimmt. Ich frage, ob ich kurz allein sein und nachschauen darf, ihr geht raus. Zu meinen Füßen liegt ein Haufen Schleim, sieht aus wie eine dicke Qualle, dazu glibberige Teile eines Skeletts, dehnbare Spiralen. Du kommst zurück, um nach mir zu sehen. Tapfer sammelst du alles ein und findest eure alten Backförmchen darin, die du eh nie mochtest, die aus Leinen (oder Frottee?) mit blauen Bordüren magst du lieber. Funktionieren die denn? Aber ja, sagst du, werden gleich bestellt.
Anfang Dezember habe ich grüne Minitomaten aus dem Hochbeet an unserer Loggia geerntet, eine Schüssel voll, und sie seither mit einem Apfel in ihrer Mitte nachreifen lassen, jetzt sind sie gelb. Im Traum schaue ich gedankenverloren aus dem Fenster und snacke nebenbei diese Tomaten, nachdem die halbe Schüssel leer ist ist, fällt mir ein, dass sie giftig sind.
Lio und ich sind auf seinem kleinen Holzroller unterwegs im großen Verkehr. Wir rasen durch Tunnel, Autoaufzüge, eine Schotterpiste hinab und schließlich durch einen Fluss, in dem wir fast nicht nass werden in unseren Matschhosen. Am Ende des Parcours erwartet uns Kathi, um unser Wochenende in den Bergen abzusagen – sie fühlt sich krank und Vroni ist zu beschäftigt mit ihrer Website als Mama.
Wir planen ein Literaturfest in einer Art Freilichtmuseum, eine Schleuse hinter Maschendraht führt in eine andere Zeit, ein knarzendes Haus ganz für meine Textinstallation. Wochenlang vorbereitet, am Ende gekürzt auf eine Schatulle mit Postkarten, von Lio bekrakelt, und Briefen von dir. Damit sitze ich auf dem uralten Bett, als die ersten Gäste eintreffen: Der tapsige Nachbarsjunge, den ich freundlich auf Knien begrüße, meine Mama mit ihrem fragenden Blick, und du, mit blondierten Haarspitzen. Du setzt dich aufs Bett, ich kann nicht mehr denken, mein Gesicht hinter dem Vorhang meiner Haare verborgen suche ich heimlich deine Hand. Jemand schiebt mir noch kurz die Verantwortung für die Suppe unters Bett, ich müsse sie ja nur anschalten. Dort brodelt sie also vor sich hin, bis sie explodiert und von der Decke auf mein Bett tropft als orangene Tupfen. Das wars mit Texten in weißer Bettwäsche, auch die Ersatzdecke liegt halb im Topf.
Als Gastgeschenk für die Familie meiner Braut trage ich vier Eier in den Händen, in verschiedenen Größen und Formen, winzig, kugelrund, fast plattgedrückt, eines davon ist roh. Mit kahlgeschorenem Kopf und wehender Perücke eile ich die Treppe zur Straße hinab und weiter in den Untergrund zur Bahn, die ich nicht finde, stattdessen einen Kraftraum voller Geräte. Wieder oben erwartet mich eine Rikscha im Federkleid mit buntbemaltem Faun, den ich immer nur von hinten sehe. Ich steige ein für eine Irrfahrt durch New York mit flüsternden Fragen, seine Buntheit färbt ab und mich ein. Wir geraten in eine Parade durch die teuerste Straße in einen Saal, eine Wendeltreppe führt zur Dachterrasse mit nächtlichem Garten, Andreas ist da und alle sind so bunt wie ich.
Das Kind saugt an mir am Rande dieser Party der Bücher dann geht es spielen und da steht er du bist doch, ja sagt er und ich lese in ihm offen fürs Wasser steht da und beim Streicheln verschwimmen die Seiten auf seinen glatten Rücken gedruckt oder tätowiert so scharf die Buchstaben verschwommen die Seiten durchsichtig übereinander schwimmend ich lese und streichle und er streichelt mich mit seinem Blick liest in mir das Kind schaut rein alles gut wir lesen nur ineinander fließen umeinander du bist also, ja sagt er und küsst meine Schultern und Arme er ist überall als wäre er Wasser wie schön leuchtet dieses Lesen und Baden in ihm ich will mitschreiben und halte fest was sich nicht festhalten lässt es fließt wir schweben im flüssigen Text der durchsichtig wird die Buchseiten auf seinem Rücken so schön so liegen wir da wissend dass ja und schon treiben wir auseinander ganz langsam bleib doch noch, ja aber nur als Buch das ich hier schreibe so liege ich im Wasser das mich umschmeichelt und wärmt wie die Decke an diesem Sommermorgen der mir Seiten schenkt flüssige Seiten die durchsichtig werden im Wasser flüssiges Buch die Buchstaben und Seiten verflüssigen geht das?
Im Traum entwickelt Simon ein Buch, bei dem jede Seite einzeln mit einem farbigen Kantenschutz beklebt werden muss, daraus wird ein Klassenprojekt am Fluss. Alle sind begeistert, vor allem Brian. Später probiere ich bunte Kreolen aus Glas von Mama und Oma, die ich trotz fehlender Ohrlöcher durchprobiere. Verfolgt von den Augen des Nachbarn schreite ich durchs gläserne Treppenhaus. Er soll mich sehen, auch wenn ich erst in zwei Tagen wieder da bin.
Ein Bistrotisch in der Landschaft, darauf eine rosa glänzende Handtasche mit Haifischzähnen als Reißverschluss. Ich greife hinein und angle mir ein Zitat von Soldaten, das sich abfällig gegen blutige Marinetage = Menstruation äußert. Feministische Skulptur im öffentlichen Raum, an der ich jahrelang achtlos vorbeiging. Ich frage Nelly Sachs: How long does it take to become a woman? A happy woman, I want to be happy. Sie antwortet mit kleinen Augen und silbernem Haar.
Traum von Lio und seinen Brüdern, die auch er sein könnten in verschiedenen Altern. Von der Galerie blicke ich auf eine Halle voller Sand, wo zwei Männer sich mal eben tot stellen; bis du da bist, ist die Szene vorbei. Die Kinder rennen auf uns zu, nur unseres sehe ich nicht. Clara sitzt auf gepackten Koffern und begleitet uns ein letztes Mal zum Strand, der schon fast weg ist, die Flut steigt und klettert die Treppen zum Schloss hinauf. Mein Schlüsselbund fällt ins Wasser, ich fische nach ihm und halte ihn noch fester als sonst. Wir umarmen Clara, bis Mahmoud sie abholt in seinem Jeep. Ich schließe die Tür, unter der schon Wasser nach innen dringt. Im Bett glimmt ein Lagerfeuer, das ich zudecken möchte, um es zu ersticken, ich traue mich nicht.
Das Schiff legt gleich an, wir sitzen an Deck, angelegt als künstliche Insel im schwankenden See, durch den nur ein halb überfluteter Steg ohne Geländer zum Ausgang führt. Neben mir schreibt Andrea in aller Ruhe ihr Notizbuch voll. Eilig packe ich Büroinventar und Küchenutensilien ein, meine Möbel müssen wohl dableiben. Ich schaue zurück und sehe das Kind im Wohnmobil. Ich brauche Hilfe beim Tragen, wo sind alle hin? Der schwimmende Christian hatte mich davor gewarnt, so viele Dinge hierher zu schaffen, jetzt fehlt auch er.
Im Traum sind wir Vertraute, eigentlich. Bis sich beim Aufstieg zu deinen Gemächern die Treppen so zusammenschieben, dass mir nur der Aufzug zur Flucht nach unten bleibt. Draußen fällt mir ein Schraubglas aus der Hand, es kullert bergab und zerspringt auf einem Gitter aus Metall. Rote Flüssigkeit tritt aus und gerinnt zu zwei Klumpen, die sich in unterschiedliche Richtungen davonmachen.
Im Traum verlieren wir uns fast. Wir stecken fest in einem milchigen Nebel, in dem ich mich versehentlich anderweitig verliebe. Der Neue singt von mir als einer Frau, die ich nicht kenne. Erst als du auftauchst, wird mir klar: Mit dir teile ich nicht nur Ring, Kind und Zuhause, auch Jahre gemeinsamer Träume, die ich nicht loslassen will. Wer bin ich ohne sie? Wer sind wir ohne einander? Wir weinen und halten uns an der Hand, drücken sie immer wieder, zweimal – unser Zeichen.
Im Traum versucht sich Clemens auf dem Weihnachtsmarkt mit eigenem Stand, er verkauft Bier, weiße Schaummäuse und ranzige Pommes in salzig und süß. Lisa probiert das süße Körbchen für 6 Euro und ahnt schon, dass es widerlich schmeckt. Doch die Werbung funktioniert: Sein Porträt auf gelblichem Knitterpapier zieht Leute an und Clemens macht das Geschäft seines Lebens. Noch viel wichtiger: Die Arbeit macht ihm Spaß!
Carla kreiert ein Kostüm, das sie zum Becher hochstülpen kann.
Geträumt von einem Familientreffen unter blühenden Bäumen. Die Omas und Opas sitzen schon lange da, als wir verspätet ankommen. Ich klettere in die Bäume zu einer Party meiner Schulklasse und schicke die falschen Bilder in die Gruppe, sie lassen sich nicht mehr löschen. Die Jungs saugen an ihren Zigaretten, um endlich keine Bubis mehr zu sein. Ein Gänsemarsch durch verrauchte Gänge, als sich Thomas P. von hinten an mich schmiegt und in sein Atelier schiebt. Er wirft Teller mit Goldrand zu Scherben. Dann zündet er ein Stöckchen an, schiebt es sich zwischen die Zähne und bläst mir den Rauch in den Mund. Ich schließe die Augen, fahre Achterbahn durch schwarzweiße Muster und will unbedingt wach bleiben in diesem wunderbaren Rausch.
Paarfindung im Sechzigerjahre-Sommerferienlager, bis nur noch einer übrig ist: Der Dicke mit den reichen Eltern. Am letzten Tag geleitet mich mein Partner zur Anlegestelle am Fluss. Ich bin adrett gekleidet, das schulterlange Haar brav frisiert und mit einer Spange zusammengehalten. Er reicht mir seinen Arm, und schreitet mit schnellem Schritt durch den sonnenwarmen Nachmittag. Er fragt nervös, was die Eltern wohl zu unserer Liaison sagen werden – doch soweit kommt es gar nicht. Als die Fähre anlegt, wird ihm ein Wisch gereicht, der uns das Betreten versagt. Der Dicke lacht fies, doch damit kommt er nicht durch, ich zische Gemeinheiten, bis er weint. Die Fähre legt trotzdem ohne uns ab, die Eltern lassen sich nicht blicken und uns einfach da.
In der Küche bläst sich die Spülmaschine auf wie ein ausgebeultes Kissen, sie gluckert und poltert. Wir schließen die Tür, da hören wir einen Knall – das Rohr ist geplatzt. Die Tapete ist jetzt grau gesprenkelt und die Wand voll mit Wasser. Das Wohnzimmer ist geschrumpft, auch die anderen Räume werden immer enger. Anfangs finden wir das noch gemütlich, dann fühlen wir uns bedrängt von wachsenden Pflanzen und Polstern. Wir nehmen unsere Decken und ziehen ins Gartenhaus. Kann es sein, dass der Berg näher rückt? Bald ist das Fenster ganz verdeckt und die Tür geht nicht mehr auf.
Im Traum verkaufst du unser Bauernhaus mitten im Nirgendwo an eine russische Großfamilie, sie lärmt begeistert durch die Räume. Erst als der Notar schon weg ist, fällt mir wieder ein, dass wir nur dann verkaufen, wenn wir das kleine Schlösschen dahinter wirklich bekommen. Wie konnten wir diese Klausel nur vergessen! Ich mache dir Vorwürfe im Gewächshaus, bis ich merke, dass ich träume. Lachend zeige ich dir die lustigen Details des Traums und ziehe dich zum Schloss. Du verschwindest in einem der drei versteckten Eingänge – nur in welchem? Im ersten Gang schwirren Hornissen, sie stechen mir einen Plan aufs Bein. Dieser führt mich durchs Gebäude in Karins Jugendzimmer, Anna ist auch da. Nur wo bist du? Draußen schreit unser Kind, das von der russischen Familie schwungvoll übers Gras gezogen wird, obwohl es doch einfach nur schlafen will.
Ich erwache im Garten eines Hotels vom Frühstücksgeklapper der wachen Gäste. Ich sehe Marion beim Yoga und will zurück in den Schlaf. Warum bloß haben wir uns kein Zimmer genommen? Ich stolpere über unsere Koffer und über dich in deinem Schlafsack, hinein in eine prunkvolle Halle und weiter durch wellige Gänge mit rotem Teppich und gelbgeblümten Tapeten. Ich falle hin, stehe mühsam wieder auf und schleppe mich zur Rezeption, wo ich erkläre, dass ich nun doch ein Zimmer will. Der junge Direktor freut sich, dass die Rechnung dann aufgeht. In meinen Taschen suche ich nach Geld und finde nur deine paar Münzen, es reicht gerade so. Ich bekomme einen schweren Schlüssel, aber keine Erklärung, wo das Zimmer dazu liegt. Es gibt vier Türme mit Wendeltreppen zu unzähligen Türen, mir wird schwindlig, ich sinke auf die weichen Stufen und schlafe weiter.
Im Traum erzählt ein alter Mann sein Leben, in dem er schon als Kind verloren ging. Jahrelang suchte er nach seinen Wurzeln und fand Brüder, die nun tattrig neben ihm am Tisch sitzen. Ich lausche gebannt und will mitschreiben. Nicht nötig, sagt einer der Brüder und zeigt auf das Kartenspiel vor uns, das jede Etappe dieser Suche dokumentiert. Ich fotografiere den Spielplan ab.
Später liege ich in einem flachen See mit weißem Sand, der das Wasser milchig macht. Von weit weg höre ich Gelächter und Stimmen, die mich meinen. Ein Mann in roter Badehose schwimmt mir nach, ich tauche ab und umkreise schwarzes Totholz, umgefallene Bäume, die ihre Äste und Wurzeln wie Skulpturen in den nebelweißen Himmel strecken.
Wir sind zu Gast in der Wohnung von Jochen, der doch Angst vor Gästen hat. Er ist unterwegs, daher gehts vielleicht. Du lässt mich träumen und kochst derweil für weitere Gäste, die ich noch ankündigen muss. Ich telefoniere im Garten mit meinen Eltern, die spontan vorbeischauen wollen, als Constantin und Iris mit Kindern über die Hecke winken. Es fehlen noch Zutaten, also nehme ich ein Taxi zum Markt. Durchs Autofenster zeigen drei zerzauste Jungs auf die Holzkröte in meiner Hand, sie haben den Stab dazu. Ich steige aus und sie ein, der Kleinste sitzt am Steuer und fährt los. Meine Handtasche ist noch im Wagen, ich renne schreiend hinterher. Nach und nach werfen sie meine Sachen auf die Straße, Geldbeutel, Schlüssel, Handy, das beim Aufprall zersplittert, zuletzt die leere Tasche. An einer Brücke lehnt eine Tüte mit Gewürzen, daneben große Quader aus Brot ohne Rinde. Ein Mann lacht mich an, singt Rezepte und wuchtet die Zutaten auf seinen Anhänger. Seine runde Frau sitzt bis zum Bauch in einem Berg aus gekochtem Reis, den sie in Schüsseln füllt und verkauft, nebenbei fragt sie ihn ab für seine Kochprüfung.
Im Traum waten wir zwischen Holzwänden japanischer Badehäuser durch einen Bach, der mit jedem Schritt tiefer und schneller wird. Für unser Kind auf deinem Arm ist das Wasser zu kalt, du hältst es über deinen Kopf. Am Hafen steigen wir mit den Füßen auf Modellbau-Boote und umkreisen eine Boje. Vom Piratenschiff fallen Schnapsfläschchen neben uns ins türkisblaue Wasser, David sammelt so viele wie möglich ein, bevor sie versinken. Dabei macht er Wellen, die uns fast umwerfen. Das Wasser um die Boje wird fest, das Eis trägt uns und die kleinen Boote eignen sich auch als Schlittschuhe.
Beim Pizzaessen in einer Strandhütte frage ich Sebastian nach seiner Ehe, er lacht traurig und schüttelt den Kopf über all die Bilder darin. Julia kaut genervt, sie wäre jetzt lieber auf einer anderen Party, doch zwei Freunde schreiben, dass sie ihren reservierten Platz einnehmen wollen.
Im Traum parken wir vor einem Fenster, zum Spaß winke ich hinein und erkenne Fabian, der da gerade eingezogen ist. Er kommt raus, wir gehen was trinken, die Gruppe wächst und wird lauter mit jedem Glas. Ich sehe nur ihn und fotografiere Details durch einen durchsichtigen Plastikwürfel, bis er mal kurz in einem Kulturzentrum verschwindet. Die Halle mit neongrünem Boden steht zum Verkauf, du entwirfst schon Grundrisse. Der langhaarige Moderator nimmt mich mit aufs Dach, wo auch Fabian sitzt und verschwitzte Rockstars über eine Röhre nach unten auf die Bühne rutschen, angefeuert durch Girlanden aus Motivationssprüchen. Das Licht geht aus, nur ich bin noch da. Ich eile zur Rutsche, die jetzt mit dem Mikrophon verriegelt ist, verrostet und mit Moos bewachsen. Ich zwänge mich in die Röhre, die immer enger wird, ich stecke fest.
Im Traum wandern wir zum Meer, dort steht die Villa, in der wir die letzten Sommer verbracht haben. Sie hat neue Besitzer und Absperrbänder an den Toren, ich gehe trotzdem rein, will mich verabschieden von den schönen Räumen. Die neue Einrichtung verstellt das Treppenhaus und die Flure, auch die Salons sind viel zu voll. Ein weißhaariger Mann taucht auf, will mich verscheuchen. Seine Tochter drückt mir einen Wäschekorb in die Arme, flieht vor ihrem schreienden Baby und nimmt mich mit nach draußen in den Park. Sie führt mich zu einer Ansammlung von Villen und Palästen aus Stahl und Glas. Die meisten gehören ihrer Familie. Niemand ist zu Hause. Die Mittagshitze drückt, wir warten im Schatten eines Schirms.
Du hast gefragt, ob ich für dich mitträumen kann, schon stehen und liegen wir falsch im Leben halbschlafender Gestalten im Frack, die kaum vorankommen, bis sie wieder eingeschlafen sind. Ihr wacher Bruder scheucht sie mit Vertrag ins Rampenlicht. Wer wankt oder strauchelt, dem schließt er den Mund mit Reißverschluss. Rußverschmierte Köpfe mit verglühenden Augen, die zu viel gesehen und verstanden haben. Es wird eng und enger. Ich erwache in orange, eingepfercht zwischen Drehsesseln mit langbeinigen Frauen, deren Finger im Gesicht und überall diesen Film wohl so plastisch wirken ließen wie nie.
Geträumt von einem Spaziergang auf unserer neuen Straße, die uns an meine alte Straßenecke in Brooklyn und weiter nach Zürich führt. Clara stolpert voraus in einen Supermarkt, ich mit Kinderwagen hinterher. Mit jedem Schritt wird sie blasser, sie sackt mir in die Arme. Ich schreie nach Hilfe und Clara ins Gesicht, wie lange sie nichts gegessen hat. Eine Verkäuferin verdreht die Augen. Sie streckt mir ein Tablett mit einem Cent entgegen und zischt: Verschwindet! Da erst sehe ich, was sie sieht – den überladenen Kinderwagen und wie unförmig und verdreckt mein grauer Mantel ist. Ich ziehe ihn aus, darunter trage ich ein schickes Kleid. Fieberhaft suche ich im ganzen Laden nach etwas Essbarem für Clara und verliere Zeit zwischen Regalen voller Putzmittel, Cola und Schokocremes. Mein Kind babbelt fröhlich vor sich hin und ruft plötzlich: Orangensaft! Sein erstes Wort.
Im Traum lade ich spontan in unsere neue Wohnung ein. Mir folgt ein vielsprachig quasselnder Pulk bis vor die Tür, zu der ich keinen Schlüssel finde. Ich stochere mit einer winzigen Glühbirne in einem Treppenloch, bis die Fenster im Haus leuchten. Alle Türen öffnen sich, nur unsere nicht. Die Leute schauen sich derweil bei den Nachbarn um: Bücherstapel mit Pflanzen, orientalische Vorhänge und weiche Teppiche, eine Spielhöhle voller Kuscheltiere, im Flur ein riesiger Zeichentisch, an dem gleich gebastelt wird. Vom Haus führen vertunnelte Hängebrücken über einen Graben in die Stadt. Schaukelnd sitzen wir den Einheimischen gegenüber und drücken lachend unsere Füße gegen ihre. Auf der Klippe sehen wir einen verfallenen Anbau, der doch mein Atelier werden könnte. Da fällt der vermisste Schlüsselbund aus meiner Tasche durch ein Gitter in den Graben und versinkt im Schlamm.
Im Traum habe ich raue Flechten an den Fußsohlen. Wenn ich sie abkratze, wachsen sie sofort nach. Unterwegs auf superschnellen Rädern machen wir halt bei einem Kleiderladen, der durch eine Luke nach unten führt in ein Labyrinth aus schmalen Gängen, Treppen und Rutschen. Unser Kind klettert und freut sich über die vielen Spiegel, in denen sein Kopf viel zu groß und uralt aussieht. Panisch suche ich dich, renne entgegen der Laufrichtung der Pfeile, vorbei an Wachposten mit Trillerpfeife, verschanzt in kleinen Buden. Ich finde dich im schummrigen Schankraum, wo du ein rosa Getränk probierst. Du redest beruhigend auf mich ein, aber ich sehe deinen besorgten Blick für den kleinen Helmut Kohl auf meinem Arm.
Im Traum schaue ich auf die Uhr und mir fällt ein, dass genau jetzt unser Flug nach London startet. Ich suche unsere Flugtickets, die noch unausgedruckt im Datenmeer dümpeln. Wir sitzen am Rand eines blau leuchtenden Schwimmbeckens. Drei winzige Wasserwesen sollen uns eine Abkürzung zeigen, nur die eine mit Brille und blauer Dauerwelle schmollt und taucht ab. Sie sortiert ihre Handtasche und lässt sich nur mit bunten Sammelkarten überreden, uns zu begleiten. Auf dem Weg sehen wir unsere Freunde vor und hinter einem Schaufenster sitzen. Da will ich bleiben und doch nicht mehr weg.
Im Traum darf Sarah aus dem Publikum hinter die Kulissen des Musicals und sich ein Kostüm aussuchen. Während sie auf das riesige Kleid wartet, wird sie zu Clara und verdreht zwei Männern den Kopf. Der Visagist lässt sich besonders viel Zeit mit ihren kurzen, roten Haaren und der Tonmann rennt verzweifelt um seine schallgedämpfte Kabine herum. Er erzählt mir vom Fluss seiner Kindheit, den er jetzt andicken muss, weil er zu flüssig geworden ist. Und vom Brei, dem kleingeschnittene Hartplastikteile zugesetzt werden, damit er wie früher schmeckt. Dem Baby fehlt in dieser Version der Geschichte der Mund, es sieht aus wie ein angeschnittener Apfel.
Im Traum sollen wir wichtige Unterlagen besorgen und noch schnell Susannes alten neuen Freund vom Bahnhof abholen. Wir sind spät dran, daher überlässt uns Fätät seinen winzigen, weißen Geländewagen, der unter seiner Wohnung in einem Parkdeck steht. Wir finden keine Rampe, also holpern wir über eine Treppe nach unten ins Erdgeschoss und fahren durch die Gänge eines Architekturbüros bis zur Drehtür nach draußen. Der Freund soll zu Fuß nachkommen, wir düsen direkt zum Bürokomplex mit riesigem Treppenhaus ganz in Schwarz. Eine Kletterin seilt sich ab, Susanne und Michaela wollen gleich mitmachen und wärmen sich mit Dehnübungen auf. Die Treppen schwanken und werden zu steilen Rutschen aus Latex, eine fürchterliche Höhenangst packt mich und zieht mich nach unten. Wir fahren weiter und halten beim Friedhof, am Eingang stehen zwei Soldaten in uralten Uniformen, sie folgen uns mit drohendem Blick. Wir gehen schnell weiter, rennen in wirren Umwegen zurück zum weißen Auto und fahren ins Donautal. Neben dem Haus meiner Eltern entdecke ich im Felsen ein Loch mit ungeahnter Aussicht auf eine nie zuvor genutzte Badegelegenheit. Du wirfst mir ein Handtuch zu und springst von weit oben ins glitzernde Nass – herrlich.
Im Traum bin ich in den USA, um ein Schließfach aufzulösen. Es hat die Nummer 206 und eigentlich gehört es Alexandra. Es ist Teil eines Wohnprojekts, in dem Freunde von früher hausen, in gestapelten Holzkisten, fast ohne Tageslicht. Ich krieche in die Fassade und schaue durch Lamellen nach unten auf die futuristischen Straßen der Stadt. Im dunklen Gang verstellt mir einer den Weg, schubst mich in den Duschraum und lädt mich zur Abschlussfeier ein – es ist ein Befehl, keine Option. Den ganzen Abend heuchle ich Leichtigkeit und versuche den grinsenden Tanzpartner so zu hypnotisieren, dass er mich elegant und mit starker Hand führt. Ich gebe auf und hole die Kuchen aus meinem Schließfach. Überall sagen mir Leute Hallo, an die ich mich nicht oder nur dunkel erinnern kann. Meine ärgste Feindin trägt eine Clownsnase aus Karamell und lässt sich von mir zum endlich geschafften Abschluss umarmen. Mit missmutigem Blick packt sie Geschenke ihrer Geschwister aus, Eiswürfel kullern heraus. Ihr struppiger Vater schaut vielsagend und geht. Sie schlägt vor, dass wir jetzt alle zusammen duschen gehen.
Im Traum empfängt uns ein Kellner mit Kniefall, die Nase auf dem Teppich der großen Eingangshalle des Restaurants. Er überreicht uns eine Speisekarte aus Holz, mit Geheimfach für den Schlüssel zu unserem Tisch. Unser Baby ist schon größer als ich, sein Mund mehlverschmiert. Es wird aufgerufen und darf in der Backstube eine Himmelsleiter aus Teig formen. Ich male die Buchstaben H I M M E L auf das Schild, als plötzlich Tumult ausbricht – ein Überfall. Die nach dem Raubzug liegengebliebenen Geldscheine stopfen wir uns in die Jackentaschen und nehmen zur Tarnung Gefäße mit. Am Ausgang kontrollieren sie nur meinen Sauerkrauteimer mit Fleisch. Wir eilen möglichst unauffällig durch den dunklen Park Richtung Schrottplatz. Die Beute verstecken wir zuerst in einem kaputten Schließfach und dann doch in einem Kinderwagen voller Glühbirnen, der beim Schieben lustig klirrt.
Geträumt von einem Foto, auf dem mein Gesicht durchrunzelt ist wie vielleicht mit 80. Ich sehe es in der Zeitung als Fotomontage neben den Gesichtern alter Politikerinnen, die besser gepudert sind als ich.
Beim Fest fragt mich Wolfgang nach meiner Hochzeit und geht, als alle drumherum eifrig davon erzählen, weil ich mich kaum erinnern kann. Ich gehe auch. Im Keller werden Fladen gebacken, mit Dörrfrüchten und viel Honig. Der Konditor wickelt mein Baby damit ein – als Proviant, sagt er – und legt es zum Trocknen in ein schaukelndes Segelboot voller Seile. Und wie bekomme ich das Gebäck wieder ab?
Im Traum suche ich im ganzen Haus nach einem ungestörten Ort, um meinen Traum aufzuschreiben. Die Räume haben keine Türen oder nur halbe, überall ist jemand und quatscht mich an. Das Bett der Großeltern steht in einem Wintergarten voller Pflanzen, zwischen den Kopfkissen zwei weiße Wärmflaschen wie Schwäne aus Porzellan. Oma will mich endlich sprechen, doch ich eile weiter, den Zettel mit dem Traumversatzstück in der Hand. Im Flur liegen die Vorfahren mumifiziert auf der Couch und unten ist ein Fest, wo meine Tante mal eben ein drittes Kind zur Welt bringt, ihr Sohn ist bei ihr und wischt sich die Freudentränen weg. Am Tisch sitzt der strohblonde Lorenz sich selbst gegenüber, einmal frisiert und einmal nicht. Dein Chef beschwert sich über die Tafel hinweg über die mangelnde Servicequalität im Online-Handel, ich denke an die unversendeten Mails und Bücher und setze zur Gegenrede an, vielleicht zu laut. Doch der Traum, der Traum, wie war der noch? Weg.
Im Traum entdecke ich ein Kinderkochbuch auf dem Laubengang zu einer Wohnung, umgeben von Familien und Grün. Wir wohnen woanders, im Erdgeschoss mit Blick ins verdorrte Flachland. Nach dem Aufwachen gehe ich in die Küche, wo sich einer seinen Kaffee kocht – erst da fällt mir wieder ein, dass wir uns die Küche mit ihm teilen. Ich verschwinde ins Bad. Wo ist das Baby? Eben war es noch auf meinem Arm, jetzt liegt es am kalten Küchenboden, der Mund zum tonlosen Schrei verzerrt, keine Augen mehr. Panisch hebe ich es hoch und presse es an mich, sein Gesicht kommt zurück. Wir schauen aus dem Fenster, der Mitbewohner auch. Dort rennt der zerzauste Sloterdijk, in der Hand eine qualmende Pfanne voller Wurst.
Im Traum schafft es mein Vater als Hochzeitsfotograf, dass ich als Braut auf keinem einzigen Bild zu sehen bin.
Im Traum eine politische Kundgebung, bis eine vom Balkon aus ruft, im Kaufhaus habe es einen Raub gegeben. Das warst du. Ich habe dich dort allein gelassen zwischen chaotischen Regalen voller Hosen, die du nicht anprobieren wolltest. Wie zur Bestätigung schießt jemand drei Löcher in die Wand: Das erste qualmt, das zweite pafft Ringe in die Luft, das dritte bläst eine Rauchspirale durch den Saal.
Im Traum besichtigen wir eine Wohnung mit Meerblick. Im Aufzug fährt eine Kellerratte mit, sie huscht in die Wohnung, übers Parkett der Räume und lenkt mich ab. Ich sperre sie ein. Als ich die Tür wieder öffne, kommt sie als helle Schlange mit aufrechtem Kopf wieder raus und wird zum Skorpion. Das Meer hier ist eine bedrohlich wogende Brühe, das Haus nur für den Sommer gebaut. Also nein.
Im Traum treffe ich ihn auf einer Geschäftsreise durch Fernost in einem Restaurant. Am Tisch meiner Reisegefährten ist kein Platz mehr für mich, so setze ich mich an seinen. Er bestellt Speisen, die so anders sind, dass alles um ihn zu leuchten beginnt. Seine Geschichten duften, sein Körper glänzt, ich will ihn behalten und stelle ihn ein.
Meine Dienerschaft weiß um die Querelen im Familienunternehmen, so lädt sie mich und ihn und meine Labor-Assistentin wie jeden Tag zur Mittagszeit ein, im Nebenzimmer Platz zu nehmen. Nur eines ist anders: Sein Blick gilt nicht mehr mir, sondern ihr, die ich kurzerhand für unbestimmte Zeit auf Forschungsreise ins Exil schicke. Sein verliebtes Lächeln erstarrt, er schießt mit kalten Blicken auf mich.
Im Traum besuchen wir spontan entfernte Verwandte auf ihrem Anwesen. Das Haus hat so viele Zimmer, dass die Besitzer selbst nicht alle kennen. Wir stolpern hinein, durchwandern staunend die leeren, verstaubten Säle, die immer seltener für Feste vermietet werden. Die beiden Kinder rennen uns fast um vor Freude und führen uns ins Untergeschoss. Dort besteigen wir die Gondeln eines Riesenrads, das in der Wand versteckt ist. Oben landen wir auf einer Dachterrasse mit großen schwarzen Bodenplatten, die unvermittelt absinken und wieder auftauchen. Stempelaufzüge, denke ich mir, und kauere am Boden, während die dunklen Wände um mich herum immer höher werden. Umgekehrte Höhenangst oder Klaustrophobie? Und was passiert, wenn man auf zwei verschiedenen Platten steht?
Im Traum treffe ich ihn auf einer Geschäftsreise durch Fernost in einem Restaurant. Am Tisch meiner Reisegefährten ist kein Platz mehr für mich, so setze ich mich an seinen. Er bestellt Speisen, die so anders sind, dass alles um ihn zu leuchten beginnt. Seine Geschichten duften, sein Körper glänzt, ich will ihn behalten und stelle ihn ein.
Meine Dienerschaft weiß um die Querelen im Familienunternehmen, so lädt sie mich und ihn und meine Labor-Assistentin wie jeden Tag zur Mittagszeit ein, im Nebenzimmer Platz zu nehmen. Nur eines ist anders: Sein Blick gilt nicht mehr mir, sondern ihr, die ich kurzerhand für unbestimmte Zeit auf Forschungsreise ins Exil schicke. Sein verliebtes Lächeln erstarrt, er schießt mit kalten Blicken auf mich.
Im Traum erwache ich in einem Schloss, in einem riesigen Bett, umgeben von Wänden aus Stein voller Stuck und raumgreifender Schnörkel. Draußen tobt das Meer. Wir sprechen über eine schwimmende Insel, die regelmäßig von einer großen Welle überrollt wird. So werden die pastellfarbenen Fassaden der schmalen Häuser immer enger zusammengeschoben. Bei einer Radtour sehe ich Pauls Freunde mit Kind. Ich frage, wie das so ist, die Mutter zuckt mit den Schultern, sie weiß es noch nicht. Sie zeigt mir ihr Haus, in dem noch Platz für uns ist. Es besteht nur aus Fluren und Treppen, die Waschbecken sind unpraktisch in Zwischengeschossen angebracht. Erst auf der dampfenden Straße bemerke ich meine im Schloss vergessenen Schuhe und starre auf ihre winzigen Füße in knallrotem Lack mit Plateau-Sohlen, die sich gut abheben vom heißen, schwarz glänzenden Teer.
Im Traum treffe ich Armin von der Maus, der mir erzählt, dass er das Ziffernblatt erfunden hat, bevor er beim Fernsehen gelandet ist. Ich erinnere mich, wie sich die Maus das Ziffernblatt auf die Nase steckt und ihren Schnurrbart als Uhrzeiger benutzt. Er nickt und schaut über die Stadt in Bolivien, von der ein Teil in der Luft schwebt. Warum wir hier sind (wir wollten Designer Uebele unsere Entwürfe zeigen, doch niemand hat welche gemacht), fällt mir erst wieder ein, als Justynas Performance beginnt, wobei sie diesmal nur das Catering macht. Unten vor der Burgmauer drei tanzende Frauen in Schwarz, oben ein inszeniertes Blutvergießen. Ich sehe das Rot über den Boden fließen. Wie schön egal mir das alles ist, denke ich, als ich das schlafende Kind aus meinem Rucksack hole.
Die Pause des Seminars nutze ich für einen Strandspaziergang. An der Hauswand führt eine steile Wendeltreppe hinab zum Meer. Dann kommt Wind auf und wirbelt mir Möwen, Enten und Schwäne entgegen, dann auch Schafe, Pferde und alles Getier der Insel, ich ducke mich und werde vom Sturm verschont. Zurück in unserem Zimmer hast du Damenbesuch mit raspelkurzen Haaren, wie du es magst. Sie schaut mich neugierig an. Selbst in deinen Träumen fragst du mich doch immer vorher.
Im Berufsschulzentrum treffe ich auf den großen schwarzlockigen Jungen aus der Parallelklasse (der immer so vertraut mit Leyla geflüstert hat – was wohl aus Leyla geworden ist?), nehme ihn bei der Hand und mit ins Klassenzimmer. Alle sehen es, auch du, mit unserem Kind auf deinem Schoß. Wir setzen uns hinter dich in die zweite Reihe, ich spüre die Blicke aller im Rücken. Du lässt dir nichts anmerken und die Versteigerung beginnt. Als unsere beiden Namen aufgerufen werden, stehst du auf, ich auch, und wir tanzen zur einsetzenden Musik, für das Grundstück in Zinzilore – so heißt auch das Lied, zu dem wir sanft schunkeln. Ob das reicht?
Im Traum blättere ich durch ein Buch mit mehreren Geschichten, die durch ein sich wandelndes Inhaltsverzeichnis voneinander abgetrennt sind. Ich lese die erste Geschichte und schaue aus den Augen eines kleinen Jungen aus dem Fenster einer Wohnung, vor der täglich ein gelbroter McDonald’s-Clown vorbeigeht. Der Junge und seine große Schwester verkleiden sich wie der Clown und eines Tages schaut er tatsächlich zu ihnen durchs Fenster und albert mit ihnen herum, bis ihn die Mutter hereinbittet und eine leidenschaftliche Affäre mit dem Clown beginnt. Der Junge versteckt das Clownszeug im Keller, wo er sich eigentlich nie hintraut, denn zwischen der trocknenden Wäsche spielen nur die Nachbarn: Zwillinge, die mal Drillinge waren. Sie spielen nur solche Spiele, für die es drei braucht. Damit beginnt die zweite Geschichte mit dem Titel ›Act To One Another‹. So führt ein Stichwort weiter zur nächsten Geschichte, kreuz und quer durch das Haus und das Buch, das sich übrigens sehr gut aufschlagen lässt.
Traum von einem Klassentreffen, für das jemand richtig gut recherchiert hat. Auf jedem Platz steht eine Geschenktüte mit Anspielungen auf den eigenen Lebenslauf. Über jeden wird eine Präsentation gezeigt, humorvoll und tiefgreifend – ein Spaziergang durch die 18 Jahre, in denen wir uns nicht gesehen haben. Über mich wurde ein Film gedreht mit einer rothaarigen Frau, die durch eine Stadt aus gestapelten Büchern tanzt. Immer wieder stürzt sie in die Tiefe auf ein Trampolin, das sie wieder nach oben katapultiert und auf die Füße stellt. Über meinen Nebensitzer erfahren wir, dass er erst neulich seinen Vater ausfindig gemacht hat. Und später jubelt der ganze Saal bei der Meldung, dass Ende des Jahres nun endlich auch ich Mutter werde. (Wohl genau dann, wenn das Klassentreffen tatsächlich stattfinden wird.)
Traum vom Aufbau einer Ausstellung mit riesigen Büchern, aufgefächerte Seiten schaffen Nischen für Exponate. Sarah bittet mich, ihr beim Formulieren der Texte zu helfen. Ihre Nische hat sie fertig eingerichtet, in der Hoffnung, die Ausstellung würde morgen eröffnen, doch alle anderen sind leer. Eine Kuratorin bittet mich um fünf Treppenbücher für ihre Ausstellung. Kurz darauf erklärt sie mir, dass schon alle weg sind – einfach mitgenommen. Gab es denn keine Aufsicht?, frage ich fassungslos und denke an die wenigen verbliebenen Bücher im Lager. Nebenan inszeniert ein Künstler das Einstürzen der Glaskuppel des Turms, die künftig durch einen transparenten Ballon ersetzt werden soll. Was für ein Lärm und alles liegt voller Glassplitter.
Im Traum verschanze ich mich mit meiner Schwester im leeren Haus eines LKW-Fahrers. Wir kamen über die Garage rein und nur nachts traue ich mich mal raus, um zu schauen, ob man uns von außen sieht. Die Nachbarn legen ihren Garten neu an, mit weißen Steinen, die im Mondlicht leuchten. Später wohnt auch Christian bei uns, und Sarah, die uns irgendwann verpetzt. Christian hat ein rot geschwollenes Auge – jemand musste ja verprügelt werden für diese Dreistigkeit. Er lacht darüber und wir kabbeln uns auf der Sofalandschaft. Julia und ich finden eine Kiste mit Kleidern, ich wähle ein goldenes mit allerlei Broschen und Ketten, die ich dann doch weglasse, damit der Ring mit der roten Miniatur-Sonnenbrille besser zur Geltung kommt, und auch die floralen Tattoos auf meinen Armen. Julia findet ein goldenes Minikleid und nimmt sich den Schmuck. Mama lacht, als sie uns sieht und Papa sagt: Die goldenen Schwestern.
Traum von einer Großbesprechung im Freien mit Mindestabstand. Da sich die Pfarrer ständig sehen, sitzen Sie als Familie zusammen auf einer Decke. Spät am Abend wird ein Taxi gerufen, in dem auch für mich noch Platz ist.
Traum von einem Ausflug mit Sarah, Christian, Tobi und Jonah in einen rosa blühenden Park. Wir legen uns auf eine Wiese und schlafen, bis mich ein Kind mit einer Plastikflasche bewirft. Ich bin zu müde, um mich zu wehren.
Später Chorprobe an einem Strand, wir sitzen alle sehr weit auseinander und der neue Dirigent ist enttäuscht, dass wir nicht auf Anhieb vom Blatt singen können. Wütend geht er davon, woraufhin die Männer schwimmen gehen. Eine Baggerschaufel wirft eine Ladung Sand über mir ab, meine Beine sind so tief eingegraben, dass ich nicht aufstehen kann. Ein blonder Junge hilft mir beim Ausgraben meiner Beine und zeigt mir einen grün bewachsenen Unterstand, hier sitzen wir geschützt vor Sonne, Wind und Sandangriffen. Anfangs bin ich noch genervt, er redet etwas viel und lacht die ganze Zeit. Später nehme ich seine Hand, er passt auf mich auf.
Im Traum sitzen wir wartend in einem Schloss. Frühstück wird serviert und wir essen, erst gelangweilt, dann voller Interesse. Es gibt ein Brot, das aus alten Brotscheiben neu zusammengebacken ist, außen mit Schokolade und gehackten Pistazien verfeinert, innen recht kross wie Zwieback. Die Bediensteten sprechen aufgebracht miteinander. Obwohl wir die Sprache nicht verstehen, bemerken wir ihren Unmut darüber, dass wir die Brötchen und Croissants nicht angerührt haben. Wir wechseln auf ein Sofa und bewerfen uns mit Früchten aus Stoff, ich versuche mit den Aprikosen zu jonglieren, klappt nicht. Wir nehmen uns Kuchen auf die Hand und machen einen Spaziergang durch den Park, nur Clara und Georg bleiben zurück und fallen übereinander her.
Im Traum kümmert sich die Nachbarin aus der Wohnung nebenan um unsere, während wir weg sind. Als wir zurückkommen, hat sie mit ihren Kindern die Wohnung besetzt und sämtliche Vorräte verkocht, denn in den Läden gibt es nichts mehr. Ihre Kinder toben durch die Räume und finden allerhand Kram, den sie unbedingt behalten wollen. Sie lacht uns aus und du sagst, da siehst du, wie wichtig eine gute Vorratshaltung ist.
Im Traum ein Essen im Wald mit Clemens und seinen Freunden. Es gibt Kokosnuss und Currykugeln. Ich sitze neben einem, der mir von seinen Kindern erzählt und von seiner gescheiterten Ehe, er wohnt jetzt wieder in seiner Studentenhöhle und sortiert sein Leben. Seine Tochter springt von einer Pfütze zur nächsten, als wir aufbrechen landen auch die anderen darin und sind von Kopf bis Fuß mit Schlamm verschmiert. Das richtige Outfit für das Festival, zu dem wir wollen. Auf dem Weg sehe ich seine Tochter in einer winzigen Höhle verschwinden, sie selbst wird winzig, der Eingang führt durch meine Handtasche. Aufgeregt berichte ich dem Vater davon, der einen Zaubertrank dabei hat, mit dem auch wir uns schrumpfen können, doch erst mal werden wir riesig, schleichen über winzige Straßen und versuchen, die Autos und Passanten in Ameisengröße nicht zu zertrampeln. Zurück im Wald nähert sich ein knurrendes Monster, vor dem wir in die kleine Höhle flüchten. Dort treffen wir auch die Tochter wieder, sie trägt einen gelben Schirm als Hut und stellt uns ihre neuen Freundinnen vor. Alle haben sehr lange Haare, ewig waren sie hier drin. Die einzige, die noch groß ist und uns zurückverwandeln kann, ist die Mutter, die mit einer Schere am Höhleneingang auf uns wartet. Die Haare schneidet sie uns, solange wir noch klein sind, mit einem Schnitt. Nun haben wir alle die gleiche Frisur.
Im Traum lasse ich mich durch Lissabons Abenddämmerung treiben und finde auf einem Hügel ein gemütliches Restaurant. Bunte Lichterketten, entspannte Gäste auf Sitzkissen und Kellner in abgetragener Kleidung stehen im Kontrast zu den Preisen für Speisen und Getränke, die ich nicht bezahlen kann, ich habe viel zu wenig Bargeld dabei. Ein Mann am Tisch lädt mich ein, ich will ihm das Geld am nächsten Tag zurückgeben. Bis ich da das Restaurant endlich wiedergefunden habe, ist es Abend. Der Mann ist nicht mehr dort, der Kellner beschreibt mir das Haus, in dem er wohnt, nicht weit weg. Ich treffe ihn an seiner Tür, er muss schnell zum Bahnhof und für ein paar Tage weg. Ich renne mit ihm die steilen Treppen hinab und durch ein ehemaliges Industrieareal, in dem nun Ausstellungen stattfinden. Wir werden langsamer und schauen uns die Kunst dann doch genauer an. Ein Irrgarten aus Tüchern, in dem wir uns verlieren und wiederfinden. Er verschiebt seine Reise auf morgen, will bei mir bleiben, wenigstens heute Nacht. Am nächsten Tag ist er fort und die Stadt hat ihre Farben verloren. Ich irre durch die Hügel, treffe Sarah und Philipp, gemeinsam suchen wir das Restaurant mit den Lichterketten, das es nicht mehr gibt. Meine Schulden konnte ich nicht bezahlen, keiner ließ mich.
Traum von einem Segeltörn, bei dem Christoph erst mal das Boot umwirft und damit auch mich samt Handy und Geldbeutel ins Wasser schubst. Es dauert, bis das Boot wieder aufgerichtet ist. Musste das sein? Ja, sagt Christoph, denn jetzt wissen wir, wie das geht. Wir legen an und schlendern über eine Insel voller Menschen und Attraktionen. Ich bin nackt und habe mein Handtuch vergessen. Wir kommen an überfüllten Stränden vorbei und in einer Höhle mit Wasserfall, vor dem die Leute Schlange stehen, um in seinem Heilwasser zu duschen. Unser Ziel ist ein quietschbuntes Hotel, an dessen Pool sich eine braungebrannte Frau mit Zitrone einreibt. Ich lege mich auf einen Liegestuhl, du musst kurz weg und kommst nicht wieder. Die Frau telefoniert und berichtet lautstark vom Fencheltee, den sie gerade trinkt, der tut ihr so gut, sagt sie, und von einem Trick mit Mullbinden um einen Korken, der im Mund des Mannes bei ihr Orgasmen auslöst. Nur wie sie den präparierten Korken anschließend wiederbekommt, weiß sie noch nicht. Ich will ihrem Telefonat nicht länger zuhören und gehe zur Rezeption, die wie eine Felsenfestung inszeniert ist. Ein Typ ruft mit verstellter Piepsstimme hinauf, bis der Rezeptionist hinunterschaut und seinen Kollegen auslacht. Ich frage ihn, ob mein Mann eventuell schon eingecheckt hat, und komme mir vor wie im Film, wenn die Ehefrau ungelegen ins Hotelzimmer platzt. Raum Ipanema, Nummer 20. Und wie komme ich da hin? Er braucht lange für seine Wegbeschreibung, die einmal über die Insel führt. Ob ich das finde? Und ob du dann noch da bist?
Im Traum bekomme ich per Post eine Einladung zu einem Radiointerview. Ich versäume, den mehrseitigen Einladungstext zu lesen und bin etwas überrumpelt vom Thema: Es geht um Gene und Gendefekte, wozu ich nun wirklich gar nichts sagen kann. Statt mich vorzustellen steigt die Moderatorin mit der Frage ein, wie es für mich sei, mit dem Lukas-Syndrom zurechtkommen zu müssen. Ich habe keine Ahnung, wovon sie spricht und improvisiere: Falls sie darauf anspiele, dass ich immer wieder Neues mache, statt bei meinem Beruf zu bleiben, das sei bei mir nunmal so angelegt und für mich auch völlig stimmig. Die vielen Berufsbezeichnungen nutze ich nur als Erklärung für diese Mischung, die keinen Eigennamen hat. Sie schüttelt fassungslos den Kopf und stoppt das Interview. Ich gehe duschen in einem Bad, das eigentlich nur ein Waschbecken hat, doch wenn ich mich ganz klein mache, wird der Wasserhahn zur Dusche. Was ziehe ich an? Im ganzen Zimmer liegen meine Kleider verstreut. Noch nicht ganz angezogen werde ich von einem Interviewpartner abgeholt, der mich fröhlich darauf hinweist, dass es ja nur Radio ist und somit egal, was ich trage.
Auf einer Reise durch China überredest du mich, in einem Elektroladen ein kleines teures Gerät in die Verpackung eines großen Billiggeräts zu stecken und mitzunehmen. Wenig später sind wir auf einer Party und werden von einer Polizistin verhört. Ich lüge für dich und mache dir Vorwürfe im Badezimmer. Du weißt selbst nicht, warum du das gemacht hast. Versehentlich lassen wir auch noch einen transparenten Bauhelm und einen Gesichtsschutz aus Plastik mitgehen. Sie werden uns kriegen, hier ist doch alles videoüberwacht.
Im Traum ein Einkauf in Fridingen, der Laden ist wie ein Markt aufgebaut. Am Gemüsestand probiere ich mich durch die essbaren Blumen und nehme alle Gemüsesorten mit, die ich noch nicht kenne. An der Kasse wird Antonija ein Strafzettel ausgestellt, weil sie keine Maske hat – das gibt einen Strafpunkt in Flensburg, wo sie nun nicht mehr nur für Autofahrer verantwortlich sind. Ich drehe noch eine Runde durch den Laden – Hefe gibt es immer noch nicht. Ich treffe Oma, die es nicht mehr aushält und endlich mal wieder selber einkaufen gehen will. Wir beobachten zwei, die sich an den Zwiebeln bedienen, direkt hineinbeißen und vom Ladenbetreiber noch ein paar Reste zugesteckt bekommen. Ich habe einen Tretroller und rolle schon mal vor, um dann an der Ampel wieder auf Oma zu warten. Sie hat den Weg zu sich nach Hause vergessen, wir gehen durch den Flur ihres Nachbarn, der aus dem Keller guckt. Oma quatscht sich fest, ich rolle weiter und warte vor Ihrer Haustür.
Im Traum finden wir ein Haus und ziehen testweise ein – mein Zimmer hat eine bogenförmige Fensteröffnung ohne Scheibe, könnte kalt werden. Veronika erzählt aus ihrem Leben, in dem auch immer wieder mal Zeit für das Kloster war. Noch heute kehrt sie einmal jährlich zurück in ihre Stammzelle. Wir öffnen eine Truhe mit kleinen Kostbarkeiten wie historische Kronkorken und hübsch bedruckte Metalldöschen, die nach und nach fotografiert und projiziert werden. Als es mir zu langsam geht, versuche ich es mit mehreren Gegenständen pro Bild. Die Kompositionen und Arrangements werden ein Erfolg, bejubelt vom Publikum.
Im Traum ein schwimmendes Haus, darunter Schwäne, zwei davon sind tot oder aus Keramik. Zum Sterben kehren Schwäne an ihren Geburtsort zurück, lernen wir in einer Doku.
Im Traum ein Buffet mit Nüssen, geformt wie Tetraeder, und etwa fünf Zentimeter groß, ganze Tabletts mit Feigen von frisch bis getrocknet, Himbeertörtchen. Ich kann nicht aufhören alles zu probieren, während nebenan mein Chor probt. Ich habe meine Noten verlegt.
Im Traum Tipps zur Geburtsvorbereitung: Atemübungen mit Zeichnungen, die auf der Rückseite des Papiers weiteratmen. Oder atmend aus Ton Figuren modellieren, möglichst organisch.
Im Traum nehmen zwei Jungs hinter meinem Rücken mein Gepäck auseinander und machen sich darüber lustig. Als ich es bemerke, mache ich ihnen eine Szene, kleinlaut packen sie alles wieder ein. In der Zwischenzeit bereitet sich alles vor auf einen großen chinesischen Tanz. Raumteiler werden zur Seite geschoben und die Treppe, auf der ich stehe, wird elegant im Boden versenkt. Ich erklimme die Stufen und bin auf Höhe des Bodens, kurz bevor der Deckel sich schließt. Die Parade ist beeindruckend und wir Zuschauer werden durch den Saal geschoben. Ich tanze mit einem Mädchen, das seine Schuhe verloren hat. Alle Schuhe, die hier rumliegen, sind ihr zu klein. Im Nebenraum gibt es ein Buffet, an dem wir ewig anstehen. Als ich dran bin, gibt es keine Teller mehr, doch Naomi hat sich so viel aufgetan, dass ich bei ihr mitessen darf. Nun brauche ich mein Gepäck, das überall verstreut ist. Zwei Koffer, Rucksack, Schlafsack, Isomatte, große Mappe, Tasche mit Proviant. Ich überrede den Busfahrer dort anzuhalten, wo die beiden Jungs von vorhin auf mich warten – pflichtschuldig helfen Sie mir beim Tragen. Die neue Haltestelle finden auch die anderen Passagiere praktisch, sie wird in den Fahrplan aufgenommen.
Im Traum suchen sich Naomi und Matthias das schönste Zimmer aus, Sie haben das kleinste Gepäck, doch hunderte Nägel dabei, mit denen sie eine Wand zum Igel machen. Das sieht spannend aus. Nur dass das Zimmer kein richtiges Bett hat, merken sie erst nachts.
Im Traum liegen wir gemeinsam unter einer Decke, beide nackt, beide im Halbschlaf, beide im Wissen, dass nein. Und doch finden sich unsere Körper auch ohne uns, deine Hände auf meiner Haut, im Schlaf, forschend, ohne Ziel. Du findest es spannend, wie sich ein weiblicher Körper anfühlt und ich bin überrascht über deinen. Ums Handgelenk trägst du einen blauen Skarabäus mit roter Schnur.
Im Traum eine Zugfahrt durch China, vor dem Fenster die Großbaustelle einer werdenden Stadt mit bunten Rohren und abstrakte Formen, die ich unbedingt fotografieren will. Auch Bäume mit rosa Blüten, halb vom Nebel verschluckt. Doch mein Handy streikt, kein Bild wird abgespeichert. Im Hotel angekommen suchen wir die Rezeption und finden sie im Keller, der Eingang ist so niedrig, dass wir gebeugt hinuntersteigen. Hinter dem Tresen keine Chinesen, auch nicht in der Armee – alles Amerikaner, die hier die Stellung halten. Später sitzen wir in einem überschmückten Raum mit Glitzerelementen, die ich auf eine Schnur auffädle, um hier wenigstens ein bisschen aufzuräumen. Wir decken die Tische in mehreren Räumen für ein großes Fest, zu dem niemand kommt. Wir verteilen die Kuchen unter den Helfern und ich juble jedem ein paar Dinge unter, die ich nicht mehr haben will.
Im Traum ein Telefonat mit Jana, ihre Stimme kommt aus dem Handlauf eines Treppengeländers, das sich plötzlich bewegt. Ich gehe hinterher, um den Gesprächsfaden nicht abreißen zu lassen, nur rollt es in die falsche Richtung. Dann steht Jana neben mir und fragt, ob wir zur Skihütte spazieren, um heiße Schokolade zu trinken. Als wir ankommen, schließen sie gerade – geänderte Öffnungszeiten aufgrund der Pandemie. Jana spricht von ihren Zweifeln zur Nachbarschaft, der Tratsch, ein Leben lang – hält sie das aus? Doch mag sie das Haus, das von ihrer Schwester umgeplant wird statt von dir, was du noch nicht weißt. Wir brechen auf, sie bleibt ratlos zurück, kurzärmelig im kalten Abendwind.
Im Traum drehe ich eine Runde mit dem Fahrrad, um allen, die ich schon lange nicht mehr gesehen habe, zumindest mal von weitem zuzuwinken. Oma steht vor dem Haus und wird von der Tante abgeholt, die sich jetzt auch mal kümmern möchte. Oma weiß nicht, was sie davon halten soll. An einem Bootssteg treffe ich Christian, dem ich Proviant für seine Reise mitbringe. Und zwei alte Kameras, die ich versehentlich eingepackt hatte vor zehn Jahren, sie gehören ihm.
Im Traum haben wir Besuch in unserer winzigen Wohnung, in der du die letzte Woche allein gelebt hast. In der Küche klebt die Arbeitsfläche, aus den Schränken quillt Brokkoli. Ich suche Tassen für Tee, sie sind verschwunden. Die Gäste sitzen um den Tisch und kratzen die festgetrockneten Kräuter ab. Im Wohnzimmer liegt der Boden voller Dinge, er ist nicht mehr zu betreten. Das ist doch peinlich vor unserem Besuch, der den Tee nun aus Suppentellern trinkt.
Im Traum sind wir bereit für unsere Hochzeit, unsere Familien holen uns ab und parken vor einer Festhalle, alles ist dunkel. Als wir den Saal betreten, geht das Licht an und unser Chor und Orchester singen und spielen nur für uns. Wir sollen auf die Bühne und etwas sagen, wir sind noch so verschlafen, dass wir kein Wort rausbekommen. Ich wünschte, ich hätte doch ein weißes Kleid, so nimmt man mir die Braut doch gar nicht ab.
Dein Schreiben schreibt dem Einen ein Heft unter die Knie. Du weinst dich bei mir aus, wimmerst in Rätseln von deinem Gehen, der Unmöglichkeit des Verlassens deiner Freundin, die doch bei deiner Tour dabei sein wird, als liebevoll illustriertes Schwein auf dem Plakat. Wir sitzen am matschbraunen Fluss, du platzt fast vor Gefühl, sagst aber nichts. In deinem Kopf ist noch alles offen, du willst meinen Rat, der nur von Tagesstruktur spricht. Ein kleiner Junge mit langen Haaren fragt dich vorsichtig, wo das Programm weitergeht. Gleich ist eure Lesung. Wir sitzen auf Kissen im Eingang eines Kinos, ihr unterbrecht euch gegenseitig in eurem Lesen zwischen den Plakaten der Traumfabrik.
Im Wohnzimmer meiner Eltern eine Ansammlung an Sofas für die Quaratäne, Beratung auf Abstand. Oma sitzt mit ihrem Teller am Klavier, da ist Abendsonne. Julia jammert über das zu weiche Bett, während ich am Telefon hänge. Ständig ruft einer an, der behauptet, wir hätten uns mal gekannt. Ich kann mich nicht erinnern und sage nichts, das zieht sich. Derweil fährst du mit Getöse und Anhänger davon.
Im Traum eine Bergschlucht mit reißendem Fluss. Es wird schon dunkel, als wir unsere düstere Ferienwohnung betreten, kaum ein Lichtschalter tut. Die Küche liegt voller Backwaren und im Gefrierfach finde ich eine zerbeulte Cola-Dose, in der ein altes Handy steckt, tiefgekühlt. Das wurde hier versteckt und dann vergessen.
Bei einem Festival mit schlechter Musik Familienknatsch über die Zeltverteilung und Dinge, die auf dem ganzen Gelände verteilt liegengeblieben sind. Nachts drehe ich eine Runde mit Rucksack, um alles einzusammeln, da sehe ich auf der Bühne eine seltsame Performance mit Wurstaufschnitt. In einem weißen Zelt tanzen deine zwei Cousins, um die Tiere zu vertreiben, ich mache mit.
Früher oder später fällt mir ein, dass ich mein Fahrrad nicht angeschlossen haben könnte. Ich suche es überall und finde es unter der Treppe – zu gut versteckt, das war ich selbst. Kurz darauf fehlt es schon wieder. Zwei Jungs machen grinsend eine Testfahrt in immer noch größeren Bögen um mich herum.
Traum von eurem Büro-Umzug in ein schickes Haus mit Aussicht. Überall stehen ausrangierte Möbel der Vorgängerinnen, massenweise CD-Ständer, die ja wirklich niemand mehr braucht. Über einen liegengebliebenen Flyer versuche ich deren Bürostruktur nachzuvollziehen. Im Nebenraum üben die Damen noch schnell für eine Präsentation, alles etwas steif und gekünstelt. Dein Chef testet den neuen Drucker und wartet ewig auf den Ausdruck. Du holst ein paar Sachen aus dem Auto und verläufst dich im Garten. Könnte eine Weile dauern, bis hier alles rund läuft.
Im Traum ein Künstleraustausch, dann überstürzter Aufbruch, der Bus steht schon bereit, doch alles liegt noch voller Kunst und Taschen, die sich nicht so schnell zuordnen lassen. In der Tür steckt der Schlüssel, für den sich niemand verantwortlich fühlt. In der Ecke steht ein bekanntes Kunstwerk aus Holz und Schnüren, eine Klappkonstruktion, die mich schon lange fasziniert. Als ich den Künstler dazu kennenlerne, bin ich verliebt und wir turnen gemeinsam durch sein Werk. Mit großer Verspätung ist alles zusammengepackt und der Bus fährt los. Es ist so voll, dass manche in der Gepäckablage sitzen, direkt über mir die schöne Frau, die ich unaufhörlich anschauen muss, sie streichelt mich unauffällig. Die Reise wird zur Klassenfahrt, auf der Sabine von ihrem Sabbatical im Camper berichtet. Danach muss sie sich entscheiden, wie es weitergeht, Erwachsenwerden lässt sich ja nicht ewig verschieben.
Im Traum schieben wir ein Klavier durch die Straßen von Amsterdam. Es regnet, begleitet von Windböen, die das überhohe Klavier zum Schwanken bringen. Zuvor eine Entwurfsrunde mit Clara und dem Pianisten, der auch stadtbekannter Grafiker ist. Die beiden diskutieren – was ist mein Part in diesem Projekt? Auf einer Brücke fängt mich einer meiner Brüder ab, wir müssen aufs Schiff zu den anderen Prinzen. In meiner Kabine verkündet eine Durchsage, dass das königliche Abendessen stattfindet, trotz Trauerfall. Doch erst mal muss ich raus aus den regennassen Kleidern. Es dauert, bis ich ausgezogen bin und als ich es endlich geschafft habe, bin ich wieder angezogen, also nochmal von vorn. Im Duschraum dampft es aus allen Ecken, bei mir kommen nur ein paar kalte Tropfen raus. Ich wechsle den Raum, doch dort sind nur Klos und die Tür geht nicht mehr auf. So stehe ich da mit meinem Handtuch. Eine Frau öffnet die Tür mit ihrem Schuh, ich schlüpfe hinterher, vorbei an meinen Prinzenbrüdern, die mir vielsagende Blicke zuwerfen. Ich weiß: Bei dem Trauerfall geht es um den Pianisten, um den sie sich gekümmert haben. Ich mochte ihn gern. Beim Blick aus dem Fenster meiner Kabine sehe ich, wie unser Schiff langsam in den Hafen einläuft. Das Anziehen ist noch mühsamer als das Entkleiden vorhin, dann bleibe ich eben hier. Doch wir Prinzen werden erwartet.
Im Traum wird Kathi aufgefordert in der Probenpause zu berichten, wie sie Menschen unterstützt in diesen besonderen Zeiten. Stattdessen trägt sie Gründe vor, warum sie es nicht tut und sich jetzt nur noch um sich kümmert. Sie findet kein Ende und das Orchester rutscht unruhig auf den Stühlen herum. Später beobachte ich, wie Kinder dem U-Bahnfahrer zum Dienstschluss ein Eis bringen. Das machen sie jeden Tag, seit fast niemand mehr mitfährt.
Im Traum frage ich in die Tischrunde, warum wir ausgerechnet die Dächer der Häuser in Frankfurt so gelungen finden. Einer kennt sich aus mit Stadtplanungsgeschichte, er erzählt von einem Katalog mit Dachformen und Ziegeln. Dies sei einem Stadtoberhaupt zu verdanken, das auch die Straßen pflastern und den Park anpflanzen ließ, darum die alten Bäume unter denen wir nun sitzen. Die hohen Hocker sind fest im Boden verankert und stehen zu weit weg vom runden Tisch. Ich klettere runter und suche einen, der mir vorhin so gut gefallen hat. Du schaust mir hinterher, lachend und wohlwollend, denn du weißt, ich komme wieder.
Im Traum bin ich verliebt, er ist toll, wir knutschen auf der Straße, im Schlepptau zwei kichernde Mädchen, seine Schwestern oder die Nachbarskinder? Wir nähern uns der Straße meiner Kindheit, die Häuser haben Augen, also nehmen wir die Treppe – ein Umweg den ich früher schon gegangen bin, wenn mir der normale Weg zu langweilig war. Wir entdecken drei identische Gartenhäuser, die Tür zum zweiten ist offen. Wir schlüpfen hinein und fallen übereinander her. Als er mich küsst und auszieht habe ich keine Zweifel mehr: Er muss es sein! Im Kopf stricke ich an einer Erklärung für die Familie, gleich ist mein Geburtstagsfest, alle kommen wegen mir und ich bin nicht da. Ich versuche die Uhr zu lesen, muss sie dreimal drehen, bis ich verstehe: eine Viertelstunde noch. Da kommt jemand, zwei Kinder mit ihrer Mutter. Wir verstecken unsere Nacktheit hinter dem Tischtuch und beteuern, dass wir gerade gehen wollten.
Im Traum ein Fest, zu dem ich alle eingeladen habe. Ich verspreche ein veganes Buffet und dass ich Joghurt besorge, laktosefrei. Dann vergesse ich es doch und ernte einen vorwurfsvollen Blick von Vera, die ich nicht kenne. Aus Frust schlägt sie sich den Teller voll, noch bevor die Feier beginnt. Sabrina sortiert sich noch und schaut sich um: Wir stehen in einem langen Gang voller Licht und Menschen, der die Kirche mit dem Fest verbindet. Alles leuchtet, wir sind geblendet und werden einfach weitergeschoben ins Sonnenlicht.
Traum von einem Ausflug mit unseren Familien in ein Einkaufszentrum. Papa muss sich erst mal ausruhen und bleibt zum Mittagsschlaf im Auto. Die anderen gehen schon mal vor, Toiletten suchen und etwas essen – es gibt nur japanisch. Im Keller finden wir eine riesige Modelleisenbahn, die extra zu deinem Geburtstag aufgebaut wurde. In der Miniatur-Landschaft sind kleine Kameras installiert, sie übertragen die Zugfahrt für die Gäste auf die große Leinwand. Sie fährt über einen beigebraunen Teppich, den kenne ich noch aus meiner Kindheit. Du baust alle Gleise ab und draußen auf dem Parkplatz wieder auf, nur fehlen dir allerlei Weichen, deine Route ist zu komplex. Du bist so vertieft in das Verlegen der Gleise, dass du deine Gäste vergisst. Deine Familie kennt das schon und beschäftigt sich selbst, meine muss ich erst noch wiederfinden im Labyrinth der Gänge.
Im Traum ein Unwetter mit überschwemmten Häusern. Christian ruft an und sagt, sein Haus treibt davon. Damit sind auch meine Bücher futsch, die ich in seinem Keller gelagert habe. Eine Welle hat gereicht, um alle Kartons durchzuweichen, die Farben der Bücher verschwimmen. Mama sagt, das wars dann wohl mit deinem Verlag. Sarah fragt, ob wir noch zum Konzert wollen. Wundert uns eh, dass das stattfinden darf. Eine Ausnahme, danach wieder Quarantäne. Nur blöd für Christian, sein Haus ist ja weg.
Im Traum sitze ich mit Aaron auf seinem Bett, wir schauen einen Film, der genau zu meiner Stimmung passt. Er hat die Wohnung aufgeräumt, im Flur hängt eine Fotografie vom Flur in spiegelverkehrt – diese Raumaufteilung wäre besser. Er hat ein Faltblatt über mich gestaltet mit Fotos, auf denen vor allem meine Brille zu sehen ist. Wäre ich Optikerin, könnte das so passen. Meine Schwester soll unbedingt meine Foccacia probieren, auch wenn sie nicht mehr frisch ist und fast zu hart zum Kauen. Sie beißt hinein und nickt tapfer.
Im Traum eine Probe mit meiner Band, die zum Wohnzimmerkonzert wird. Ein Gast steht auf und unterbricht uns, um zu sagen, er muss jetzt los. Also hören wir auf und die Tapete wird rosa mit weißen Punkten und vielen Rissen und Bauschäden in der Wand. In der Mitte meines Schlafzimmers hängt eine lange Kleiderstange, vor lauter Kleidern geht die Tür kaum auf. Ständig kommen Leute rein, Bikinimädchen. Marion nimmt mich mit auf ihrem Fahrrad, das uns ohne Treten den steilsten Berg hinaufbringt. Heute beide gestreift, sie hellblau, ich gelb. Oben wollen wir zelten und lernen zwei Jungs kennen, mit denen wir die Nacht verbringen, am Lagerfeuer und später im Zelt – erst da erkenne ich dich, wie schön, so vertraut! Beim Aufwachen eine Melodie im Kopf, die Veronika mit mir geübt hat für ein Quartett. Ob ich das kann, so allein mit den anderen Stimmen?
Im Traum gehe ich zu einer Hütte am Rande der Wüste, ich war lange nicht da und hatte vergessen, wie einsam sie liegt. Um die Angst zu vertreiben, singe ich laut und tanze im Garten, der fast vertrocknet ist. Abends entdecke ich zwischen den Kissen ein schlafendes Mädchen. Erst erschrecke ich mich und renne raus, nur wohin? Über mir die Nacht voller Sterne, ringsum Geräusche, ein Rascheln und Knacken im Gehölz. Lieber wieder rein, wo das Mädchen aufwacht und mich beim Kochen unterhält. Später nehme ich mir ein Fahrrad und stelle es zwischen viele andere, wo ich es später nicht mehr finde. Dann nehme ich ein anderes und radle weiter, das wiederholt sich von Halt zu Halt. Das letzte Fahrrad ist ganz hell, fast durchsichtig, selbst die Reifen. Es wird auffallen, wenn das fehlt hier im Dorf.
Im Traum ein Planspiel in einem alten Hotel, wir sollen ein Logo gestalten für die ganze Aktion. Laurenz kontrolliert uns, Zimmer für Zimmer, die haben doppelte Türen. Eine öffnet nach außen, die andere nach innen, beide sind mit verschiedenen Schlüsseln zu öffnen, was mir schon am zweiten Tag zu blöd wird, ich lasse sie nur angelehnt, trotz Wertsachen und Computer im Schrank. Ich wimmle Laurenz ab, um Clemens zu lauschen, der mir von seinen vier Kindern erzählt, jedes von einer anderen Frau, das wusste ich gar nicht. Die Anderen im Zimmer bitten um Ruhe, wenigstens an diesem Ort, also nehme ich den Besuch mit ins Bad. Ein weißhaariger Mann mit Hosenträgern überm roten Pullover legt sich neben mich in die Badewanne. Ich bin auch angezogen, doch mir ist kalt, das warme Wasser will nicht steigen, weil ständig der Stöpsel umkippt. Am Wannenrand versammeln sich immer noch mehr Leute, auch Philipp, der nicht weg will aus Berlin, aber keiner darf mehr bleiben, wir müssen weg. Wir finden eine Mitfahrgelegenheit in Laurenz’ Auto, mit Pizzaofen statt Handschuhfach. Die Pizza belegen wir immer noch dicker, aber sie wird nicht reichen für uns drei. Wir halten bei einem Laden, dort wird mir ein Teller Pasta mit Pilzen aufgetürmt. Als ich bezahle (Vorsicht: Handkontakt!), ist der Teller verschwunden, die Pasta aus und nur noch Gemüse zu haben, kalt. Die anderen warten ungeduldig im Auto, das mitten im Laden parkt. Die Verkäuferin zuckt mit den Schultern und will alles behalten für morgen, es ist ja auch schon nach acht.
Im Traum jobbe ich in einem Schuhladen, nur dass niemand mehr Schuhe braucht in diesen Zeiten, außer Kinder, die zu schnell wachsen. Um den Laden zu unterstützen, probiert sich eine Stammkundin durchs Sortiment. Ein Mann liefert Kartons und bietet mir an, den Laden zu saugen, zwölf Euro bekommt er dafür, die Münze ist riesig, fast handtellergroß. Mangels Kundschaft hat mir noch niemand gezeigt, wie das alles hier geht. Ich lege mich zwischen den Regalen schlafen. Ein Regal weiter liegt Andreas, erst mit Abstand, doch uns beiden ist kalt, also wärmen wir uns gegenseitig, bis wir eingeschlafen sind. Ich träume von einer Wanderung mit Rast an einem längs halbierten Baumstamm als Tisch, auf den Holzwürfeln drumherum sitzt meine Klasse und neben mir Heike, sie spricht über mich hinweg.
Im Traum ein Tanzworkshop, wir sitzen im Kreis auf dem blassgrünen Sporthallenboden. Die erste Übung ist leicht: Auf Knien gleiten wir ruhig durch den Raum und weichen uns gegenseitig aus, sehr japanisch. Dann finden sich immer zwei Frauen zusammen, als Rampe für einen akrobatischen Sprung der Jungs. Wir fragen den Kleinsten, ob er es mit uns versuchen mag – lieber nicht. Wieder im Kreis wollen zwei Frauen in vielschichtig schimmernden Kleidern nun endlich zum Eigentlichen kommen: zum Schweben. Wir schauen zu, sie konzentrieren sich, Ganz langsam heben sie ab und immer schneller steigen sie nach oben, erst sitzend, dann schwerelos tanzend in der Luft, sie schlagen Purzelbäume und Räder, ihre Kleider wirbeln in rotgrün und lilablau. Den schwebenden Schneidersitz erkenne ich wieder vom Flyer – also kein Photoshop, sondern Magie? Nein, Training, sagt die Kursleiterin. Wenn ich nur oft genug meditiere, kann ich das bald auch.
Im Traum sitze ich mit Mama im Naturpark-Express, wir plündern einen Geschenkkorb, denn die Hochzeit ist ja abgesagt. Sie versucht mir zu erklären, wer genau heiraten wollte, ich kenne sie nicht. Wir besuchen die Eltern der Braut, die Abstand halten: Wir stehen in ihrem Wohnzimmer, sie draußen auf der Terrasse. Nervöses Lachen, bis wir wieder gehen. Der Geschenkkorb wird zum Festmahl in der Wartehalle am Bahnhof, vor lauter Köstlichkeiten vergesse ich den Zug, der ohne mich abfährt.
Im Traum entdecke ich eine leerstehende Villa in rosa, die ringsum mit Bäumen verwachsen ist. Im ersten Stock kommen dicke Wurzeln aus der Fassade, die noch kahlen Äste reichen bis übers Dach. Bald, wenn die Blätter wieder sprießen, wird das Haus komplett eingewachsen sein und im Grün verschwinden, ein riesiges Gebüsch. Ziehen wir hier ein? Nur widerwillig gehe ich zurück zur Brache, zur Besprechung mit dem Lenkungskreis. Eine fragt mich, wo ich gewesen bin und ich erzähle ihr alles: Warum es mir ums Jetzt geht und nicht mehr ums Morgen und dass ich da so ein Thema habe, das zuerst dran ist oder auch nicht. Sie nickt verständnisvoll und hört dann wieder zu im Kreis der Engagierten.
Im Traum gehe ich mit Marina ins Schwimmbad. Wir sind erstaunt, dass es noch offen ist. Sie mag im warmen Becken bleiben, ich würde gerne schwimmen, vielleicht zum letzten Mal. Später eine Wanderung mit Raubzug, erst sind wir ein Team, dann beklauen wir uns gegenseitig bis auf die Kleider, uns bleibt nur die eigene Haut. Einer macht ein Ballett zu den wenigen Schritten, die noch außer Haus gegangen werden. Choreografie der Langsamkeit.
Wiederkehrendes Traummotiv: Zu viel Zeugs im Zug ausgebreitet, zu spät das Gepäck zusammengesucht, fast zu spät ausgestiegen. Wieder mit dem Chor unterwegs, Probenwochenende, ich bekomme das allerletzte Zimmer ganz oben, das nur durch eine Luke in der Decke erreichbar ist. Und wieder denke ich: Das kenne ich doch schon aus meinen Träumen, aber diesmal ist es echt. Das Stück haben wir noch nie geprobt, morgen ist Auftritt. Und das Abendprogramm verpasse ich, weil mir niemand Bescheid sagt. Eine meint, dass ich beim Konzert besser nicht mitsingen oder nur den Mund bewegen soll.
Traum von einem Theaterstück in einer riesigen Badewanne. Für das Publikum gibt es keine richtigen Plätze, also setzen wir uns auf den Rand. Wir werden gefragt, ob wir mit normalen Cerealien einverstanden sind oder ob wir Sonderwünsche zum Frühstück haben. Einer beobachtet, dass ich nichts dazu sage und weist mich zurecht. Ich will gerade nicht über Frühstück nachdenken. Dann geht es los: Eine Frau im Hautanzug schleppt eimerweise Pfannkuchenteig zur Wanne, deren Ränder ganz niedrig geworden sind. Zuerst verteilt sie die Masse in einem feinen Muster aus Linien, dann kippt sie alles hinein. Gerade noch rechtzeitig rettet Justyna ihren Gitarrenkoffer vor dem Ertrinken im Teig. Wir bekommen unser Müsli serviert, dann wird die Kulisse umgebaut. Eine Dusche neben einem Herd, alles zu groß, jeder Zuschauer sieht einen anderen Ausschnitt.
Im Traum spiele ich in einer Szene mit, von der ich erst danach weiß, dass sie gespielt ist und kein echter Streit zwischen zwei Freundinnen an der Haltestelle vor der Schule, an der kein Bus mehr hält. Meine blonde Gegenspielerin lacht, als die Szene im Kasten ist und spaziert erhobenen Hauptes davon. Kurze Lagebesprechung, dann schiebe ich ein Tablett auf Rädern voller weißer Miniaturen und Architekturmodelle vor mir her zum Bahnhof. Da fällt mir ein, dass mein Rucksack noch vor der Schule steht. Diesmal weiß ich, dass ich träume und mache einen riesigen Schritt über fünf Straßen hinweg, hebe ihn auf und bin wieder da – den Zug verpasse ich trotzdem. Empört schreit mich die Schaffnerin von der Tür aus an. Ich nehme den nächsten Zug, dessen Fenster so klein sind, dass ich nichts sehe und fast meinen Ausstieg verpasse. Statt die Haltestellen anzusagen, plaudert der Lautsprecher munter über die vorbeiziehende Landschaft und unsichtbare Dörfer, die dort mal existiert haben könnten, zu Urzeiten.
Im Traum geben wir ein Konzert, möglichst locker, doch wie? Die Lieder kenne ich nicht. Ich teile das Mikrofon mit Andrea, bewege nur die Lippen, kopiere ihre Gesten. Als sie bemerkt, dass ich sie spiegle, macht sie absichtlich komische Verrenkungen. So schüttelt sie mich ab und ich stehe stumm und mit hängenden Schultern allein im Rampenlicht, bis die Frauen aus dem Publikum die Bühne erklimmen, das Mikrofon ergreifen und schnipsend die Aufführung retten. Ich verziehe mich ins hintere Dunkel der Bühne und gehe. Draußen ist Nacht, die Straße glänzt vom Regen. Ein langhaariger Asiate in schwarzer Lederjacke richtet einen übergroßen mattschwarzen Porsche als Wohnmobil ein. Zwei düstere Typen pöbeln ihn an, ich gehe schnell weiter. Auf der Rolltreppe abwärts stehen die beiden hinter mir und kichern.
Im Traum sind wir mit Opa unterwegs. Du bringst ihn ins Hotelzimmer, wo er sofort einschläft. Später ist er so kalt, dass du ihn ins Auto trägst und den ganzen Tag in der Schweiz herumfährst. Irgendwann fährst du zur Grenze und fragst, was es kostet, einen Geburtstag über die Grenze zu transportieren. Der Zöllner stellt dir eine Rechnung aus. Ich sitze auf der Rückbank, die entgegen der Fahrtrichtung ausgerichtet ist und heule vor mich hin. Plötzlich sitzt Oma neben Opa und merkt erschreckt, wie kalt er ist. Sie wärmt seine Hände und er wacht auf. Ich nehme ihn in den Arm und er fragt, wie alt soll ich denn werden?
Im Traum telefoniere ich laut mit Bene in einem Reisebus, mir egal, dass mich alle hören. Als ich raus muss, habe ich zu wenige Hände, um alles einzusammeln: Rucksack, Schuhe, Schirm, Telefon. Die Bustür schließt sich schon, genervt macht der Fahrer sie nochmal auf für mich. Draußen erzählt Sabine von Schuhen, die Sie unbedingt haben muss: Regenfest.
Im Traum besichtige ich mit Papa ein Hotelzimmer für demnächst. Dann ziehen sich alle um für die Oper, ich bleibe wie ich bin und gehe schon mal vor zum Bahnsteig, der von Autos umtost ist – zwar alles hübsche Oldtimer in Bonbonfarben, doch unheimlich laut in diesem schwarzen Tunnel. Ein Paar mit Kind macht es sich auf einer Picknickdecke gemütlich. Das kleine Mädchen fragt mich, ob ich mich dazusetze und ihr erzähle, wer ich bin. Wir schauen auf den Verkehr wie auf ein Meer, bis meine Eltern und meine Schwester kommen – alle in rosa Ballkleidern, auch Papa.
Im Traum steht ein Mann im hautengen lila Sportoutfit mit pinkem Stirnband und Tennisschläger auf einem Surfbrett im Wasser und liefert sich mit dem Publikum einen vierundzwanzigstündigen Schlagabtausch. Eine riesige halbtransparente Kugel wabert zwischen ihnen hin und her und gerät immer wieder in Wasserlöcher, aus denen sie nach einigen Minuten wieder rauskatapultiert wird. Ich beobachte das vom Fenster aus, bis sich die Landschaft draußen zu bewegen beginnt und ein riesiger Campingplatz mit bunten Wohnwägen am Fenster vorbeizieht. Vor einem blauen Wohnwagen steht ein Polizist, er hält uns an. Vom Fahrersitz aus erklärt ihm Papa, wie das funktioniert, dass unser Auto, scheinbar fahrerlos, hinter uns herfährt. Papa hat da so ein Gerät, das exakt die Bewegungen des Lenkrads nachvollzieht, die er im Wohnmobil macht. Sowas hat der Polizist noch nie gesehen, er steigt ein und fährt eine Runde mit.
Naomi macht bei einem Flohmarkt mit und ist etwas enttäuscht, wie wenig sie für den Schmuck bekommt, auf den sie mal monatelang gespart hat. Warum sie ihn jetzt verkauft, verrät sie uns nicht. Du und ich schauen uns das Gebäude an, eine Schule, die früher mal ein Bahnhof war. Aus den Bergen führen steile Schienen direkt auf die Mensa zu. Ein ehemaliger Schüler erzählt uns von seiner Befürchtung, die Schule könnte irgendwann einfach losrollen. Er führt uns herum und unterhält sich vor allem mit dir. Er nähert sich dir langsam und küsst dich. Ich halte deine Hand, du bist nervös, dann küsse ich mit. Jetzt ist auch der andere nervös, aber auch freudig überrascht. Geht doch.
Im Traum bin ich zu Besuch in deinem Hamsterrad. Du hast zu tun, aber das macht nichts, ich bin eh gleich eingeladen zu einer Geburtstagsfeier in einem Club. Du bist gerade am Duschen, als ich los muss. Auf dem Herd habe ich noch zwei pochierte Eier stehen, was mir erst einfällt, als die Wohnungstür ins Schloss fällt. Ich klingle dich aus dem Bad, du öffnest mir, ein Handtuch um die Hüfte. Plötzlich haben wir doch Zeit füreinander und essen die Eier, die sich zu Würfeln geformt haben, sie schmecken gut. Deine Mitbewohnerin leistet uns Gesellschaft, ihr beide habt auch Lust auf den Club. Auf dem Weg dorthin verliere ich euch und finde mich in einem Keller wieder. Ich entdecke noch ein zweites Kellergeschoss und frage, ob dort mein Verlag einziehen darf. Der grummelige Besitzer gibt zu bedenken, dass es im Sommer recht dampfig werden kann hier am See. Endlich bin ich im Club, alle sind verkleidet und tanzen, immer wieder werden mir bunte Pillen angeboten, aber die brauche ich nicht. Als ich euch wiederfinde, seid auch ihr verkleidet und im Gesicht voller Glitzer. Du bist schöner denn je.
Der Traum diktiert mir den genauen Wortlaut der Sätze. Die Müdigkeit in mir sträubt sich, doch die Worte wiederholen sich so eindringlich, dass ich zu Stift und Notizbuch greife und mitschreibe:
Wie wunderbar ist das Leben, wenn die Ränder der Tage sich zur Zeit hin öffnen. Man sagt sich, ich sei einer, der den Ball halten solle, statt ihm auszuweichen. Eine Sinfonie klingt durch den Nebel des Waldes, in dessen Mitte unser Schloss steht. Dazu mischen sich die Klänge der Orgel aus den Katakomben. Ein Mann mit Schnauzbart packt seine Gitarre aus, sie ist ganz kompakt, ich darf sie für ihn stimmen. Im Saal finde ich eine Tür zu einem Nebenraum, dort sitzt eine Gruppe Asiaten und wartet. Sie sind aus Taiwan. Als ich gerade anfange sie zu verstehen, blinkt plötzlich ein Blaulicht auf dem Hof. Sie wissen, was das heißt: Das Virus ist da, vielleicht. Das soll jetzt untersucht werden, doch erst mal unsere Autos: Sie benötigen Fotos der Fahrzeuge, dazu Steckbriefe. Wir antworten mit der Nebelmusik, die im feuchten Morgenlicht über das Tal zum nächsten Hügel schwebt.
Im Traum bin ich sauer auf dich. Du erzählst mir vom Küssen und lässt mich warten bei einem Wochenende in den Bergen. Dreimal wechsle ich das Zimmer und meine Kleider, trage sogar Ohrringe, irgendwie möchte ich doch besonders sein für dich. Mama macht Kuchen und Torten, die überall im Haus rumstehen. Ich bin versucht zu naschen, einmal angefangen stopfe ich drei Hände voll in mich rein und rede mir ein, das war ja nur ein Rest, so unförmig wie der ist. Am Ende erfahre ich, dass es noch eine zweite Unterkunft gibt und du dort übernachten willst. Na klar, ich bin dir zu viel und du übernimmst jetzt sogar mein Schreiben, das ich in einem Schrank verloren habe. Die Schränke sind geflochten aus Weidenzweigen und stehen zwischen den Tischen und Stühlen im Speisesaal. Alles ist gedeckt für das große Fest, nur du drückst dich.
Drei Mädchen sitzen am Kindertisch und spielen Abendessen, die eine hört nichts, die andere sieht nichts und die dritte schweigt. Wir sind Gäste bei einem feierlichen Empfang und später im Eis am Meer. Wir sind zu dritt, der Mann geht etwas zu nah ans Wasser, wir sorgen uns um ihn. Kurz darauf kommt eine so große Welle, dass wir alle im eiskalten Wasser treiben. Wo ist die Prinzessin? Sie plant ihren großen Auftritt, als alle schon denken, sie sei erfroren. Später bringen wir ein kleines Mädchen zu Bett, auf ihrem Nachttisch stapeln sich Tupperdosen mit Essensresten, die da unbedingt bleiben sollen.
Traum. Oder Träume? Oft erinnere ich mich an zwei Geschichten, doch nie an ihre Reihenfolge.
In einem Getränkemarkt versuche ich kurz vor Dienstschluss Bier und Wein zu bekommen. Am Eingang strömen mir so viele Menschen entgegen, dass ich kaum reinkomme in das Geschäft. Drinnen sind nur Büros. Ein netter Mann gibt mir, was ich möchte, auch Cola in Riesenflaschen. Ich versuche die Kisten an meinem Fahrrad zu befestigen, es kippt ständig um. Nun muss ich mich entscheiden: Fahrrad oder Getränke. Immer wieder schleiche ich um das Gebäude und auch hinein, auf der Suche nach Kabelbindern oder etwas, das mir ermöglicht, beides zu transportieren. Da schließt sich das Rolltor fürs Wochenende, ich bin gefangen und weder ich noch die Getränke werden rechtzeitig zur Party zu Hause sein.
Meine Eltern sind zu Besuch in meinem winzigen Zimmer. Sie sind so müde, dass wir überlegen, ob sie hier irgendwo übernachten können. Decken und Kissen habe ich genug, nur die Matratze ist viel zu schmal. Mama schaut sich um und alles ganz genau an. Es gibt viele Klappschränke und einen Schrank als Bad, wie in einem Wohnmobil. Die Zimmerdecken sind niedrig und die Wände dicht beklebt mit bunten Aufklebern, darunter eine Tapete, die so stark gemustert ist, dass sie fast einfarbig wirkt.
Im Traum hält Matthias einen Vortrag mit musikalischer Begleitung von Gabi und Josh – sie spielt Cello und er Klavier in einer Wahnsinnslautstärke und Energie. Wir wechseln die Räume und setzen uns in Klokabinen, jeder für sich, alle diskutieren miteinander über die dünnen Trennwände hinweg. Die Kabinen werden zum Nachtquartier, manche besuchen sich gegenseitig und feiern bis spät. Zusammen mit Simona schlage ich die Zeit tot bis zum Beginn der ersten Chorprobe, die sich immer weiter nach hinten verschiebt. Es ertönt eine Bohrmaschine als Lärmskulptur.
Im Traum sitze ich in einem Vortrag und kann mich nicht konzentrieren. Neben mir ist eine so begeistert von der ganzen Veranstaltung, dass sie es mir ständig sagen muss. Sie wechselt zwischen den verschiedenen Bühnen hin und her, die Kleinkunst fasziniert sie. Die anderen im Publikum bereiten ihre nächsten Projekte vor und hören nicht zu. Alle senden, kaum jemand empfängt. Keiner will mehr sehen, aber alle gesehen werden. Ich stehe und gehe zwischen gedankenversunkenen Zuschauern umher. Zurück in meiner Bankreihe sagt die von vorhin: »Toll, oder?«
Zum ersten Mal von dir geträumt, nun also auch nachts: Du durchwanderst eine Wüste und findest einen Fisch, der japsend am staubigen Boden liegt. Du hilfst ihm auf und nimmst ihn mit. In der Zeitung liest du von Udo Lindenberg und wirst gedanklich er. Jemand sieht mich in deiner Kirche, wie ich dich anschmachte, während du spielst. Ich stelle mich zwischen die Orgelpfeifen, dir gegenüber, ganz nah. Du improvisierst, bis Wasser aus den Pfeifen rinnt, erst in kleinen Bächen, dann als Wasserfall, der uns von der Empore spült, ins Kirchenschiff. Jetzt japsen wir und dein Fisch schwimmt munter davon.
Ja, weiterträumen ... bis mich der Aktivschläfer neben mir aus meinem Traum kickt. Nicht nur einmal, nein – erst zuckt er beim Einschlafen, als gerade ein Waldschrat mit zotteligem Bart seinen Kopf schief hält und mich um die Ecke ins Traumland zieht. Dann muss er aufs Klo und versetzt die Matratze in einen Wellengang, als schliefen wir auf einem Wasserbett. Zwei Atemzüge später atmet er so laut, dass kein Träumen mehr möglich ist. Oder doch: Til Schweiger erzählt von seinen Büchern, meine sind schöner. Dann dotzt sein Hintern gegen meinen und der Traum – eben noch alles, was wichtig war – ist unwiederbringlich weg. Sonntag, 6:23 Uhr. Beim Träumen unterbrochen zu werden, macht mich wütend. Da werden mir Geschichten geklaut und mit ihnen das Vergnügen, sie im Halbschlaf zu notieren und später vielleicht zu tippen und dir zu schicken.
Traum von einer Silvesternacht, in der wir die Zeit vergessen. Erst um 0:37 Uhr frage ich Anja, wie spät es ist. Wir liegen uns auf dem Sofa gegenüber, teilen uns eine Decke und sprechen über Ziele fürs neue Jahr, uns fallen keine ein. Die anderen feiern nebenan, wir räumen kurz auf, gleich kommen noch mehr Gäste. Die kleine Carla ist putzmunter und isst Rosinen. Kai steht vor der Tür, fürs Klassentreffen. Später in der Nacht sind wir viele und bereit, ein Verbrechen aufzuklären. Eine Gruppe und einer allein, zur Tarnung.
Traum von einem Besuch im Schwarzwald bei Sarahs Wohnprojekt. Ein Gespräch mit Ihrer Bankberaterin und dem Architekten, dabei wollte ich nur mal schauen. Alle trinken Bier und noch eins, ich bleibe beim Wasser und bin müde. Vor mir liegt eine lange Fahrt. Die Handys sind alt und haben keinen Empfang, so kann ich nicht schauen, wann der Bus abfährt. Ich soll noch bleiben und etwas essen vom Zuckerbuffet.
Im Traum entdecken wir einen langen Wurm in der Brotschublade. Wir räumen sie komplett aus, da ist noch etwas: ein blau schimmernder Tausendfüßler, der in der Mitte breit ist wie ein Fladen. Er krabbelt auf eine große Knospe und verschwindet darin. Du rufst mich oder ich dich, wir können uns nicht hören. Du ziehst an einem Faden, der in die geschlossene Blüte führt und wirst ohnmächtig. Das Gift des Tausendfüßlers.
Im Traum falle ich samt Rucksack ins Hafenwasser. Die Bootsbesitzer lachen mich aus und helfen mir erst raus aus dem brackigen Nass zwischen den Booten, als ich schreie. Es ist Freitagnachmittag und sie wollen schleunigst raus auf den See. Ich hole den Laptop aus dem Rucksack, seine Tastatur ist jetzt stark gewellt, doch er tut noch. Tropfend trotte ich heim. Schmutziges Geschirr stapelt sich am Straßenrand, da fällt mir unsere Küchenbaustelle wieder ein, spülen dürfen wir derweil beim Nachbarn. Ich trage einen Stapel Teller zur Treppe. Der Teppich, der Boden und auch die Schränke sind dort so verklebt, dass ich alles stehen lasse und gehe. Ich tropfe noch immer.
Im Traum wohnt Georg in einem Wohnmobil, im Parkdeck über einem Einkaufszentrum. Clara gibt uns eine kleine Führung und lässt durchblicken, wie enttäuscht er ist, dass die versprochene Aussicht ins Grüne jetzt betonverbaut ist. Das Fenster seiner Schlafkoje zeigt direkt auf den Eingang zum Kaufhaus, täglich strömen Menschenmassen darauf zu und alle schauen rein. Auch Max und Vroni berichten von ihrer Hausrenovierung: Sie beschließen, das Dach anzuheben und ringsum ein Fensterband einzusetzen, so wird alles höher und heller.
Nach dem Aufwachen erzähle ich meinem Architekten davon, er entgegnet:»Verrückt, was heute alles geht.«
Im Traum bin ich zu Gast bei Thomas Gottschalk, in seinem Domizil am Wasser. Er empfängt mich in der riesigen Garage, dort stehen ein Gefährt mit unheimlich großer Ladefläche und ein Motorrad. Ich soll ihn interviewen, er flirtet lieber. Ich folge ihm durch lange weiße Gänge, vor den Fenstern nur blauer Himmel und weit unten das Meer. Er zeigt mir seine Kunstsammlung, Skulpturen in obszönen Formen. Eine roboterhafte Bedienstete schaut abwechselnd nach ihm und einem leeren Kinderbett, das sie gedankenverloren hin- und herwiegt.
Er fragt mich, ob ich mein Rad dabeihabe, wir könnten eine Tour entlang der Küste machen. Ich kam mit dem Bus, also nehmen wir sein Motorrad – bis kniehohes Wasser die Fahrbahn überschwemmt. Wie das geht, am Steilhang über dem Meer? Die Felswände sind glatte Wasserflächen, wie riesige Spiegel, die Sonne blendet aus allen Richtungen. Wir waten weiter, ich falle hin und die Strömung reißt mich Richtung Klippe, er greift nach meiner Hand und hilft mir auf.
Nach unserem Ausflug schaut er nach seiner Roboterin. Sie wiegt noch immer das Kinderbett, darin nun ein Berg Penne mit Tomatensoße, sie fallen beide hinein, er stopft sich voll mit Nudeln und vernascht sie gleich mit.
Geträumt vom Philosophen, der mir stolz das Ergebnis seiner neusten Umräumaktion präsentiert: Das Aquarium weg vom Fenster, dafür hat dort jetzt ein Stall für Kleinvieh Platz, es raschelt im Stroh.
Dann mein erster Tag im neuen Büro: Drei Schreibtische und eine Liegelandschaft aus mehreren Betten. Die Tische sind belegt, also bleiben mir die Betten, die ich ans Fenster schiebe. So mag ich arbeiten, liegend und mit Ausblick auf einen weitläufigen englischen Garten. Wenn nur die anderen nicht wären. Können die Schreibtische auch weg?
Liegemöbel sind ein Thema in meinen Träumen. Mag am Schlafen liegen.
Traum von Austern, in denen kleine langbeinige Monster wohnen. Glücklicherweise lasse ich anderen den Vortritt, die wissen, wie man die essen muss, um nicht von innen gegessen zu werden.
Ich beziehe eine Wohnung mit rotem Samtteppich, die Fenster schauen auf die Altstadt. Ich möchte alles umstellen, doch die Vermieterin rät mir, es erst mal so zu lassen, wie es die letzten hundert Jahre gewesen ist. Auch das Kleid, das ich trage, sieht aus wie vor hundert Jahren. Nun denn, probiere ich das mal aus, neue Perspektive. Immerhin – ein Fahrradabstellplatz direkt hinter dem Haus.
Im Traum treffe ich Madame Moneypenny und ich weiß schon alles, was sie über Geld zu sagen hat. So dauert es, bis wir ein Thema finden, das auch sie wirklich interessiert. Ernährung! Und ihre Schuhe, die sehr elegant sind und zu denen sie feine türkisfarbene Strümpfe trägt. Im Schrank sucht sie nach Kaffee, der neben der Brühe steht – das belustigt sie täglich aufs neue. Ich erzähle von New York, sie wittert genau dort in meiner Biografie einen Knick, womöglich hat sie recht.
Im Traum lädt mich meine ehemalige Klassenkameradin Judith überraschend zu ihrem dreißigsten Geburtstag ein. Ich bin etwas irritiert, dass sie erst jetzt dreißig wird, Jahre nach mir. Waren wir nicht alle ein Jahrgang, Dezemberkinder? Dich darf ich auch mitbringen. Als wir ankommen, ist noch kaum jemand da, nur die Familie, Freunde trudeln nach und nach ein. Judith begrüßt uns kurz und muss dann weiter, wir schauen uns um. Der Gasthof ist etwas altmodisch, doch schön vorbereitet. Plötzlich Gejohle und Applaus, ein Gast klärt uns auf: Heute feiern wir Judiths Hochzeit. Die Vorbereitungen sind ein Schauspiel für sich und gleichen einer mühsam einstudierten Choreografie: Der Bräutigam macht Soundcheck mit seiner Band, Stühle werden gerückt und Betten hereingetragen, die Trauung soll im Liegen stattfinden. Der Raum wird abgedunkelt und ich merke, dass ich meine Sonnenbrille trage und die normale Brille nicht mehr finde, also unscharf oder dunkel. Die Zeremonie zieht sich: Freundinnen und Tanten tragen theatralisch Texte vor, dazwischen zahlreiche Auftritte des Bräutigams mit seiner Band, Judith lacht die ganze Zeit, etwas verkrampft. Du gehst zwischendurch raus, die Band ist nicht so deins und Theater schon gar nicht. Dann sehe ich Matthias, der eben erst angekommen ist. Das Programm ist zwar noch in vollem Gange, wir fallen uns trotzdem in die Arme und ich weiß wieder, dass seine Umarmungen die besten sind. Wir lassen uns dann auch nicht mehr los und gehen Arm in Arm durch den Raum, um meine Brille zu suchen. Er erzählt, dass er auch kaum noch Kontakt zu Judith hat und sie sich nur meldet, um zu streiten. Da kommt sie angerannt und gibt Matthias im Vorbeigehen die Hand. Ihr Mann schmettert ein letztes Stück, dann ist es überstanden.
Die Brille finde ich erst nach dem Klingeln des Weckers wieder, da wo sie hingehört, auf dem Nachttisch.
Im Traum kollidiert ein spontan angesetztes Chorprobenwochenende mit Naomis Besuch, der mir wichtiger ist. Also schwänze ich die Probe am Freitag und stoße erst Samstagfrüh dazu. Alles ist anders als die Proben zuvor: die Rhythmen, die Aussprache, die Texte, ich komme nicht mehr mit. In der Pause sollen wir die Zimmer aufräumen, zu denen man nur gelangt, wenn man über einen Turm aus aufeinandergestapelten Hockern auf den Schrank springt und dann durch eine Deckenluke klettert. Ich erinnere mich an derlei Aufstiege aus meinen Träumen – das nervt mich so sehr, dass ich gleich wieder abreisen will. Irgendwie schaffe ich es dann doch nach oben. Die Zimmer sind teilweise dermaßen verwüstet, dass nur noch ein Hochdruckreiniger und Renovierung helfen können. Ich konzentriere mich auf die Balkone, deren Bepflanzung wir etwas stutzen sollen und ich versehentlich komplett zurückschneide. Das vormals grün eingewachsene Haus ist nun kahl, die Erntehelfer auf den Feldern ringsum sind entsetzt. Wir gehen zurück in den Gewölbekeller und proben weiter. Jede halbe Stunde fährt ein Bus, der mich von hier wegbringen könnte. Ich verstehe nicht, wieso ich dann doch bleibe.
Im Traum bewohnen wir Sarahs Haus, nachdem sie sich für das Nomadenleben entschieden hat. Es hat so seine Eigenheiten, Schlupflöcher in Wänden, ein tropfsteinhöhlenartiges Bad – generell eher eine Höhle als ein Haus. Dann steht sie vor der Tür und erklärt mir, was ich noch nicht weiß. Zum Beispiel der Typ, der immer vor der Tür herumlungert: Er will hier rein, um im Flur zu pupsen und dann wieder zu gehen. Wenn wir ihn nicht einlassen, kackt er uns vor die Tür.
In der Nachbarschaft wohnt meine Schwester, die wir besuchen, als sie gerade eine Party vorbereiten will. Ihre Gäste sind schon da, alle zwei Köpfe kleiner als sie, doch sie kommt nicht durch, die Arme voller Käse, der ihr jeden Moment zu entgleiten droht. Ich dränge mich durch die kleinen Gäste, um ihr einen Teil abzunehmen, dann fällt alles runter und wird zertrampelt.
Traum und Träume, ineinander verschlungen, wie unsere sechs Beine. Meditation, sagt der Guru, doch wir füßeln und schauen, wie weit wir so gehen können. Ein Junge, gerade mal zwanzig, Marco um die fünfzig, dazwischen ich. Es geht von mir aus, sachte und doch zielstrebig, nur wohin? Wir sehen ein Ritual, das uns Rätsel aufgibt: Ein Mann und eine Frau, die ein Mann sein könnte unter der Perücke, zwischen ihnen eine Fratze aus der Parallelwelt, in der wir nun sitzen. Wir sind alle im Rausch. Ein Tempel oder ein Zelt, das wir abbauen, während wir noch drin sind. Der schwere Stoff drückt uns zu Boden, wir kriechen durch die Farben, Orange und Rottöne. Nach der Meditation gehe ich zu meinem Bett im Schlafsaal, strecke mich darauf aus und überlege, ein Kleid anzuziehen, es ist heiß. Marco schaut mich an, verwundert über meine Initiative vorhin, fasziniert. Die anderen sitzen schon im Gartenkreis: Der Guru, die mit der Perücke, du und alle, die nicht von der Parallelwelt verschluckt wurden. Durch Meditation kamen wir hierher und die bringt uns auch schneller zurück, als uns lieb ist.
Ich hatte die Wahl: Ein Jahr lang Abendschule oder eben so richtig Schule in Vollzeit, dafür nur ein paar Wochen. Ich sitze in der zweiten Reihe, bis zur großen Pause geht alles gut. Dann zeigt mir einer ein Video über die Auswirkungen von Juckpulver, er lacht fies, das Pulver muss hier überall verstreut sein. Ich sehe meine Haut schon blühen und spiele die Alterskarte: Ich bin 33 und will einfach nur meine Ruhe haben, klar?
Nebenbei kellnere ich in einem Restaurant. Der Chef ist streng, doch er mag mich und lässt mich hin und wieder außergewöhnliche Rezepte ausprobieren: Ein Eigelb im Heißgetränk, er leckt seine Finger ab und schaut mich an. Der Pianist lädt mich auf ein Getränk ein, ich bestelle ein Klavierstück, das alle zum Zuhören zwingt. Er vertont die Geräusche im Raum, reagiert auf Geschirrgeklapper, Gemurmel, Räuspern, Lachen – ein Klangteppich als Echo, das langsam verstummt. Alle hören zu, Echo der Stille. Mit den Tasten mein Herz erobert.
Im Traum tauchst du eine Unterwasser-Bahnstrecke entlang, um noch rechtzeitig zum Schwimmturnier deines Büros zu kommen. Ich habe meinen Laptop im Hotel vergessen, rufe an und frage ob er noch da ist. Ist er, aber leider etwas nass.
Im Traum besucht mich Rafael – ja, der aus der Abi-Zeit. Wir spazieren durch die Altstadt und er legt seinen Arm um mich. Verheiratet bin ich und doch gefallen mir seine Sommersprossen wie damals. Wenn ich in den Spiegel schaue, sehe ich ein feines Netz aus Falten, das sieht auch er, doch er schaut mich an, als wären wir wieder achtzehn. Er erzählt von seiner Schwester, die noch bevor sie wusste, dass sie schwanger ist, ihren Beruf als Sonderschulpädagogin gegen was Schickes mit viel Geld eingetauscht hat. Das Kind hat von Anfang an bestimmt, das es eine reiche und schicke Mutter haben möchte. Sie fügt sich.
Im Traum bin ich zu Gast in Lenas und Janas Ferienhaus und versuche es aufzuräumen. Alles ist aus dunklem Holz, wie aus einer anderen Zeit, bis auf den Roboter, der den Boden saugt. Plötzlich riecht es nach Gas, ich sehe eine kleine Flamme auf dem Tisch, eile nach oben und entgehe der Explosion.
Im Traum nochmal eine Überraschungsreise von Sarah und Christian, diesmal nach New York, Last Minute für neunzig Euro. Statt uns die Stadt anzuschauen, hängen wir in unserer Unterkunft ab und in einem Laden, dessen Besitzer Aaron kennt und mir stapelweise meiner Bücher abkaufen will. Ich habe Angst vor den Versandkosten in die USA. Im Haus suche ich einen Moment für mich, um auf der Bettkante rumzurutschen, doch alle Wände zu meinem Zimmer haben Türen, ständig kommt jemand rein. Die Mission hinter unserer Reise habe ich noch nicht verstanden, irgendwas mit Würmern in Logos. Ich frage, ob wir Zeit haben, um Pete zu treffen. Auf einem Display steht, dass Patrick mir eine Nachricht geschrieben hat, doch da das Handy am Netzstecker der Kamera hing, ist diese Nachricht jetzt auf der Kamera und nicht mehr lesbar. Na toll.
Im Traum heiratet deine Oma Frida ihre beste Freundin. Lenas Heirat mit Jana hat sie ermutigt, endlich auf sich zu hören, und nicht mehr auf den Dorftratsch. Hochzeit mit 89 und ich bin nicht dabei. Ich bin so mit mir selbst beschäftigt, dass ich die Einladung nicht richtig lese und mir denke, es geht um einen gewöhnlichen Geburtstag, den ich ja ruhig mal verpassen kann, wenn es mir doch gerade einfach nicht gut geht. Gleichzeitig verpasse ich den Kuchen und du wirst bei der Hochzeit nach meinem Verbleib gefragt. Frida ist untröstlich, dass ich nicht komme – das kann ich nicht mehr gut machen. Und ich? Schaue derweil aus dem Fenster und mache nichts, endlich mal nichts.
Im Traum packt Julia ihren Koffer, sie muss los, spricht von einer Insel, auf die sie am Wochenende fliegt. Ich kann mir meinen obligatorischen Kommentar zur Klimabilanz nicht verkneifen. Sie wird sauer, schnappt sich ihr Bobby-Car und lässt sich zur Bushaltestelle rollen. Mir tut es leid, so möchte ich mich nicht von ihr trennen, ich laufe ihr hinterher, erwische ihren Bus gerade noch so. Sie drückt mir wirsch ihr Bobby-Car in die Hand und meint: Danke, dann kannst du ja an der nächsten Haltestelle raus und damit zurückfahren. Doch der Bus hält nicht. Nicht bis zum Studentenwohnheim, vor dem wir dann gemeinsam stehen und nicht reinkommen vor lauter Menschen, die ein- und ausgehen oder vor dem Eingang herumlümmeln. Irgendwann schaffen wir es dann doch im Julias WG. Aus dem Bad kommt eine Mitbewohnerin, sie ist nackt und ignoriert uns. Ich versuche, Julia zu umarmen, doch ich komme nicht an sie ran – zu viel zu tun, die Schule, die Reise. Also schaue ich mir eine Serie an. Dann klingelt mein Wecker den ich kurz ausmache, um weiterzuschauen – es klappt. Die Sendung handelt von meiner Hochzeit, den Vorbereitungen und dem fürchterlichen Chaos danach. Eine Biene sticht mich in meine Handfläche. Als ich dann doch aufwache, freue ich mich dass der Stich nur ein Traum war.
Im Traum bereite ich eine Rundmail an unsere Hochzeitsgäste vor, in der Mustervorlage sitzen seltsamerweise Bilder von griechischen Skulpturen, die Ausschnitte so gewählt, dass vor allem Penisse und Venushügel zu sehen sind. Die Bilder kann ich später ersetzen, nach der Familienfeier. Als mich Justus anruft und verwirrt nach dem Datum der Hochzeit fragt, dämmert mir, dass sich die Mail automatisch verschickt hat und zwar an den ganzen Verteiler. Unverzeihlich. Ich gehe los und treffe Justus auf einer Rikscha, wir werden durch Stuttgart geradelt. Keine Gelegenheit, meinen Fehler zu erklären. Ich wühle in meinem Geldbeutel zwischen ausländischen Geldscheinen und finde glücklicherweise noch einen Zehner, um die Rikscha-Radlerin zu bezahlen.
Im Traum ein neues Schlafzimmer, in dem die alten Pflanzen ihre Blätter hängen lassen und neue Bäume von Bienen umschwärmt sind. Auf jeder Biene sitzen mehrere kleine Wespen, es brummt und ich zieh mir die Decke über den Kopf.
Kurz darauf ein Spaziergang mit Clara. Es ist warm, doch nicht warm genug, um ohne Strümpfe zu sein und ohne Schuhe. Nach einigen Metern ziehe ich die mitgebrachten Socken an und muss feststellen, dass von den drei Paar Schuhen nur noch zwei einzelne da sind. Ich gehe ein wenig zurück, finde einen und stelle fest, dass auch mein Kleid auf links gedreht ist – wieso hat Clara nichts gesagt? Ich stelle mich in einen Hauseingang, fühle mich beobachtet, also betrete ich das Haus und den Aufzug. Der fährt mit mir hoch und runter, ohne anzuhalten. Die Beschriftung der Stockwerke verrät mir, ich bin in der Caritas. Auch keine geeignete Umkleidemöglichkeit.
Traum von Georgs neuem Zimmer und Clara, die ihm beim Einrichten hilft. Auch ich packe mich mit an, trage Bretter raus, arrangiere eine Sammlung an Stehpulten und gebe zu bedenken, dass niemand, nicht mal Georg, so viele Vorträge hält, dass er zu jedem einen anderen Tisch mitbringen muss. Das meiste wird dann doch behalten, das Ausmisten auf später verschoben, denn Georgs Verwandtschaft steht vor der Tür und will bewirtet werden.
Im Traum treffe ich eine Frau in hellgrauer Kutte mit wunderschönem Gesicht, alterslos. Ich setze mich zu ihr und weiche nicht mehr von ihrer Seite. Selbst als Schüler die Hallen fluten und klar wird, die Lehrer müssen raus – Schüler an die Macht, zumindest für einen Tag Schülerstreich. Vor der ruhigen Aura ihrer Rektorin haben sie Respekt, auch vor mir, die ich so entschlossen neben ihr sitze und lausche. Ich begleite die Nonne nach draußen. Sie spricht vom Ende der Sechzigerjahre, als sie nach Indien in ein Kloster ging, dabei lächelt sie in die Ferne der österreichischen Landschaft.
Wir feiern hier in einer Scheune eines der vielen Feste, die ein großes ersetzen sollen. Zu Gast sind auch zwei Frauen mit seltsamen Auswüchsen am Hals, wie fleischige Bärte, mit Haut. Das bringe das Kinderkriegen mit sich, zumindest bei Mädchen, erst nach Jahren bilde es sich zurück. Sie zeigen mir ihre Tricks, wie sie es in der Kleidung verstecken. Das funktioniert gut, daher hatte ich so etwas vorher noch nie gesehen. Da spricht auch keine drüber, sagen die Frauen und schütteln sich lachend. Sie tanzen, verstecken nichts mehr.
Nun feiern schon die Nächsten mit großer Tafel, an der noch Platz für uns ist. Du setzt dich ans andere Ende, möchtest nicht stören. Ich winke dich zu mir und du kletterst umständlich über den fein gedeckten Tisch und die Beine der tafelnden Gäste.
In der Nähe steht ein Baum, darunter eine Picknickdecke, auf der ich Anja zu erkennen glaube. Ich gehe hin, sie ist es und begrüßt mich, als hätten wir uns nicht vor Jahren sondern gestern erst gesehen. In ihrem Nacken erscheint ein Baby und noch eines, sie winden sich um sie wie Würmchen um ein Turngerät. Anja beachtet sie kaum und spricht lässig weiter über ihre Zeit in Schweden und München.
Im Traum sehe ich von Weitem Dennis, er will gerade gehen. Am Ausgang fange ich ihn ab und wir verabreden uns, wir haben uns Jahre nicht gesehen. Zum Abschied küsse ich ihn, wir lachen, er geht zu seinem Date und ich gehe wieder rein. Drei Tage Feiern haben ihre Spuren hinterlassen. Jemand baut verschiedene Bionade-Sorten zu einer Flasche zusammen, unter Gejohle wird versucht daraus zu trinken. Der Boden klebt. In einer ruhigen Ecke spreche ich mit Bettina, dann verschwindet sie in einem Zelt, in dem ihr neugeborenes Baby weint. Nach unserem Fest lassen wir alles stehen und liegen und gehen einfach los. Jedes Mal wenn wir kurz nach Hause kommen, sind wir überrascht, dass es noch immer so aussieht, als wäre die Party gerade erst vorbei. Dann gehen wir wieder.
Traum von einer Reise durch Südafrika. Ein Bus schlängelt sich auf engen Straßen durch die Berge, bis er in einer Kurve neben einem großen Haus stehen bleibt. Wir beschließen dort zu übernachten. Es gibt einen Grusel-Parcours, den ein Großteil unserer Gruppe gleich ausprobiert, ich erst später. Kurz bevor er schließt, gehe ich zur Kasse und krame in meinem Geldbeutel nach Kleingeld, es reicht nicht ganz, also gibt mir eine Frau eine Münze dazu, dann kann es losgehen. Ich soll unbedingt die Tür hinter mir schließen, sagt mir die Kassiererin zum Abschied. Ich stehe im ersten Raum vor zwei Türen, entscheide mich für die rechte und finde mich in einem Sitzungssaal wieder, der Tisch steht voller Torten. Als ich am nächsten Tag wiederkomme, merke ich, dass ich die Tür nicht geschlossen habe. Jetzt geht sie nicht mehr zu, der Raum dahinter hat sich ausgedehnt.
Im Traum habe ich dann doch Tobi geheiratet, um nicht zu viel Druck in die Beziehung zu dir zu bringen. Die Steuerersparnis dient Tobi und mir als Stipendium. Du und ich feiern trotzdem, als Hochzeitsgeschenk bekommen wir Hüte. Ich trage ein dunkelrotes Kleid mit Glitzer und einer passenden Schürze. Du bestellst Brot und bekommst jedes Mal einen kleinen Hefezopf in die Hand gedrückt. Du drehst und wendest ihn, betrachtest ihn von allen Seiten, um dann doch nach einem großen Laib Bauernbrot zu verlangen. Das wiederholt sich täglich. Die beiden Verkäuferinnen scheinen es nicht zu merken und versuchen es immer wieder mit dem Hefezopf. Ich liege neben Tobi, wir schauen uns an und wissen nicht so recht, was wir davon halten sollen, dass wir jetzt also verheiratet sind.
Traum von einem Gespräch an einem langen Tisch, am anderen Ende sitzt Demian, er lässt mich an seinen Drink nippen. Als ich mich über Stuttgart beschwere, meint Simon pragmatisch: Konzentriere dich auf deine Projekte und auf das, was dir wirklich wichtig ist, dann ist der Ort zweitrangig.
Zuvor in New York ein Treffen mit Mehmet, den ich kaum wiedererkenne. Er wirkt mager und verwahrlost, als hätte er zu viele Stunden allein am Computer verbracht. Wir sitzen im Kreis im Matratzenlager einer WG, die sich gerade auflöst. Sie sagen, hier gibt es zu wenig Privatsphäre, da ist es egal, wie gern man sich hat und wie sehr man sich nach Nähe und Wärme sehnt.
Im Traum setzt sich ein Afrikaner neben mich, er erzählt mir von seiner Flucht nach Deutschland und von seinen Plänen. Ich will ihm meine Telefonnummer geben, da kommt eine Schulklasse angelärmt und lässt sich um uns nieder. Die Lehrer beschweren sich über die Verhältnisse und Umgangsformen, die Kinder schauen in alle Richtungen und fühlen sich nicht angesprochen. Ein Schüler will mich unbedingt etwas fragen. Als wir alle gleichzeitig den Saal verlassen, verliere ich im Gedränge die Orientierung. Ich finde mich in der Gondel einer Seilbahn wieder, auf dem Weg zur Talstation, wo mich ein Mädchen über Design ausfragt. Ich habe ihn verloren und weiß nicht mal seinen Namen, murmle ich nur. Ach, vergiss Milo, sagt das Mädchen, meint aber ihren Mitschüler und nicht meinen neuen Freund.
Im Traum wehen lange schwere Samtvorhänge in blau und dunkelrot oder pink aus deinem Fenster nach draußen. Dahinter schläfst du bis in den Mittag hinein. Ich bin schon unterwegs, habe allerdings vergessen zu packen und sage dir am Telefon, was wir für unsere Wanderung alles brauchen. Wir verschieben die Abfahrt immer weiter, bis es dunkel ist. Im Salon klebt einer eine Zeichnung an die Wand, sie zeigt ihn selbst als stolzen Absolventen mit dicken grinsenden Büchern im Arm. Darunter steht: Morgen bitte keine Bücher binden, sofern es keine Abschlussarbeiten sind. Florina schaut vorbei, wir sind sprachlos.
Im Traum ziehe ich mit Tobi los, um die Stadt zu erkunden. Wir entdecken einen Laden mit Badewannen zum Testen. Wir beschließen, dort eine Pause einzulegen. Wir sitzen in zwei Bottichen, die sich beide plötzlich umdrehen und den Raum fluten. Unsere seitlich abgelegten Kleider sind völlig durchnässt, also nochmal zurück ins Hotel. Dort wird gerade mein Zimmer geputzt, ich überrede den jungen Mann, dass ich kurz rein darf. Im Park komme ich an einer riesigen Muschel vorbei, sie dient einem beachtlichen Teil unserer Reisegruppe als Wind- und Sonnenschutz. Ich frage in die Runde, ob jemand mitkommen mag. Tobi kann ich nicht mehr finden und Hexe verbringt die Zeit lieber hier im Garten, sie hat keine Lust auf Stadt. Die Jungs schließen sich mir an. Wir besuchen einen Bunker und entdecken Geheimtüren, hinter denen Arbeiter in gelben Anzügen Wände verschieben. Da dürfen wir nicht rein, tun’s aber trotzdem und versuchen zu verstehen, wozu diese Räume dienen. Dann ertönt eine Sirene, die Türen schließen sich, wir schaffen es gerade noch nach draußen, wo die Arbeiter uns ausschimpfen.
Traum von einem Ausflug zu einer Waldhütte mit drei Brüdern, ihrer kleinen Schwester und mir. Ich lenke ein Wohnmobil, das so hoch ist, dass es kaum unter den Ampeln durch passt. Gruselige Monster tauchen auf, erschaffen von den Brüdern, die ein Jahr in der Hütte verbracht hatten und sich dort gegenseitig mit diesen Kreaturen »beschenkten«. Ein spaßiger Krieg, der zur Routine wurde und sich nicht mehr bändigen lässt. Eines der Monster ist ein riesiges Auge, das nur besänftigt werden kann, wenn es Happy Birthday vorgesungen bekommt.
Im Traum ein Termin beim Notar mit der Familie, davor Kaffee und Kuchen mit allen. Kurz vor Aufbruch fragt mich meine Oma, ob ich mein Gepäck gleich mitnehmen will. Gute Idee, denke ich und renne in mein Zimmer. Dort sieht es aus, als hätte ich wochenlang nicht aufgeräumt, keine Chance hier schnell zu packen, die anderen warten. Also bleibe ich wohl noch ein paar Tage und sage Basel ab. Vor dem Haus die wartenden Autos und Diskussionen, wer wo mitfährt. Beim Notar dann ein großes Hallo mit noch mehr Familie, alle wollen ihren Anteil und sind neugierig auf die Nachricht aus dem Jenseits. Als ich meinen Mantel ausziehe, stelle ich erschreckt fest, dass ich dein gelbes Comic-T-Shirt trage, das mit den Flecken. Neben mir sitzt Verwandtschaft, die ich kaum kenne, sie kennen zumindest mein Buch. Dann geht es los. Der Notar hustet und witzelt und ich verstehe nicht, wie viel ich nun bekommen soll.
Traum von einer Fotografie an der Wand: In einer Kirche werden alle Gärtner geehrt. Dort stehen meine Eltern und meine Omas – außer Ihnen gärtnert niemand mehr. Sie wohnen in einer überdimensionierten Villa mit allerlei Zwischengeschossen und Geländern. Gerade zurück von einer Weltreise will ich gleich wieder weg.
Im Traum eine Verfolgungsjagd auf drei kleinen Schlitten, wir sind Mäuse oder sowas, jedenfalls klein und schlau und schnell – nur nicht ganz so schnell wie unser Verfolger auf seinem motorisierten Gefährt. Am Ende siegt die Schläue: Wir nehmen eine Route durch den Wald. Er bemerkt nicht, wie ihm von unten ein Auto entgegenkommt, aus der Ferne hören wir es krachen.
Im Traum vermisse ich meine Kamera und sehe sie zufällig in einem Film über Haie unter Wasser. Jochen hat den Film gedreht. Am Telefon ist er kurz angebunden, er muss los. Am nächsten Tag wieder. Ich gehe trotzdem zu seinem Atelier unterm Dach einer alten Fabrik, das nur über eine Außentreppe erreichbar ist. Dort arbeiten auch andere Künstler, am Eingang stolpere ich fast über frisch glasierte Tonschalen. Jochen muss wieder los und wimmelt mich ab, dafür treffe ich Britta, die nicht weiß, wie es weitergehen soll. Ständig erhält sie Briefe von jüngeren Versionen ihrer selbst. Der neuste fordert sie auf, einem Abendessen in ihrem alten Kinderzimmer beizuwohnen. Sie war seit Jahren nicht dort und hat etwas Angst, also begleite ich sie. Auf dem Weg dorthin treffen wir die kleine Britta und weitere – alle plappern durcheinander. Die zwölfjährige beste Freundin sitzt apathisch am Tisch, als wüsste sie schon vom Streit, der viele Jahre später zur Auflösung des gemeinsamen Unternehmens führt. Alle reden auf die ältere Britta ein, stellen bohrende Fragen, wollen verstehen, wo das alles hinführen soll. Sie fragt zurück, wie es überhaupt soweit kommen konnte. Vergessen wäre besser.
Mit jedem Geräusch reißt du Fetzen aus dem Traum, der mich noch nicht gehen lassen will. Meine Kamera ist noch immer dort und ich kann doch Britta nicht alleine lassen zwischen all den Blondinen. Schlimmer als Schwestern, man selbst. Anklagend, vorwurfsvoll, verständnislos, ungeduldig. Netter zu sich selbst sein, das wär doch mal gut.
Im Traum schenke ich Papa einen Ausflug nach Passau zu einer Ausstellung mit Übernachtung – allerdings nur für eine Person. Als ich nachfrage, wie es ihm gefallen hat, ist er erst freundlich und nickt, besinnt sich dann und sagt ganz ehrlich, dass er das Geschenk nicht verstanden hat und auch so schon genug alleine unterwegs ist. Recht hat er. Ich zahle ihm die Rechnung plus Schmerzensgeld.
Im Traum probiere ich mich durch einen Markt voller Kulinaritäten. An einem Stand mit zig Sorten Salz in weiß, grau, rosa und gelb kaufe ich Steinsalz und lasse es schon am nächsten Stand stehen. Du bist schon länger da, dir ist schlecht. Wir treffen Christian, er lehnt an einem Brückengeländer mit Blick auf den Fluss, um kurz darauf vertrieben zu werden von einem Filmteam, das einen Sänger für arte interviewt. Christian erzähle ich von den vielen Träumen, in denen er in den letzten Jahren aufgetaucht ist. Ich rede zu viel. Er hört zu und sieht noch immer aus wie mit zwanzig.
Im Traum erwache am Strand, die Sonne im Gesicht. Über mir eine weiße Brücke, die im Nichts endet, erst wenn ich den Kopf bewege, verlängert sie sich. Eine optische Täuschung? Könnte auch mit meiner Brille zu tun haben. Ich liege zu nah am Wasser, langsam kommt die Flut. Ich klemme mir meine Decke und Tasche unter die Arme, nur die Schuhe kann ich nicht mehr tragen, ich komme gleich zurück, um sie zu holen. Bei den Häusern lehnt mein Fahrrad, dessen riesigen Korb ich belade, während ich meine einsamen Schuhen am Strand nicht aus den Augen lasse. Neben ihnen liegt nun auch mein Schlauchboot, das ich ja auch noch unterbringen muss. Mama schlägt vor, das Boot hier anzuschließen und es später abzuholen. Wenn sie wüsste, was hier nachts mit den Banden los ist – das Boot würde zerstochen werden. Sie zuckt mit den Schultern und radelt schon mal vor. Durch ein Fenster sehe ich eine Frau träge auf dem Sofa lümmeln. So ist das hier, man steht erst auf, wenn die Sonne nicht mehr brennt. Nachts hatte ich versucht, in einem leeren Eckhaus unterzukommen, doch die Bruchbude war nichts für mich, darum der Strand. Der entfernt sich immer weiter, je näher ich ihm komme.
Traum von einem Urlaub in Albanien mit einer Aussicht, die das Auge kaum fassen kann. Eine Panoramaaufnahme zeigt Natur, Stadt, Meer, Felsen, Grün und Schnee. Tatsächlich beginnt es zu schneien, während meine Schwester und ich auf Liegestühlen schlafen. Die Flocken sind nicht kalt, eher neutral. Wir fahren nach Süden, die Pfeile auf den Straßen wechseln ständig zwischen Links- und Rechtsverkehr hin und her. An der Südspitze erwartet uns ein Schiff mit schmalen Kabinen – Julias Unterkunft von vor zwei Tagen. Sie hat noch Proviant, wir picknicken zwischen Dusche und Bett.
Traum von einem Fest mit Raketen, ein historisches Gebäude brennt ab. Mama möchte los, Micha und ich bleiben noch auf ein Klogespräch zum Thema ›Wie arbeiten?‹. Derweil fährt mein Rucksack samt Laptop versehentlich im Auto meiner Eltern weg. Eine Lampe wird mithilfe eines Flaschenzugs an der Decke installiert, darunter tanzt die Festgesellschaft, die mir plötzlich völlig fremd ist. Ich bekomme eine Rechnung serviert, soll mein Essen bezahlen und verschwinden. Nur kurz setze ich mich zu Martin und frage ihn, ob er bei unserem Fest auch alleine kochen würde für hundert Gäste. Er nickt und schüttelt den Kopf.
Im Traum treffe ich Christian, nach Jahren zum ersten Mal. Er tippt mir auf die Schulter und wir gehen ein Stück zusammen über den Campus seiner neuen Uni. Er sieht aus wie damals, halblange rote Haare, kein Bart. An einer Ecke bleibt er stehen, um sein Rad aufzuschließen, daneben hängt ein Plakat mit seinem Kopf und eine Einladung, die direkt auf sein Gesicht geheftet ist. Ich erinnere mich: Von hier aus hat er mir ein Foto geschickt, das ist sein Platz. Er steigt auf sein Rad, fährt einen kunstvollen Bogen nach unten, ich sehe ihm von einer Art Balkon aus zu. Er deutet auf einen Treppenturm, den ich nehmen soll, wir treffen uns wohl unten. Der Turm ist höher als gedacht, und es gibt zwar Stufen, doch die sind so steil, dass ich schon beim Hinschauen Höhenangst bekomme. Eine Frau, von ihren Freunden angefeuert, klettert vorsichtig hinunter und flucht leise vor sich hin. Ich sehe eine blaue Rutsche, die auch nach unten führt. Allerdings gibt es so viele Kurven und Abzweigungen, dass ich nicht weiß, ob ich noch richtig bin. Ich lande auf einer Zwischenebene und krabble weiter auf ein Förderband. Das war falsch: Hinter mir hupen zwei Kinder in Einsitzern, kurz darauf die Eltern in einem Zweisitzer. Wohl auch Touristen aus Deutschland, sie sind ebenso ratlos wie ich, wohin dieses Band führt und wo ich aussteigen könnte. Es befördert mich immer weiter weg von Christian. Dabei wollte ich das bunte Treppen- und Rutschengeflecht doch unbedingt noch für dich fotografieren! Sicher gibt es davon schon tausend Bilder im Internet, hatte ich vorhin gedacht. Jetzt da ich wach bin, bedaure ich, dass ich im Traum nicht fotografieren kann.
Traum von Hochzeitsvorbereitungen, Glitzerkleidsuche und einer WG-Besprechung für eine Demo. Später stehe ich nackt und selbstbewusst in einer Gemeinschaftsdusche voller exotischer Grünpflanzen, wo ich meinen Sandkastenfreund Thomas treffe. Und wie schon mit 13 muss ich ihm sagen, dass das mit uns nichts wird, obwohl wir schon im Kindergarten geplant hatten, dass wir mal heiraten und einen Bauernhof haben werden.
Im Traum gehe ich zur Aufführung meines Chores und werde spontan für die Inszenierung eingeteilt. Sie brauchen drei Leute, die während des gesamten Konzerts schaukeln. Was sie mir nicht verraten: Meine Schaukel schnellt nach oben, wenn ich nicht beide Seile festhalte. Eigentlich vorgesehen für den Höhepunkt passiert mir das schon während des Auftakts. Ich schnelle nach oben in die Spitze des Zirkuszelts – und das mit meiner Höhenangst! Als es dann wirklich soweit sein soll, verheddern sich die Seile in der Kulisse, ich hänge auf halber Höhe über der Entwirrung, die von Veronika dirigiert und von den Darstellern improvisiert wird. Noch nie habe ich schaukelnd solch ein Durcheinander verursacht und dabei so viele Blicke auf mich gezogen. Geblendet vom Licht versuche ich Haltung zu bewahren und bin froh, ausnahmsweise mal keinen Rock zu tragen.
Im Traum ein Arztbesuch, ich möchte wissen ob ich schwanger bin. Die Frau tastet mich ab, wühlt in mir herum und macht es kaputt. Ich bin stinksauer, sie versteht die Aufregung nicht und zuckt mit den Schultern. Sollen wir halt ein neues machen. Ob das nochmal klappt?
Traum von einer Atelierausstellung in einer Kunstakademie. Ich bespiele einen Container, in dem ich Essen immer wieder neu komponiere. Dazwischen liegen gesammelte Drucksachen, ausrangierte Inspiration meiner Grafikerfreunde. Rund um den Container steht Schrott und ein Klettergerüst, auf dem Fabian Kunststücke macht. Das Essen kommt gut an, die Tische werden immer chaotischer, ich sortiere und ordne neu, bis ich erschöpft auf einen Hocker sinke. Zwei Erstsemester stellen sich neben mich und fragen mich über das Studium aus. Der Kleine rechts von mir streichelt mich am Arm, an der Schulter, am Hals. Er ist wirklich sehr klein, aber interessant. Sein Kommilitone tut es ihm gleich und streichelt mein linken Arm, recht unbeholfen. Wie schütteln wir ihn ab und wo gehen wir hin, um in Ruhe weiterzumachen? Ich springe auf, bitte die beiden, dies und jenes umzuräumen und schicke sie in verschiedene Richtungen. Dem Kleinen gehe ich nach, zeige ihm den Weg zur Außentreppe, die nach oben in mein Zimmer führt. Wir fallen auf das Sofa, umgeben von einem Berg aus Kuscheltieren – die nächste Kunstaktion, erkläre ich knapp und vergrabe mich im knallbunten Plüsch.
Im Traum eine Wanderung in schwerem Geschmeide, danach ein Empfang und Oper. Wer kam denn auf diese Kombination? Die Nachbarn. Und doch meldet sich ein Großteil der Belegschaft für diesen Ausflug an. Die Tafel, an der gespeist werden soll, besteht aus einem Holztisch und in den Boden eingelassenen Holzpflöcken als Hocker, alles steht schief auf der freien Wiese am Hang, unbrauchbar für Sekt in Gläsern. Im Wirtshaus nebenan ist noch ein schlauchiges Nebenzimmer frei, wir ordnen die Tische neu an und dann doch wieder zurück. Die Nachbarn tragen elegante Kleider mit zartem Halschmuck, der sich optisch von einem Hals zum nächsten fortsetzt, wie Spiralen, die sich um Häuser winden und in den Kleidern wiederfinden. Meine Schwester bestellt Kir Royal für alle, obwohl wir noch verkatert sind. Deine Kollegen stoßen dazu, Daniel und Ferdi in glitzernden Radlerhosen, für die Demo, die gleich beginnt. Eine Choreografie langsamer Schritte, alle stehen im gleichen Abstand zueinander und staksen so uniformiert den Berg hinab. Ich schaue zu und kenne den Zweck der Demo nicht. Ich frage eine der Veranstalterinnen, die mich fassungslos zurückfragt, ob ich das wirklich nicht gehört hätte – in den Medien sei seit Wochen nichts anderes. Ich gestehe, dass mich Nachrichten zu sehr mitnehmen und ich sie daher meide. Sie holt aus und gib mir eine Zusammenfassung der Geschehnisse, ich nicke betroffen. Dann müssen wir schnell los zur Oper. Eigentlich wissen wir schon jetzt, dass zehn Minuten für den Weg nicht reichen, wir werden den Anfang verpassen und bis zur Pause vor verschlossenen Türen warten müssen. Die Treppe ist so überfüllt, dass wir über die Geländer steigen und in unseren langen Kleidern außen weiterklettern. Noch fünf Minuten, einmal durch die ganze Stadt.
Im Traum besuche ich Kasia in ihrer Hütte auf dem Berg. Statt ihrer Kunst nachzugehen, kümmert sie sich dort um drei Puppen. Du holst mich ab und setzt mich auf deinen Rücken, du rennst mit mir den Berg hinauf, so schnell, dass wir zwei Radfahrer überholen und fast abheben. Du lässt mich los und rennst weiter, ich rudere mit den Armen, mache Schwimmbewegungen und schwebe dir langsam hinterher. Da steht Paul in einem roten Overall und spritzt eine Fassade ab. Ich frage ihn, was er da macht. Er sagt, er habe seinen Job verloren, ihm ist ein großer Fehler unterlaufen, er möchte nicht darüber reden. Ich warte an der Straßenkreuzung, bis er fertig ist. Ich will ihn fragen, wohin er jetzt geht. Er schiebt einen Einkaufswagen vor sich her, biegt um eine Ecke und ist plötzlich weg – wie vom Erdboden verschluckt. Ich renne hin und her und rufe: Paul! Paul! Paul? Wo bist du?
Im Traum packe ich einen weißen Transporter voll mit meinen Sachen, die sich in den letzten Wochen angehäuft haben. Als ich fertig bin, stelle ich ihn in die Garage. Wir fahren erst nach dem Abschlussfest am Samstag los. Aus den Augenwinkeln sehe ich, wie sich jemand daran zu schaffen macht, das Gefährt rollt langsam los, ich springe auf und versuche, die Fahrerin aufzuhalten. Hinten drin sitzt eine Gruppe junger Frauen – Sozialarbeiterinnen, wird mir gesagt, als würde dies das »Ausleihen« meines Mietwagens entschuldigen. Ich erzähle von meinem ehrenamtlichen Engagement der letzten Wochen, alle sind unbeeindruckt. Beim Besuch der Lebenshilfe werde ich still und bewundere, wie aufopferungsvoll die Frauen hier täglich für die Menschen da sind. Sie lachen und trinken Schnaps. Die Fahrerin erzählt mir von ihrem familiären Schicksal: Als die Tochter verkündete, sie wolle weg und Kunst studieren, habe sich der Vater ins Eiswasser gelegt. Er hätte gerettet werden können, doch er sagte nur danke und tauchte ab.
Hüttenschlaf mit verzerrten Fratzen, Symbolen, Fischgräten im Schutzhelm, von einer Form in die andere fließend. Kein Zeichner kommt mit bei der Geschwindigkeit, in der sich alles ändert – Themen, Farben, Kulissen.
Clara und Philipp packen ihre Sachen. Aus dem Fenster des Frühstücksraums schaut ein Kind, in der Nähe Kuhglockengeläut, vor mir die aufgehende Sonne und schattige Berge. Ich hänge noch zwischen Traum und Tag, im Wissen, dass der Traum das eigentliche Leben ist, aufregend und wirr.
Im Traum muss mein Uropa raus aus seinem Haus. Sein ganzes Leben hat er dort gewohnt, jetzt wird es abgerissen. Nana plant einen Sitzstreik, denn das dürfen wir uns nicht bieten lassen – zumal wir nicht wissen, wohin mit ihm. Wir selbst haben testweise ein Haus geplant und bauen lassen: Ein riesiger Lichtschacht in der Mitte sorgt für Tageslicht in allen Etagen. Es gibt kleine Wohnungen, Einzelzimmer, Gemeinschaftsräume und Arbeitsplätze. Alles aus Holz, nur unter der Treppe liegt Teppich – du schüttelst den Kopf darüber. Sonst ist es ein gutes Haus, aber wer weiß, ob wir es uns jemals leisten können. Im Garten steht ein großer Baum, zwischen den Ästen sitzt mein Papa mit Säge. Die Leiter steht zu weit entfernt, ich bin nicht schnell genug, also springt er und lässt sich auf alle Viere ins Gras plumpsen. Sylvia lädt uns ein zu einer alternativen Stadtführung in Feuerbach. Ich bin zu spät dran, auf dem Weg zur Bahn hält jemand mein Rad fest – es ist Sylvia, die ihre eigene Veranstaltung schwänzt. Stattdessen gehen wir zurück zu unserem Haus, das jetzt von Festivalbesuchern besetzt ist. Heute tanzt jeder auf einer anderen Party.
Traumversatzstücke: Ein rotes Silberpapier auf dem großen Zeh, bewundert von den Damen aus der Nachbarschaft. Eine Wiese, regennass und voller Picknickdecken. Vortanzen, Abwarten, krabbelnde Kinder. Ein Erdrutsch im Schlamm. Ein riesiger Saal mit gigantischem Kronleuchter, einstürzende Decke, die den Blick auf die Sterne freigibt. Ich falle nach oben in die Nacht.
In der Abenddämmerung mit der Familie am Strand, wir liegen im seichten Wasser und diskutieren, ob das Wasser wärmer ist als der Wind. Kirchenglocken scheuchen uns auf, wir müssen uns beeilen, um rechtzeitig vor dem Gottesdienst unsere auf dem Steinboden verstreuten Dinge zu sortieren und einzupacken – es ist unser letzter Abend in Russland. Lena und Jana sitzen wartend auf ihren gepackten Koffern und kommentieren den Kram, den wir im Laufe der Reise gekauft haben, vorwiegend Bücher. Lena sieht die Preise und ist schockiert, wie viel Geld wir ausgegeben haben. Ich sage ihr, was sie in Schuhwerk, Jacken und Gewehre investiere, fließe bei uns eben in Bücher. Sie zuckt mit den Schultern und geht schon mal vor. Das Glockengeläut wird drängender, wir sind zu langsam. Gudrun zeigt uns einen Stein, der aussieht, als habe darauf der faltige Hinterkopf eines Säuglings seinen Abdruck hinterlassen. Sie streicht liebevoll darüber und ist glücklich über ihren Fund. Während wir noch packen, erzählt sie uns alles, was sie im Internet über diese Kirche gelesen hat: Die Bodenplatte sei vom Eingang bis zum Altar unterteilt in sieben Abschnitte, wie die Teile eines Briefes. Und Briefe schreibe man hier nur im Beisein der Mutter, die am Anfang und Ende jedes Absatzes erwähnt sein muss. Der Boden ist nun leer, die Koffer sind gepackt, die Glocken verstummt. Von außen lauschen wir den Gesängen und schauen durch die Kirchenfenster, die farbigen Scheiben wie Buchrücken an Buchrücken im Regal, wir setzen uns auf Höhe der Titel.
Theaterprobe zu Justynas neustem Stück. Ich soll ein Kochbuch dazu gestalten mit handgeschriebenen Rezepten aller Darstellerinnen. Der Saal ist dunkel und leer, das Stück geht los. Futuristische Kostüme, die Handlung verstehe ich nicht. Ich stehe im Weg, werde mal hierhin und mal dorthin geschoben und spontan Teil der Inszenierung. So normal gekleidet wirke ich wie aus einer anderen Zeit. Wir fahren durch die Stadt, selbst diese ist völlig verändert, wie ein Rendering, es fehlen die Details. Ganze Viertel sind lilablau gestrichen, auch die Dächer und Straßen. Weit und breit keine Autos außer unserem Lastwagen, dessen großflächiger Aufdruck mit einem erstaunt dreinblickenden Smiley – ein mit dicken Linien gezeichneter lilablauer Quadratschädel – für das Theaterstück wirbt. Vorne im Wagen sitzen Winfried und Katrin, wir besprechen das Buch: Handschrift und Handskizzen der Gerichte, eine Doppelseite pro Künstlerin. Ich krame in meiner Tasche, mein Smartphone fällt heraus und das Display zersplittert am Polster, das hart ist wie Stein. Alles Kulisse. Ich kann mein Notizbuch nicht finden, also fahren wir zur Google-Zentrale, finden keinen Eingang. Ich rufe meinen Kollegen an und bitte ihn, mir mein Notizbuch und den gelben Kugelschreiber herunterzuwerfen. Stattdessen öffnet er die gläserne Lamellen-Fassade für mich. Das Gebäude kann noch mehr: Wer versucht an der Fassade hinaufzuklettern, wird mit Illusionen seiner größten Ängste konfrontiert: Spinnen, Wespen, Höhe – individuell projiziert. Google weiß ja alles. Auch über die eigenen Mitarbeiter. Das machen wir uns zunutze und drehen den Spieß um. Im Gebäude wimmelt es von Phobien, bald haben wir alle vertrieben und die Etage für uns. Die Welt, eine Projektionsfläche individueller Ängste und lilablauer Visionen.
Traum von einem Theaterstück, zu dem wir mehrfach zu spät kommen. Bei der Dernière sehen wir zumindest den Schluss: Ein gedeckter Tisch mit rotem Essen, rote Bete, Traubensaft, Beeren – später in gelb, dann in weiß. Dazwischen schleichen Schildkröten, die von zwei kleinen blonden Mädchen in weißen Hemdchen durch den Raum gejagt werden. Die Rollen von Schauspielern und Publikum drehen sich um, das Publikum steht im Rampenlicht und wird von den Darstellern beklatscht. Darüber hängt ein Käfig mit müden Vögeln. Am Ende stellt sich heraus: Alles nur zu Werbezwecken für Käse.
Ein Mädchen malt Buchstaben, einen pro Blatt. Das Los soll über ihren Namen entscheiden. Ein Mann in futuristischer Ritterrüstung wacht über ihre Kalligrafie, in einer riesigen Halle aus schmutzigem Beton, vielleicht ein Bunker. Sie freunden sich an. Um die Zeremonie zu verhindern, inszeniert er einen Großbrand, schüttet Benzin oder Wasser aus Kanistern über den Boden, zwei Metallbleche schlagen aufeinander, dazwischen liegen kichernd Rachel und Matthieu und machen Lärm wie Donner. Geknister aus Lautsprechern, projizierte Flammen und rotes Licht verscheuchen die Menschenmenge aus der Halle, nur deren Anführer glaubt dem Feuer nicht. Er schickt ein rostiges, trapezförmiges Flugobjekt, das aus der Luft Wasser in die Halle kippt. Der Ritter flieht, verkleidet und rasiert sich, schneidet sich die Haare ab – nicht einmal das Mädchen erkennt ihn mehr. Sie steht im Kreis der Neuen, der Anführer schreitet durch die Mitte und mustert jede und jeden. Bei dem Mädchen bleibt er stehen, er küsst sie und gibt ihr seine Brille, hinter der es dunkel wird mit weißen Punkten, ein Blick in die Galaxie. Sie wurde auserwählt, nur einen Namen hat sie noch immer nicht.
Traum von einem dunklen Holzhaus, mitten im Wald an einem schlammigen See, vererbt an die Familie meiner Freunde. Wir beziehen es zu dritt, ohne zu wissen, ob wir es uns leisten können. Mein Zimmer steht voll mit Dingen, die ich nicht mehr brauche. Sara, die älteste Schwester, führt ihr Pferd um den See, Ben und ich begleiten sie. Wir landen im Schlamm und sortieren meine Dinge, Schublade um Schublade, die Unterlagen werden nass und gehen unter oder treiben davon. Egal, wir brauchen nur noch uns. In der Nähe gibt es ein Wirtshaus, in dem ich oft sitze. Der Sohn der Wirtin schaut verliebt. Eines Tages zieht er mich unter den Tresen und küsst mich. Es wird eine essbare Landschaft aufgebaut, Orangensaft mit Sprudel in Flaschen gefüllt, kräftig geschüttelt und darüber geschüttet. Alles blubbert und spritzt in Fontänen nach oben. Gelbe Springbrunnen, Blumen aus Obst, ich schaue begeistert zu. Flüsternd erzähle ich dem Jungen von meinen Freunden und unserem Haus, in dem noch Platz für ihn sei.
Traum: Auf dem Heimweg komme ich an Anjas Elternhaus vorbei, im Garten laufen die Vorbereitungen für ihre Hochzeit. Ich winke ihr von der Straße aus zu, sie bittet mich rein und zeigt mir das Chaos der Vorbereitungen – so vieles ist noch nicht fertig, in drei Stunden kommen die Gäste. Ich werde empfangen und umsorgt, als wäre ich ihre beste Freundin, selbst ihre Mutter und Schwester lassen alles liegen, um mich angemessen zu begrüßen und zu bewirten, dabei bin ich nicht mal eingeladen und so gut kennen wir uns gar nicht. Vielleicht sind sie froh über die kurze Ablenkung in dieser angespannten Situation. Zum Abschied drücke ich Anja, wünsche ihr einen wunderschönen Tag und Gelassenheit mit den Kleinigkeiten, die nicht mehr fertig werden. Ich packe meine sieben Taschen und gehe zur Bahn. An der Haltestelle steht Sebastian. Welch eine Überraschung, ihn hier zu sehen! Er trägt einen schwarzen Anzug, der steht ihm gut. Bisher kannte ich ihn nur in praktischen Outdoor-Klamotten. Wir umarmen uns zur Begrüßung, lange, zu lange. Ich spüre seine Wärme, mag seine Nähe, da kommt meine Bahn. Kurzentschlossen steigt er mit ein. Durchs Fenster zeige ich auf den Garten, in dem gleich seine Hochzeit stattfindet, die ersten Gäste sind schon da. Er zieht mich an sich, versteckt uns hinter einer Zeitung und küsst mich. Die Stadt wimmelt von den Hochzeitsgästen seiner zukünftigen Frau. Er lacht nur und die Bahn rollt weiter bergab, Station um Station macht er keine Anstalten auszusteigen und umzukehren. Als ich dann aussteigen will, greift er zwei meiner Taschen und geht voraus. Ich kämpfe noch mit einem Henkel, der hat sich verhakt und es dauert Minuten, bis ich ihn befreit habe. Die Bahn rollt schon wieder, die Türen sind noch offen, ich springe ab und stehe inmitten einer vierspurigen Straße. Da kommt Sebastian keuchend angelaufen, sein Anzug ist zerknittert und das weiße Hemd klebt an ihm wie nach einem Marathon. So kann er nicht heiraten. Ich weiß, sagt er lachend und nimmt meine Hand.
Im Traum kommst du, um mich zu wecken, küsst mich auf den Mund. Ich schrecke auf, kann mich nicht bewegen – ich träume noch. Stimme des Erzählers: »Die Leute machen weiter, jeden Tag, denn die Geschichte muss ja weitergehen.« Ich sehe ein Kinderbuch über eine Welt, etwas mittelalterlich, mit Markt und Stadtmauer. Ein Kind fragt immerzu: »Und wie geht die Geschichte weiter?« Alle tun komische Dinge, die nicht zueinander passen, da jeder seine eigene Geschichte schreibt, ohne auf die Geschichten der anderen einzugehen. Alle reden durcheinander. Geschichten in Geschichten und niemand, der uns das Erzählen lehrt. Wer erzählt, ist verantwortlich für das Durcheinander hier.
Im Traum ein Mord oder Selbstmord. Ich habe damit zu tun, weiß aber nicht, was passiert ist. Ich irre durch die Universität auf der Suche nach Spuren, die ich verwischen will. Eine Trauerrede im Hörsaal, nur Männer in schwarzen Anzügen, daneben ein Theaterstück von Studierenden. Als Kulisse steht da ein Lastwagen, ich setze mich ins Fahrerhaus und verfolge die Handlung, als könnte sie mir sagen, was passiert ist. Auf meinem Bauch entdecke ich Fußnoten, zu jedem Leberfleck eine. Du setzt dich zu mir auf den Fahrersitz und schaukelst, bis die Kulisse wackelt und die Karosserie nach vorne wegklappt. Wir sitzen im Rampenlicht, die Schauspieler spielen einfach weiter. Ich will nicht gesehen werden, flüchte in unsere Wohnung – sie ist winzig und von dunklen Tüchern verhangen. Muffige Geheimnisse liegen in der Luft, die Nachbarin heult, stürzt die Treppe hinab, du gehst und schaust nach ihr. Bei mir sind Steffis Kinder, auf die ich aufpassen soll, auch Amelie und Vincent. Alle wollen meine Aufmerksamkeit, doch ich fühle mich verfolgt. Die Kinder haben Hunger, da fällt mir ein: Es gibt eine Kantine, die gratis die Reste eines Luxushotels anbietet. Man soll anfangs zumindest vorgeben, Spenden zu wollen. Es gibt Berge an Kuchen, Törtchen und Waffeln, aber nur noch winzige Teller. Ich lade mir meinen so voll, dass ich ihn kaum tragen kann. Auf dem Weg vom Buffet zu den Tischen verliere ich einen Brownie, einen Käse-Kirschkuchen und eine vor Zucker triefende belgische Waffel. Der ganze Boden liegt voller Kuchen, mein Teller ist leer. Ich gehe zurück zum Buffet und finde nur neue Kuchen: Rhabarber mit Baiser-Bergen, verbrannte Reste. Auch die schlage ich mir auf den Teller und verliere sie auf dem Weg zum Tisch, an dem die Kinder sitzen, mit großen Augen und knurrenden Bäuchen. Das unfreundliche Personal (wie die Kuchen aus dem Hotel aussortiert) schaut mich vorwurfsvoll an, liest die Kuchen vom Boden auf und stellt sie zurück ans Buffet. Ein Anschein von Schlaraffenland, die Behauptung von Großzügigkeit, aber am Ende doch nur leere Teller und ein verklebter, krümeliger Boden. Und eben ein Mord, an den ich mich nicht erinnern kann.
Der Traum ist bunt und laut, gewaltsam und schön. Männer, Frauen, verwischt – reduziert auf ein Gesicht, das wie ein Mahnmal vor mir schwebt. Als ich aufwache, krabbeln überall Ameisen.
Geträumt von der Gestaltung eines Buchtitels mit Loch als Bauchnabel. Von einer Ausstellung mit Fotoshooting, Jonas als Model und Blitzanlage. Daneben Musik aus Kopfhörern, selbst komponiert. Ich kenne die Posen, mein Stift ist zerbrochen, mein Magen rebelliert.
Im Traum hänge ich meinen weißen Pullover zurück in den Laden und nehme mir einen neuen. Der Verkäufer merkt es, ich rede mich raus, dass es ein Versehen gewesen sei. Danach gibt es Kuchen in einem idyllischen Garten und ich bestelle immer weiter, obwohl der Kellner (vorhin Pulloververkäufer) gerne Feierabend machen würde.
Auf der anderen Seite des Flusses, direkt am Wasser, steht ein kleines Giebelhaus. Es war mal meins, Oma hat es für mich gekauft. Doch es wird seit einiger Zeit rückvergütet, in Oliven. Gleichmäßige Portionen, aus denen Muster gelegt werden können, so groß wie das Haus.
Traum: – und weg.
Ehemaligentreffen in einem Schlossgarten, auf dem Dach eines Hochhauses, mitten in der Stadt. Der Weg windet sich spiralförmig nach oben zu einer Aussichtsplattform, die leider so hoch bewachsen ist, dass es keine Aussicht mehr gibt. Tobi versucht mit Hilfe eines Enterhakens über die Metallkonstruktion auf das grüne Dach zu klettern. Er schafft es nicht und ärgert sich, dass er so schwach geworden ist.
Ich versuche, ein Gespräch mit Wolfgang anzufangen, frage, wie es ihm so geht. Sobald es beruflich wird, rennen er und Franzi kichernd davon. Tobi schenkt mir ein Hemd mit geometrischen Strichgrafiken, das mir wohl schon früher gut an ihm gefallen hat. Ihm ist es jetzt zu klein, während ich es höchstens als viel zu großes Nachthemd anziehen kann.
Auf dem Rückweg kommen wir durch einen labyrinthischen Garten, umgeben von einem Wohnviertel, das nach Geld riecht. Jeder Balkon hat eine individuelle Verkleidung – eine geschmackloser als die andere. Was wir sehen, sind die Spitzen von Wolkenkratzern. Wir finden den Aufzug nach unten in die Stadt, müssen aber warten. Vor uns steht eine Gruppe Jugendlicher, alle in Schwarz gekleidet, mit glänzendem Haar und von Drogen irrem Blick. Sie verschwinden im Aufzug, wir rücken auf in einen gläsernen Vorbau. Hinter uns schiebt sich ein alter Mann durch die Tür, vor sich einen Rollstuhl mit Hund.
Traum von Papieren, ineinander gesteckt, mit Plänen darauf, die nicht mehr lesbar sind vor lauter Linien.
Wir erkunden das leerstehende Haus gegenüber. Die Zimmer sind über die Etagen schneckenhausförmig hintereinander angeordnet. Unten gibt es ein kleines Restaurant mit überdachter Terrasse. Als Gäste vor der Tür stehen, bewirten wir sie spontan mit dem Wenigen, das die Küche noch zu bieten hat, vor allem das Geschirr ist rar. Jakob fängt an zu kochen, setzt sich dann aber doch lieber auf die Terrasse zu den Gästen. Also übernehme ich und versuche, das Allerlei aus Kohl und Nüssen zu retten. Plötzlich steht der Sohn der Hausbesitzer im Raum und sucht nach Dingen, die wir längst verlegt haben. Wir lassen uns nichts anmerken, servieren, kassieren und gehen unauffällig davon.
Im Traum lässt du mich kurz aus den Augen, verschwindest einmal mehr im Gebüsch, als ich Tommy treffe. Er ist auch schon früher an den See gereist, bevor der ganze Chorrummel hier losgeht. Er zeigt mir ein paar Schaukeln in den Bäumen über dem Wasser. Ich folge ihm und mag seinen Rücken. Wir gehen schwimmen. Ich klettere auf eine der Schaukeln und Tommy hängt sich an meine Beine. In der großen Runde setze ich mich neben ihn, du schleichst um uns herum. Als ich aufwache im Traum, hast du deinen Gürtel um unser beider Hüften geschnallt und ich habe einen dicken Fisch im Mund. Ich hole ihn raus und esse ihn langsam.
Im Traum ein Fest unter Bäumen, umzäunt von Buchstaben, die ich vor Jahren mitgestaltet habe. Meinen Gesprächspartner möchte ich darauf hinweisen, doch ich komme nicht zu Wort. Die Buchstaben drehen sich, werden zu magischen Zeichen, während wir uns tief in die Augen blicken. Du kommst von hinten angeschlichen, wirbelst mich tanzend im Kreis und küsst mich – der andere guckt ein wenig enttäuscht. Die Gäste klettern auf den großen Baum, hängen kopfüber an den Ästen und springen in Saltos zu mir herunter und rückwärts wieder hoch. Eine Nacht wie diese wird es nie wieder geben. Es ist warm, die Luft vibriert und alle fühlen sich stark, so verschrobenen sie auch sind. Bleib doch noch, es gibt noch so viel zu erzählen.
Natürlich träume ich von dir, wenn ich in deinem Bett schlafe. Wir fahren Auto, jeweils allein. Wir bewerben uns an den selben Schulen, werden abgelehnt. Wir stehen nebeneinander auf Gruppenfotos, ohne einander zu kennen oder jemals wirklich begegnet zu sein. Wir sehen uns nicht, wenn wir uns sehen. Wir träumen und leben aneinander vorbei.
Zwei Lehrer stehen neben dem Treppenaufgang und platzieren eine Stellwand, damit sich niemand verläuft. Lachend stellen sie fest, dass der Gang viel zu breit ist, um ihn abzusperren. Ich frage sie nach dem Weg. Tür reiht sich an Tür, eine steht offen und Carsten davor. Verwundert fragt er: „Was soll denn hier unterrichtet werden? Das Zimmer ist voller Betten!“ Laura und Heike stürmen hinein und hüpfen von Bett zu Bett. Die beiden kuscheln sich eng aneinander und in die Decken, bis Laura auf den Plattenteller rutscht und sich dreht, dass ihre Haare fliegen. Ich denke an die 2000 Euro Kaution, die jede von uns zahlen musste, und behaupte, die Rolle der Aufseherin liege mir am besten. Mit mahnendem Zeigefinger stelle ich mich mitten in den Raum, scharfe Zurechtweisungen bellend. Peinlich, wie gut ich das kann. Eigentlich steckte ich lieber mit den beiden unter der Decke, aber da ist kein Platz für mich, für niemanden. Lauras fliegende Haare sind ansteckend, die elektrische Ladung knistert auf meinem Kopf.
Aus einem kleinen Riss in meiner linken Handfläche fallen rote, klebrige Quader, alle gleich groß, etwa einen Zentimeter lang, dazwischen ein größeres Dreieck. Die letzten ziehe ich vorsichtig heraus, bis nur noch ein kleines Eck aus dem Riss ragt. Das sei Lobe, sagt Naomi, ein Blutplasma, das manchmal ausfällt, ausgelöst von Allergien. Fasziniert und angeekelt zugleich spielt sie mit den glitschigen Klötzchen. Ich fege sie mit der Hand vom Tisch in den Müll. Das hatte ich noch nie. Liegt es an diesem Haus? Mitten im Nirgendwo, umgeben von Landschaft – wenn nur die große Straße nicht wäre. Man hört sie nur, sieht sie nicht, denn vor den Fenstern stehen Mauern, nur durch das Glasdach fällt Licht. Ich suche den Raum mit den Fäden, knipse alle Lichtschalter an und aus, bis sich die Leute in der Küche beschweren. Ich finde die Ziehharmonika-Konstruktion, an der die Fäden früher hingen. Kein Platz mehr für solche Spielereien, die Konstruktion wird jetzt als Wäscheständer genutzt. Früher hing sie an der Decke, die Fäden reichten bis zum Boden und füllten den ganzen Raum. Man konnte darin tauchen, erinnert sich Georgs Vater, der nun auch hier lebt. Allen im Haus erzähle ich von den Klötzchen, der Riss ist schon fast verheilt. Der Mitbewohner kommt rein, er war beim Frisör und sieht jetzt doof aus.
Die Nachbarn meiner Eltern haben sich in Wien eingemietet, wo wir sie besuchen. Ringsherum stehen Betonklötze, eine Fernsehanstalt ohne Fenster, Büros. Die Wohnung selbst gleicht einem Labor, eine Pritsche mit abwaschbarem Bezug, schwere Plastikvorhänge als Raumteiler, kein Fenster. Ich mache mir die Finger schmutzig an einem schwarzen, klebrigen Klumpen, doch es gibt keine Küche, kein Bad, kein Waschbecken, an dem ich mir die Hände waschen könnte. Ich wische sie an meinem hellblauen Pullover ab, wo das ölige Zeug abperlt und zu kleinen Krabbelkäfern wird. Ich versuche, dir Zeichen zu geben, etwas stimmt hier nicht, doch man tut alles, um uns abzulenken. Eine junge Frau verführt uns, oder wir verführen sie, denn plötzlich ist sie nackt. Sie verliert die Kontrolle über sich, dabei sollte sie uns kontrollieren. Sie ignoriert die Anweisungen ihres Chefs von nebenan. Ich streiche über ihren glatten, weißen Rücken und finde eine winzige Nadel in der Haut. Ich ziehe sie raus und weiß, dass sie uns gilt. Ich manipuliere den Plan, den ich nicht durchschaue. Man befiehlt uns, uns anzuziehen für eine Fahrt mit dem Aufzug in den nächsten Stock. Ich lasse mir Zeit, stelle mich absichtlich blöd an, gebe dir Zeichen, versuche dich zu warnen. Wir werden in den Aufzug geschubst, er fährt aufwärts, biegt ab, gleitet am Dachfirst entlang und weiter durch die Stadt. Ich frage, ob eine Wohnung mit so weit auseinanderliegenden Zimmern nicht unpraktisch sei. Immerhin der Eingang sei zentral und zudem müsse man froh sein, in Wien überhaupt eine Wohnung zu finden. Der gläserne Kasten hält an einer Ampel, wir werden entführt.
Ein Holzschrank mit drei großen Schubladen, am Waldrand neben dem Haus. In der obersten Schublade finde ich Papiere, meine Papiere in allerlei Farben. Bald werden sie sich wellen, vergilben, unbrauchbar sein. Wie kamen sie hierher? In der mittleren Schublade liegen Briefe, Erinnerungen, Herzen. Alles ist durcheinander. Hast du sie durchgesehen? Hast du den Brief an dich gefunden? Mich gefunden? Hast du verstanden? In der untersten Schublade lagert dein Holz.
Vor dem Schrank im Gras liegt ein Strauß Plastikblumen, täuschend echt, aber viel zu schön. Du bist noch nicht zurück, sitzt auf einem Dach und hämmerst. Also gehe ich die knarrende Treppe hinauf zu deinem Haus, um eine Vase zu suchen. Ich finde nur den Krug, den wirst du brauchen, sobald du zurück bist. Ich fülle ihn mit Wasser und stelle die Blumen hinein. In diesem Moment verwelken sie und hängen müde ihre Köpfe über den Rand. Die Treppe knarrt unter schweren Stiefeln, ich fühle mich ertappt.
Wieso lagere ich meine Dinge hier – alles, was mich daran erinnert, wer ich war? Ich kam hierher, um mich in den Dingen zu spiegeln, um mich zu sehen. Folgst du mir? Was siehst du? Und warum versteckst du dich? Auch ich verstecke mich, hinter unübersehbaren Farben, hinter knalligem Prunk, der mich wie ein Wirbelsturm umgibt und vor der Ruhe da draußen schützt.
Noch immer das welke Kraut in der Hand suche ich nach dem Abfalleimer. Gibt’s hier nicht. Darum liegt die Wiese voll mit Dingen, die zu Blumen werden, wenn man sie nur lässt.
Der alte Mann räumt die mit großer Schrift beschriebenen Papierbögen zur Seite. Die Geschichte eines Mädchens, wie er sie sich zusammengereimt hat – und er hat an sie geglaubt. Er riskierte sein Priesteramt und seine Freiheit im Westen, um sie zu retten. Getarnt als Polizist verfolgte er die feine Gesellschaft in ihrem Wagen ohne Verdeck. Hände hoch, und alle wurden festgenommen, bis auf das Mädchen, das in der Mitte auf dem Rücksitz saß. Das Mädchen war ich, die ich jetzt in der Tür stehe und den alten Mann umarme, in Tränen aufgelöst, schluchzend. Mich, wie ich dort auf dem Papier stehe, hat er erfunden und damit meine eigentliche Geschichte ausradiert. Ein wenig kann ich seine Enttäuschung darüber verstehen, dass ich nur ich bin und nicht die Anna, wie er sie herbeigeschrieben hat. Er versucht sich aus meiner Umarmung zu befreien, denn in der Tür steht jetzt die Nachbarin, kopfschüttelnd über den alten Priester in den Armen eines Mädchens.
Ich spaziere die Straße entlang, Andreas im Schlepptau. Er ist zuvorkommend, höflich, blind vor Liebe für mich. An der Tür zu meinem Wohnheim angekommen fällt mir ein, das Licht ist kaputt. Kurzerhand repariert er dies und jenes, während ich die Treppe nach oben steige. Meine WG ist unter dem Dach, zweistöckig, darunter eine weitere, aus der lautes Lachen lockt. Ich trete ein, stelle mich vor als die, die schon vor Monaten eingezogen, aber erst jetzt wirklich da ist. Die Frauen nennen mir ihre Namen, die ich nicht verstehe. Ich solle sie wiederholen und mir besser gleich merken, meint die eine mit gemeinem Blick. Schwarze Locken rahmen ihr finsteres Gesicht. Hinten auf dem Sofa kuschelt ein Pärchen. Sie ruft herüber, dass sie oben im Zimmer neben meinem wohne. Ich fühle mich nicht unwohl, trotz der eigenartigen Aggression im Raum. Die Frisuren der Frauen sind anders, fast futuristisch, die Räume, die Möbel und das Licht dagegen wie in dem historischen Roman des Priesters. Anna heiße ich hier. Hinter mir steht plötzlich Andreas, der alles repariert und sogar das Treppenhaus nass gewischt hat. Seine blonden Löckchen, sein freundliches Gesicht und seine aufrechte Haltung machen einen guten Eindruck bei den Frisuren am Tisch. Doch er folgt mir nach oben in mein Zimmer, wo ich vier Betten für die Nacht vorbereite. Zwei Freunde von Andreas betreten die WG und strecken sich gleich auf den Matratzen aus. Andreas schaut mich an, will etwas sagen, oder auch nicht. Er will mich. Von nebenan ist ein Wimmern zu hören, ein Kind. Ich gehe rüber und schaue nach. Ein kleines Mädchen im Schlafanzug sitzt aufrecht im Bett. Sie fragt nach ihrer Mama. Sie ist unten, sage ich. Soll ich sie rufen? Nein, das ist gut, sagt sie und ordnet ihre Kuscheltiere neu an. Gute Nacht, sage ich und verschwinde im Bad. Ruhe, ein Spiegel. Ich sehe mich zum ersten Mal, sehe, dass meine Bluse zwar neu, aber altmodisch geschnitten und von grausamer Farbe ist. Ich lösche das Licht und taste mich zu meinem Bett. Andreas müsste da sein, vielleicht findet er mich.
Ist das Simon, der seinen Kopf auf Händen trägt? Und was ist das für ein Fenster? Ist er übergeschnappt oder einfach glücklich, so kopflos durch die Räume zu laufen? Mir hinterher, von mir weg. Dick ist er geworden und doch so elegant in schwarz und weiß, im Anzug mit Fliege. Ich lasse ihn stehen, seinen Kopf nehme ich mit.
Scherben neben meinem Bett – das Wasserglas. Ich stelle mir vor, wie sich die Splitter vom Boden lösen, in meine Träume schleichen, über meine Finger auf meine Haut. Lieber liege ich wach und starre auf das scharfe Geglitzer zu meinen Füßen. Und wenn jemand reinkommt?
Ich komme nicht raus aus diesem Gedankenklumpen voller Kisten, voller Papiere, die vielleicht, sehr wahrscheinlich sogar, wertvoll sind. Wir streicheln sie, die zerbrechlichen Blätter, von denen viele schief gefaltet, aber wahrscheinlich alle leer sind. Man müsste jemanden fragen, der sich damit auskennt. Ich sollte damit aufhören, sie zu streicheln, denn mein Streicheln wird im Schlaf zu einem Kratzen, dem Papier und Haut nicht gewachsen sind. Sie werden zerfallen, so oder so. Wir werden zerfallen. Grau, braun, beige, verschiedene Formate, die Großen streicheln sich am besten. Mach die Kisten zu, aber bleib, bitte bleib.
Das Gepäck ist weg, wo sind die Koffer? Ich muss zurück, doch all die Leute! Aus der U-Bahn schwappt ein Menschenstrom. Alles drückt und schiebt und drängt mich weiter, dann plötzlich bin ich draußen. Beladen mit Taschen und Koffern kämpfe ich mich durch die Straßen. Das Gepäck beisammen zu halten erfordert alle Kraft und Aufmerksamkeit. Von oben knallt die Sonne, ich schleppe mich weiter, habe es eilig, verliere ein Gepäckstück nach dem anderen, doch weiter, dringend weiter, bis ich mich verlaufen habe. Die Straßen kenne ich, die Städte wechseln, bei Nacht sind sie doch alle gleich. An einer dunklen Ecke stehen meine Koffer. Zu viele Koffer für eine Reisende allein. Als ich sie öffne, fällt mir ein, dass sie leer sind. Das waren sie die ganze Zeit.
Schon wieder geträumt, den schwer bepackten Traum. Die Städte wechseln, die Eile bleibt. Eine Traumreise in die Metropolen der Welt, wo ich nichts besseres zu tun weiß, als Terminen und Koffern nachzujagen.
Dabei reise ich doch nie mit Koffer!
Ein rundes Gefühl in den Armen.
Wie ein Plakat mit Kreis,
Eine Kuppel auf dem Dach,
Oder eine große Kugel tragend.
Wir hüpfen im Sitzen über die Wiese.
Ein kleiner, enger Nachmittag mit Sonne,
Die Arme rund, bereit zur Umarmung.
Fliehkräfte beim Aufwachen,
Im bequemsten Bett der Welt.
Wenn man sich abends Gute Nacht sagt und morgens nach dem Schlaf erkundigt, ist es, als hätte jeder dazwischen eine lange Reise unternommen. Keiner versteht so recht, was passiert, wenn er sich in seine Traumwelt verabschiedet.
Mein Ich ist wandelbar, wie jedes Ich
Allein wenn ich die Augen schließe
Bin ich wer anders und kann jede sein
Heute früh sogar ein Mann
Wann genau der Traum begann
Macht keiner fest
Denn Träume geben sich die Klinken
Einfach so von Hand zu Hand
Ohne Begrüßung, ohne Abschied
Kämpft sich das Traumschiff auf und ab
Und durch die Wogen
Über Wellenberge durch Wellentäler
Alles gleichzeitig und manchmal nichts
Und viel, so viel, dass beim Aufwachen
Brei daraus geworden ist
Wie ich wünscht’ ich könnte reimen
Dann entsteht am Ende Sinn
Doch so bleibt nur das Beschreiben
Von Frauen und Männern
Die ich selber bin
––
Meine Oma wirkt nervös und fahrig
Enkel nur Montags und Dienstags
Das ist nicht genug
Ich schlafe ein und werde nicht wach
Als der Dozent fragt wo denn alle sind
Die Oma rennt im Kreis
Bis sie umkippt, in meine Arme
Ein Sessel, ein Glas Wasser
Wir sind im Haus meiner Eltern
Sie erwacht mit einem Lächeln
Hat vergessen wer sie ist
Ich erkenne hier nichts wieder
Doch sie erkennt nicht mal mehr mich
Sie tanzt zur Tür, zum Garten
Wo Dunkelheit sie zu verschlucken droht
Im Wahn des Moments will sie weiter
Ich halte sie fest
Verzweifelt gehe ich zum Telefon
Ein Arzt, ein Notfall
Die Verbindung zerhackt die Wörter
Hallo, hören Sie mich?
Vater und Schwester eilen vorbei
Keine Zeit für Omas Allüren
Sie kommen und gehen
Und lassen mich stehen
Dann kommen sie wieder
Und versprechen zu helfen
––
Höchste Zeit, ich bin in den Bergen
Mit meinem besten Freund
Den ich zuvor noch nie gesehen
Er ist verrückt, wie meine Oma
Gefangen im Moment, ohne alle Sorgen
Vor dem Wandern gehen wir baden
Meer, Felsen und Freizeit
Buntes Gelächter vom Ufer gegenüber
Bis sich der Himmel verdunkelt
Der Sittenstrolch hat zugeschlagen
Alle Hotels verbarrikadiert
Wir warten im Schlafsaal
Auf dass die Zeit vergeht
Auch ich bin nun ein Mann
Haare sprießen auf uns allen
Die einen haben Sex
Die anderen dösen im Dämmerlicht
Vorhänge verdecken die Fenster
Doch die Angst kriecht durch die Tür
Sie knarzt und durch den Spalt
Schlüpfen zwei Gespenster
Schwarzweiß bemalte Gesichter
Freundin des einen, Freund der anderen
Beide mit Sense und lachendem Hohn
Der Sex greift um sich, die Frau trägt Bart
Eine Haarsträhne am Ellbogen
Was soll das alles und wie geht es Oma
Der Wecker klingelt ein fünftes Mal
Was kann der Tag schon dazu sagen
Nichts weiß er, denn ich bin viele
Dein gleichmäßiger Atem zerteilt die Zeit in Einatmen, Ausatmen, Stille. Einatmen, Ausatmen, Stille. Ich liege wach und mag mich nicht. In der Ecke wacht ein Schatten über uns. Das Halbschlaf-Kino lüftet seinen Vorhang, der Opernsaal wird zur Requisite, die Dimensionen heben sich auf. Der Schatten wird zum Riesen und steigt mit einem Schritt auf einen Logenplatz, sein Schuh passt gerade so hinein.
deine Hände streicheln alles glatt, schlichte Sachlichkeit, unendliche Schönheit, klare, fein geschwungene Kurven, in weichem Grau. Grau, wieso Grau? Bilder, unfassbare Bilder, keine Farbmusterexplosionen, wie sonst, doch auch sie verschwinden, sobald ich sie bemerke, die Visionen, die du für mich modellierst.